Lehre Uns zu Beten – Teil 8 („Unser tägliches Brot gib uns heute!“)

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Das ist der 8. Teil der erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre, „Teach Us to Pray“ („Lehre Uns zu Beten!“).

„Unser tägliches Brot gib uns heute!“

Christus lehrte uns zu beten: „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Matthäus 6,11).

Einige behaupten, dieses Gebet beziehe sich auf unsere geistlichen Bedürfnisse und auf die tägliche Versorgung mit Gottes Wort. Sie argumentieren, dass Christus sich selbst als das Brot des Lebens bezeichnet hat (Johannes 6,48-51; neue Lutherbibel 2009), und dass wir nicht vom Brot alleine leben, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt (Matthäus 4,4; neue Lutherbibel 2009).

Es ist natürlich richtig, dass wir zuallererst auf Gottes Reich und seine Gerechtigkeit schauen müssen, aber Christi Anweisung in Matthäus 6,11, um unser tägliches Brot zu beten, bezieht sich EINDEUTIG auf unsere physischen Bedürfnisse. Etwas anderes zu lehren würde bedeuten, etwas in den Text hineinzulesen, was offensichtlich NICHT gemeint war.

Wir sollten beachten, dass Christus sich selbst als das „Brot des Lebens“ (Johannes 6,48) bezeichnete, als er die jährlichen, neutestamentlichen Passa-Symbole von Brot und Wein einführte (Verse 53-58). Diese Symbole dürfen wahre Christen jedoch keineswegs täglich oder wöchentlich zu sich nehmen, sondern lediglich einmal im Jahr am jährlichen Passaabend, als eine Erinnerung an den Tod Jesu Christi. (Nicht auf richtige Weise getaufte Menschen sollten die Passasymbole nicht zu sich nehmen.) Somit bezieht sich die Anordnung Jesu Christi, um unser tägliches Brot zu bitten, in erster Linie auf unsere physischen Bedürfnisse.

Die Lamsa Bibel beispielsweise übersetzt Matthäus 6,11 wie folgt: „Gib uns Brot für unsere Bedürfnisse von Tag zu Tag.“ Einige Übersetzer weisen darauf hin, dass sich diese Bitte auf das Brot für den heutigen und den nächsten Tag bezieht. Die Elberfelder Bibel schreibt in einer Anmerkung: „[Unser tägliches Brot] – d. h. das für den heutigen oder folgenden Tag nötige Brot – [gib uns heute].“

Rieneckers Lexikon zur Bibel führt an:

„Die 4. Bitte lautet nach Matthäus: ‚Unser Brot für den folgenden Tag gib uns heute’… Sie will uns vor der ärgsten Not, aber auch vor falschen Zeitsorgen bewahren: Was zur Erhaltung des leiblichen Lebens notwendig ist, sollen wir erbitten; aber wir sollen es eben stets neu für den kommenden Tag von Gott erbitten, der allein der Geber und Bürge seiner Gaben bleiben will…“

Obwohl wir zu Gott dem Vater um unseren täglichen, physischen Lebensunterhalt bitten sollen, einschließlich Nahrung, Kleidung und Unterkunft, sollten wir nicht allzu sehr wegen dieser Dinge besorgt sein, die wir für unser tägliches Leben brauchen. Gott ist sich dessen bewusst, und er wird uns mit dem versorgen, was wir benötigen.

Christus sagte uns in Matthäus 6,25-34, dass wir nicht in Sorge um unser Leben oder darüber beunruhigt sein sollen, was wir essen oder trinken werden, oder um unseren Leib, was wir anziehen werden, da „[unser] himmlischer Vater weiß, dass [wir] all dessen [bedürfen]“ (Vers 32). In den Versen 33 und 34 fährt Christus fort: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen [besser: „und dies alles wird euch hinzugefügt werden“; so die Elberfelder Bibel]. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen [Lamsa Bibel: „Der morgige Tag wird sich seiner selbst annehmen“]. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

Wir finden eine Parallelstelle in Lukas 12,22-32. Christus sagt uns, dass wir Kleingläubige sind, wenn wir uns um unsere physischen Bedürfnisse ängstlich sorgen (Vers 28). Ebenso sagt er uns in den Versen 29-32, in der neuen Lutherbibel 2009: „Darum fragt auch ihr nicht danach [Menge Bibel: „So fragt denn auch ihr nicht ängstlich…“], was ihr essen oder was ihr trinken sollt, seid nicht beunruhigt [Lamsa Bibel: „Und lasst euren Verstand nicht durch diese Dinge beunruhigen…“; revidierte Lutherbibel 1984: „Macht euch keine Unruhe.“ Menge Bibel: „… regt euch nicht darüber auf.“]. Nach diesem allem trachten die Völker in der Welt; aber euer Vater weiß, dass ihr das braucht. Trachtet vielmehr nach dem Reich Gottes, dann wird euch das alles hinzugefügt werden. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“

Christus sagt keineswegs, dass wir einfach untätig zu Hause herumsitzen und darauf warten sollen, dass Gott uns auf wundersame Weise Nahrung und Kleidung sendet. Wir müssen uns um unsere Bedürfnisse kümmern. Es ist uns geboten zu arbeiten, damit wir genügend zu essen haben (vergleichen Sie 2.Thessalonicher 3,10.12). Aber wenn wir die richtigen Prioritäten setzen, dann wird Gott uns helfen, indem er uns Möglichkeiten bietet, dementsprechend zu handeln, damit wir genügend Nahrung, Kleidung und Unterkunft haben und die Erfüllung weiterer Bedürfnisse erleben werden. Christus sagt, dass Gott sein ganzes Königreich mit uns teilen will—wie viel mehr dann noch die bloßen Bedürfnisse des täglichen Lebens?

Gott verspricht, uns das zu geben, was wir benötigen

Wir lesen in Epheser 3,20-21: „Ihm aber, der nach der Kraft, die in uns wirksam ist, unendlich mehr zu tun vermag über alles hinaus, was wir erbitten und erdenken (können): ihm gebührt die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus bis hinaus auf alle Geschlechter aller Zeiten der Ewigkeit! Amen“ (Menge Bibel).

Ja, Gott ist imstande, uns auf eine Weise zu versorgen, die wir uns nicht einmal vorstellen können!

Philipper 4,19 fügt hinzu: „Mein Gott aber wird euch nach seinem Reichtum alles, was ihr bedürft, in Herrlichkeit zukommen lassen in Christus Jesus“ (Menge Bibel).

Beachten Sie, dass nicht gesagt wird, dass Gott uns mit allem versorgt, was wir wollen. Er spricht über die Dinge, die wir brauchen. Oftmals mögen wir um Dinge bitten, die nicht gut für uns wären, doch nur Gott in seiner Weisheit und Voraussicht ist in der Lage, dies auch zu sehen. Wir lesen in Sprüche 30,8, dass wir Gott nicht um „Armut oder Reichtum“ bitten sollen, sondern darum, dass wir „Nahrung haben, soviel [wir] brauchen“ (neue Lutherbibel 2009).

Die Pattloch Bibel gibt Sprüche 30,7-9 sehr schön in poetischer Form wie folgt wieder:

„Ein Doppeltes erflehe ich von dir, versage es mir nicht in meinem Leben: der Falschheit Lügenwort halt fern von mir, auch Armut oder Reichtum sollst du mir nicht geben! Schenk nur an Brot, soviel mir not! Damit ich, reich gesättigt, nicht zum Leugner werde und ‚Wer ist denn der Herr?‘ im Herzen sage; damit ich in der Armut nicht zum Diebe werde und meines Gottes Namen anzugreifen wage.“

Wir werden ermahnt, uns frei von Geldgier mit dem zu begnügen, was wir besitzen (Hebräer 13,5), besonders dann, wenn wir „Nahrung und Kleidung“ haben (1.Timotheus 6,8).

Als Jakob seinen Sohn Josef segnete, bestätigte er, dass Gott ihn sein ganzes Leben hindurch ernährt hatte. Er sagte in 1.Mose 48,15: „… Der Gott, dem mein Großvater Abraham und mein Vater Isaak dienten, der Gott, der mich mein ganzes Leben lang geführt und versorgt hat…“ (Neues Leben Bibel).

Beachten Sie ebenfalls dieses Versprechen in Psalm 34,10-11: „Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen; denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. Junge Löwen leiden Not und Hunger; aber die den HERRN suchen, müssen nichts Gutes entbehren“ (Schlachterbibel).

Gott will, dass wir das Leben genießen, und so verspricht er, dass er „uns alles reichlich zum Genuss darreicht“ (1.Timotheus 6,17; Schlachterbibel).

Aber Gottes physische Segnungen und Gaben sind nicht nur für uns bestimmt. Gott teilt sie mit uns, damit wir sie wiederum mit anderen teilen können. In 2.Korinther 9,8 lesen wir: „Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allezeit volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk.“

Oftmals greift Gott auf wundersame Weise zu Gunsten seines Volkes ein, einschließlich der Versorgung mit notwendigen physischen Dingen. Er hat dies für sein Volk Israel in der Wüste getan, und selbstverständlich ist er in der Lage, dies auch heute für Sie und für mich zu tun.

5.Mose 8,3-4 sagt uns, dass Gott Israel mit „Manna“ ernährt hat, und die „Kleider, die du anhattest, haben sich nicht abgenutzt, und die Füße sind dir während dieser vierzig Jahre nicht geschwollen“ (Menge Bibel).

Nehemia 9,20-21 fügt an: „Und deinen guten Geist hast du gegeben, um sie zu unterweisen. Und dein Manna hast du ihrem Mund nicht vorenthalten, und du gabst ihnen Wasser für ihren Durst. Und vierzig Jahre lang hast du sie in der Wüste versorgt, sie entbehrten nichts. Ihre Kleider zerschlissen nicht, und ihre Füße schwollen nicht [an]“ (Elberfelder Bibel).

Bitten Sie Gott, sich Ihrer Bedürfnisse anzunehmen

Wie wir bereits zuvor in einem früheren Kapitel erwähnt haben, sollen wir Gott darum bitten, uns zu geben, was wir benötigen. Obwohl Gott unsere physischen Bedürfnisse befriedigen will und er verspricht, uns mit dem Notwendigen zu versorgen, so will er dennoch, dass wir ihn darum BITTEN. Tun wir dies, so zeigen wir ihm damit, dass wir begreifen, woher unsere Hilfe kommt.

In Jakobus 4,2 lesen wir, dass wir möglicherweise nicht das haben, was wir benötigen, weil wir nicht darum bitten.

Philipper 4,6-7 sagt uns: „Sorgt euch um nichts [Hoffnung für Alle: „Macht euch keine Sorgen!“], sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“

Dies schließt natürlich unsere physischen Bedürfnisse mit ein. Tatsächlich gibt die Stelle die Ermahnung Christi wieder, sich nicht um Nahrung, Getränke oder Kleidung zu sorgen.

1.Johannes 5,14-15 versichert uns erneut, dass Gott uns mit den physischen Notwendigkeiten des Lebens versorgen WIRD, wenn wir ihn darum bitten: „Und dies ist die freudige Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir ihn um etwas nach seinem Willen bitten, er uns erhört. Und wenn wir wissen, dass er alle unsere Bitten erhört, so wissen wir (zugleich), dass die Bitten, die wir vor ihn gebracht haben, uns schon gewährt sind“ (Menge Bibel).

Warten Sie auf Gottes Antwort

Manchmal prüft uns Gott, um zu erforschen, ob wir geduldig sind. Er will sehen, ob wir ihm treu bleiben, wenn unsere gewünschte Antwort nicht sofort erfolgt. Psalm 37,4, 7 ermutigt uns: „Freue dich über den HERRN, und er wird dir geben, was du dir von Herzen wünschst [selbst physische Dinge, die wir nicht unbedingt benötigen, die aber schön sind zu haben]… Warte still und geduldig darauf, dass der HERR eingreift!…“ (Hoffnung für Alle).

Zusammenfassung

Gott weiß, dass wir Brot und andere physische Notwendigkeiten für unseren Lebensunterhalt benötigen, jedoch will er, dass wir ihn Tag für Tag darum bitten. Er hat versprochen, uns mit dem zu versorgen, was wir benötigen, wenn wir zuerst auf ihn schauen—auf das Reich Gottes und auf Gottes Gerechtigkeit. Jedoch mag er unsere Geduld auf die Probe stellen oder uns etwas vorenthalten, was nicht gut für uns wäre. Er will, dass wir lernen, mit dem zufrieden zu sein, was er uns gibt.

Verfasser: Norbert Link

(Fortsetzung folgt)