Lehre Uns zu Beten – Teil 9 („Vergib uns unsere Schuld“)

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Das ist der 9. Teil der erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre, „Teach Us to Pray“ („Lehre Uns zu Beten!“).

„Vergib uns unsere Schuld“

Christus lehrte uns zu beten: „Und vergib uns unsere Schuld…“ (Matthäus 6,12).

Eines der großartigsten Merkmale von Gottes Charakter ist seine Bereitschaft, uns unsere Sünden zu vergeben. Die Konsequenz jeder Sünde, die wir begehen, ist der EWIGE Tod (Römer 6,23). Aber Gott der Vater sandte seinen Sohn in diese Welt, um für uns zu STERBEN—um UNSERE Strafe zu bezahlen—damit wir Vergebung erlangen können, so dass unsere Todesstrafe von uns genommen wird (vergleichen Sie bitte Matthäus 26,28; Apostelgeschichte 5,31; Kolosser 1,13-14; Kolosser 2,13; und 1.Johannes 1,7).

Die Bibel enthält zahlreiche Versprechen von Gottes Vergebung. Wir lesen in Psalm 103,3.12, dass Gott „[uns] alle [unsere] Sünden vergibt“, und dass „er unsere Übertretungen von uns entfernt“ (Schlachterbibel). Psalm 130,4 sagt uns, dass bei Gott Vergebung ist, auf dass man ihn „fürchte“ oder aus tiefstem Herzen respektiere und verehre. 2.Mose 34,7 zeigt die Bereitschaft Gottes, uns „Schuld, Übertretung und Sünde“ zu vergeben (Schlachterbibel). Selbst wenn wir uns gegen ihn auflehnen, ist er noch immer gewillt, uns zu vergeben (Daniel 9,9; Elberfelder Bibel). Gott ist willens, uns unsere Schuld zu „erlassen“ (Micha 7,18; neue Lutherbibel 2009), unsere Sünden „zu bedecken“ (Psalm 32,1), und uns von unserer Sünde zu „reinigen“ (Psalm 51,4).

Um jedoch die Vergebung der Sünden zu erlangen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.

Wir müssen unsere Sünden vor Gott bekennen

1.Johannes 1,8-9 sagt: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“

Psalm 32,5 fügt an: „Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht. Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. SELA.“

Wir müssen um Vergebung BITTEN

Wenn wir Gott unsere Sünden bekennen, das heißt, wenn wir vor ihm unsere Sünden eingestehen und ihm gegenüber unsere Verfehlungen zugeben, dann müssen wir Gott auch darum bitten, uns unsere Sünden zu vergeben. Auch wenn Gott mehr als bereit ist, uns zu vergeben, so müssen wir ihn dennoch darum bitten.

In Psalm 25,18 bat David Gott um Vergebung, indem er betete: „Sieh an meinen Jammer und mein Elend und vergib mir alle meine Sünden!“ In Psalm 86,5 bekundete er: „Denn du, HERR, bist gut und zum Vergeben bereit, groß an Gnade gegen alle, die dich anrufen“ (Elberfelder Bibel).

Wir müssen im GLAUBEN bitten

Wenn wir Gott um Vergebung bitten, so müssen wir fest daran glauben, dass er uns vergeben WIRD. Wir lesen, dass uns „durch diesen [Jesus Christus] Vergebung der Sünden verkündigt wird… [und] durch diesen jeder gerechtfertigt [wird], der glaubt“ (Apostelgeschichte 13,38-39; Schlachterbibel).

Wir müssen von unseren Sünden ABLASSEN

Sprüche 28,13 sagt: „Wer seine Übertretungen zu verheimlichen sucht, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennt und davon ablässt, wird Vergebung erlangen“ (Menge Bibel).

Wenn wir von unseren Sünden ablassen, dann wenden wir uns buchstäblich von ihnen ab. Wir lesen in Jeremia 36,3: „Vielleicht werden die vom Haus Juda auf all das Unheil hören, das ich ihnen anzutun gedenke, und umkehren, jeder von seinem bösen Weg, sodass ich ihnen ihre Missetaten und ihre Sünden vergeben kann!“ (Schlachterbibel).

Wir müssen BEREUEN und zu Gott ZURÜCKKEHREN

Es ist nicht ausreichend, sich von seinen Sünden abzuwenden. Wir müssen uns gleichzeitig zu Gott hinwenden und zu ihm zurückkehren. Mit anderen Worten: Wir müssen unsere Sünden BEREUEN, d.h., wir müssen uns von unseren Sünden abwenden oder umkehren—aufhören zu tun, was falsch ist—und wir müssen uns gleichzeitig zu Gott hinwenden, indem wir das tun, was richtig ist.

Johannes hat niemanden getauft, der keine „Früchte“ brachte, „die der Bekehrung würdig sind“ (Lukas 3,8; Pattloch). Die Gute Nachricht schreibt: „Zeigt erst einmal durch eure Taten, dass ihr euch ändern wollt.“ Christus kam, um Sünder zur Reue zu rufen (Matthäus 9,13). Er sagte, dass wir alle umkommen werden, wenn wir uns nicht zu Gott hinwenden oder uns ändern (Lukas 13,3.5; Hoffnung für Alle; Gute Nachricht). Er sagte, dass die Einwohner von Ninive verschont blieben, weil sie ihr Leben änderten (Matthäus 12,41; Gute Nachricht). Paulus sagte, dass er viele „in der Kirche“ betrauern müsste, die nicht bereit waren, ihr sündhaftes Leben zu bereuen und sich zu bessern (2.Korinther 12,21; Gute Nachricht).

Selbstverständlich ist Christi Botschaft an die sieben Gemeinden im Buch der Offenbarung (Kapitel 2 und 3) voll der Ermahnung, Busse zu tun (besser: zu bereuen, umzukehren oder sich zu bekehren), und Christus zeigt ihnen die Konsequenzen auf, die sie zu tragen hätten, wenn sie es nicht tun würden (vergleichen Sie Offenbarung 2,5.16.21.22; 3,3).

In Jesaja 55,7 lesen wir: „Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.“

Jeremia schreibt im Buch der Klagelieder: „Lasst uns erforschen und prüfen unsern Wandel und uns zum HERRN bekehren!“ (Kapitel 3, Vers 40). Er fährt damit fort zu erklären, dass Gott ihnen wegen ihrer Abtrünnigkeit und Widerspenstigkeit nicht vergeben hat (Vers 42; Schlachterbibel). Die rev. Lutherbibel 1984 schreibt: „Wir, wir haben gesündigt und sind ungehorsam gewesen, darum hast du nicht vergeben.“ Warum nicht? Offensichtlich, weil sie sich nicht zu Gott bekehrt hatten—sie hatten ihre Sünden noch nicht bereut.

Salomo verstand, dass Gott uns unsere Sünden vergeben wird, wenn wir „beten… und von [unserer] Sünde umkehren… [und] zu [Gott] umkehren mit [unserem] ganzen Herzen und mit [unserer] ganzen Seele“ (2.Chronik 6,26.39; Schlachterbibel; vergleichen Sie 1.Könige 8,33-50). Beachten Sie ebenfalls Daniels Gebet um Vergebung, nachdem er bereut hatte, in Daniel 9,1-20, insbesondere Vers 13.

In Apostelgeschichte 26,18 sagt Christus dem Paulus, dass Vergebung darauf basiert, sich von der Finsternis hin zum Licht zu wenden. Beachten Sie die Ermahnung von Petrus an Simon Magus in Apostelgeschichte 8,22: „Darum bekehre dich von dieser deiner Bosheit und bete zum Herrn, ob dir vielleicht das Trachten deines Herzens vergeben werden mag“ (Menge Bibel).

Ohne Reue wird uns Gott nicht vergeben

Gott wird uns nicht vergeben, wenn wir es ABLEHNEN zu bereuen—wenn wir uns weigern, unsere Sünden zuzugeben und sie vor Gott zu bekennen; wenn wir uns weigern, ihn im Glauben um Vergebung zu bitten und es ablehnen, von unseren Sünden abzulassen und von unseren bösen Wegen umzukehren; und wenn wir uns weigern, Gottes Lebensweg zu beschreiten.

Gott ruft heute nur verhältnismäßig wenige aus dieser Welt heraus. Im Gegensatz zu Gottes wahrem Volk richtet er heute den Rest der Welt noch nicht. Dies bedeutet, dass Gott jenen, die in der Welt sind, noch nicht vergeben hat, da sie noch nicht zur Reue gekommen sind. Ihr Sinn wurde noch nicht für die Wahrheit geöffnet, und sie begreifen noch nicht das grundlegende Element der Reue; von daher fordert Gott von ihnen zu diesem Zeitpunkt noch keine Rechenschaft. Damit sagen wir jedoch nicht, dass die Sünde keinerlei automatische Konsequenzen hat oder dass der Sünder nicht automatisch bestraft wird. Falsche Entscheidungen führen zu falschen Ergebnissen, und Probleme führen zu weiteren, noch größeren Problemen.

Diejenigen, die nicht berufen sind und denen daher auch noch nicht vergeben wurde, werden in Apostelgeschichte 17,30-31 wie folgt beschrieben: „Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen [nicht: vergeben]; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Busse tun“ [besser: bereuen, umkehren].

Zusätzlich zu unserer Annahme von Christi Opfer zur Bezahlung für unsere Sünden müssen wir unsere Sünden vor unserer Taufe BEREUEN, selbst wenn wir aus Unwissenheit heraus gesündigt haben mögen (vergleichen Sie 1.Petrus 1,13-15: Epheser 4,17-18; 1.Timotheus 1,12-13; Apostelgeschichte 3,17). Gott bietet uns das Geschenk der Reue an, wenn er uns beruft, aber wir müssen darauf reagieren und es annehmen (2.Timotheus 2,24-26; Römer 2,4).

Als die Menschen erkannten, dass sie Christus, den Sohn Gottes, ermordet hatten, fragten sie Petrus, was sie tun sollten. Seine Antwort lautete: „Tut Busse [besser: Bereut oder „Bekehrt euch“, so Pattloch], und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi ZUR VERGEBUNG EURER SÜNDEN…“ (Apostelgeschichte 2,38).

Die Vergebung der Sünden FOLGT auf die Reue!

Es ist wahr, dass Christus am Kreuz betete: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lukas 23,34). Einige meinten, diese Schriftstelle beweist, dass Gott vergibt, obwohl keine Reue vorhanden ist. Dies ist verkehrt. Christus bat Gott nicht, ihnen IN DIESEM MOMENT zu vergeben. Als sie Christus ermordeten, ob sie nun direkt daran beteiligt waren oder seiner Ermordung nur zustimmten, WUSSTEN sie nicht, wer Christus war.

Beachten Sie die Predigt des Petrus in Apostelgeschichte 2, wo er ihnen die Identität Christi erläuterte. Sie töteten Jesus Christus als den Sohn Gottes nicht arglistig und böswillig. Als Petrus ihnen erklärte, was sie getan hatten, da „drang es ihnen durchs Herz“ (Vers 37; Schlachterbibel), mit anderen Worten erkannten sie nun das gesamte Ausmaß von dem, was sie verbrochen hatten. Petrus sagte ihnen, dass Sie MIT REUE UND TAUFE die Vergebung ihrer Sünden erlangen würden, nicht vorher! Er widersprach Christus nicht—sie stimmten beide überein. Petrus sagte keineswegs, dass Gott ihnen BEREITS vergab, als Christus um die Vergebung ihrer Sünden bat. Vielmehr verstand Petrus, was Christus im Wesentlichen gemeint hatte, als er seinen Vater darum bat, ihrer Sünden nicht für alle Zeiten zu gedenken. Christus bat den Vater: Sobald and wenn sie bereuen, vergib ihnen.

Gleiches gilt für das Gebet des Stephanus in Apostelgeschichte 7,60: „… Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!…“ Moffat schreibt: „Herr, lass diese Sünde nicht gegen sie stehen.“ (Vergleichen Sie ebenfalls Hoffnung für Alle; Gute Nachricht; Menge Bibel). Stephanus sagte im Wesentlichen das Gleiche, was Christus gesagt hatte: Werte dies nicht als die unvergebbare Sünde, für die es keine Vergebung gibt. Lass diese Sünde nicht auf ewig gegen sie stehen. Sobald sie zur Reue kommen—der Erkenntnis dessen, was sie getan haben—dann vergib ihnen. In Wirklichkeit haben also beide, Stephanus und Christus, Gott NICHT darum gebeten, diesen Menschen direkt in jenem Moment zu vergeben. Tatsächlich hatte Stephanus ihnen gerade erst in Vers 51 gesagt: „Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr.“

Stephanus sagte ihnen auch, ebenso wie Petrus, dass sie „Verräter und Mörder“ des „Gerechten“ geworden sind (Vers 52). Während die Zuhörer des Petrus bereuten, verhielten sich die Zuhörer des Stephanus anders. Sie verschlimmerten ihre Sünde, indem sie Stephanus ermordeten. Wir sehen also, dass Stephanus Gott nicht bat, diesen halsstarrigen Menschen mit ihren verstockten Herzen und tauben Ohren zu jenem Zeitpunkt zu vergeben, da sie nach wie vor dem Heiligen Geist widerstrebten. Er bat Gott, ihnen zu vergeben, SOBALD SIE IHRE SÜNDE ERKANNTEN UND DIESE DANN BEREUTEN. Wir erkennen ebenfalls, dass Stephanus dem Petrus keineswegs widersprach, der die Reue VOR der Vergebung gefordert hatte.

In der Tat finden wir zahlreiche Schriftstellen, die uns zeigen, dass Gott sich weigerte, Vergebung zu gewähren, wenn keine Reue vorhanden war. Beachten Sie, dass diese Beispiele die Art und Weise mit einschließen, wie Gott mit den Menschen des Alten Testaments umging, denen er nicht das Geschenk des Heiligen Geistes angeboten hatte (vergleichen Sie Jeremia 18,18-23 und Jesaja 2,9).

Gott vergibt uns unsere Sünden nicht, wenn wir uns weigern, diese zu bereuen, aber er ist schnell dabei, uns zu vergeben, sobald wir unsere Sünden anerkennen und von ihnen ablassen.

Da wir angewiesen sind zu beten „Vergib UNS UNSERE Schuld“, schließt dieses Gebet nicht nur die Vergebung unserer persönlichen, individuellen Sünden mit ein, sondern auch eine Bitte an Gott, die Sünden anderer zu vergeben, wenn diese bereut werden (vergleichen Sie 4.Mose 21,7; 1.Samuel 12,19.23).

Zusammenfassung

Aufgrund des Opfers Jesu Christi können wir den Vater bitten, uns unsere Sünden zu vergeben. Jedoch müssen wir unsere Sünden eingestehen und vor Gott bekennen, und wir müssen im Glauben um Gottes Vergebung bitten und darum beten, während wir uns gleichzeitig zu ihm bekehren und von unseren bösen Wegen ablassen. Wenn wir es ablehnen, unsere Sünden zu bereuen, dann können wir nicht erwarten, dass Gott uns vergeben wird.

Aber das ist noch nicht alles. Es gibt noch eine weitere Bedingung, die wir erfüllen müssen, um Gottes Vergebung für unsere Sünden zu erlangen. Diese Bedingung wird im nächsten Kapitel behandelt.

Verfasser: Norbert Link

(Fortsetzung folgt)