Den Standort Wechseln?

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Den Standort Wechseln?
von Norbert Link

Meinen wir, wir könnten unsere eigenen Probleme dadurch lösen oder ignorieren, dass wir die Kirchenorganisationen wechseln (selbst wenn sie Teil des geistlichen Leibes Christi wären)? Das ist nutzlos und verfehlt, weil uns unsere Probleme begleiten werden, egal, wohin wir uns wenden. Solange wir nicht willens sind, UNSERE Problem anzuerkennen und zu überwinden—nicht die Probleme anderer—sind wir und bleiben wir leichte Opfer für Satans Begierden und Verführungen.

Hierzu muss noch mehr gesagt werden. Viel zu viele denken, dass sie der Realität entfliehen und in einer imaginären Traumwelt leben können, wenn sie nur Standort und Örtlichkeit ändern. Aber wir erfüllen nicht unsere gottgegebene Verantwortung, wenn wir unsere Probleme nicht anpacken und stattdessen unsere Arbeit wechseln, oder unseren Arbeitgeber verlassen, in eine andere Stadt ziehen oder uns von unserer Kirchenorganisation entfernen. Das wird nie gelingen, weil, wie gesagt, uns unsere Probleme begleiten werden, egal, wohin wir uns wenden. Als Gott Israel aus der ägyptischen Sklaverei befreite, ging „Ägypten“ mit ihnen; es war nach wie vor im Herzen Israels.

Wenn natürlich eine Arbeit von uns verlangt, Gottes Gesetz zu brechen, oder wenn eine Kirchenorganisation beginnt, Gottes Wahrheit zu verwässern oder abzuschaffen, dann ist die Zeit gekommen, dem zu entfliehen (Offenbarung 18,4). Aber einfach aufgrund persönlicher Probleme davonzulaufen, weil man sich nicht seinen Herausforderungen stellen will, ist niemals eine Lösung. Genaugenommen stellt dies sündhaftes Verhalten dar, weil uns Gott ja gebietet, unsere Probleme zu sehen und zu besiegen, wo immer wir auch sein mögen. Vor unseren Problemen dadurch zu fliehen, dass man seinen Standort ändert, stellt den Versuch dar, vor Gott zu fliehen, der ja will, dass wir unseren Herausforderungen ins Auge sehen—und es ist nutzlos und sogar dumm zu meinen, dass wir uns vor Gott verbergen könnten (Psalm 139,7). Jona war nicht willens, seine Mission zu erfüllen. Er meinte, er könne „dem HERRN aus den Augen… kommen“ (Jona 1,3). Doch Gott sah zu, dass ihm Jona gehorsam sein würde—doch war dies ein langer, mühsamer und dorniger Weg.

Sprüche 27,8 sagt uns: „Wie ein Vogel, der aus seinem Nest weicht, also ist, wer von seiner Stätte weicht“ (Lutherbibel). Wenn man versucht, seiner gottgegebenen Verantwortung zu entkommen, anstatt seine gegenwärtige Situation zu ändern, dann gleicht man jemandem, „der vom Wege der Klugheit abirrt,“ sodass er „weilen“ wird „in der Schar der Toten“ (Sprüche 21,16). Es ist „des Menschen Torheit“, die ihn „in die Irre“ führt (Sprüche 19,3). Jemand, der sich in ungerechtfertigter Weise von seinen Mitarbeitern oder Geschwistern in der Kirche „absondert“, zeigt damit mangelnde Liebe und „sucht, was ihn gelüstet“ (Sprüche 18,1).

Es ist nicht aufgrund von Zeit und Zufall, dass wir einer bestimmten Kirchenorganisation angehören. Vielmehr hat uns Gott dorthin geführt. Wenn wir wirklich glauben, dass Gott in unserem Leben wirkt, dann werden wir nicht fliehen, wenn wir Probleme haben. Jesaja 28,16 sagt uns: „Wer glaubt, der flieht nicht.“ Es ist der „Mietling“, dem es an Überzeugung mangelt und der sich nicht um andere kümmert, der flieht, wenn er sich mit Schwierigkeiten konfrontiert sieht (Johannes 10,12-13). Anstatt unserer Verantwortung entgehen zu wollen, müssen wir uns Gott unterordnen und dem Teufel widerstehen, und es ist dann Satan, der von uns fliehen muss (Jakobus 4,7).

Man mag versucht sein, eine Kirchenorganisation zu wechseln, wenn einem „etwas“ nicht passt. Man mag denken, dass wir alle dasselbe lehren, und dass es ja nichts ausmacht, wo und mit wem wir uns versammeln, und wir mögen unser Verhalten zu rechtfertigen suchen, dass wir ja weiterhin im geistlichen Leibe Christi verbleiben. Doch wenn das „Einkaufen“ von Predigern oder Kirchengruppierungen geschieht, um seiner eigenen göttlichen Verantwortung zu entfliehen, dann begehen wir einen schrecklichen und tragischen Fehler und sogar eine große Sünde, die uns vielleicht das ewige Leben kosten mag. Eine Kirchenorganisation im geistlichen Leib Christi zu verlassen und sich einer anderen anzuschließen, die ebenfalls dem Leibe Christi angehören mag, stellt sündhaftes Verhalten dar, wenn dies aufgrund von Motiven geschieht, die nicht biblisch sind.

Wenn jemand durch einen Prediger Gottes innerhalb des geistlichen Leibes Christi auf richtige Weise ausgeschlossen wurde, dann ist er niemals in Gottes Augen „frei“, sich einer anderen Kirchenorganisation im Leib Christi anzuschließen, solange die Gründe für den Kirchenausschluss weiterhin existieren. Wenn man dies tut, häuft man nur Sünde auf Sünde, und es spielt keine Rolle, ob die neue Kirchenorganisation dieser Person, aus was für Gründen auch immer, Zutritt zu ihrer Gemeinschaft gewährt. Gleichzeitig liegt auch sündhaftes Verhalten vor, wenn jemand anderer, einschließlich ein Verwandter oder ein Freund, seine Kirchenorganisation aufgrund falsch verstandener „Loyalität“ zu der ausgeschlossenen Person verlässt, und ihr in die neue Kirchenorganisation folgt – selbst wenn diese Teil des Leibes Christi sein sollte—weil ein solches Verhalten in Gottes Augen keineswegs gerechtfertigt ist. Wenn man dies tut, zeigt man eine falsche Art von „Sympathie“ für die ausgeschlossene Person, und es wäre dies eine Sünde gegen Gott, da dies Rebellion gegen Gottes Kirchenautorität und fehlende Liebe zu Gott manifestieren würde, da man einen Menschen mehr lieben würde als Christus. Wenn man dies tut, ist man Christi nicht würdig (Matthäus 10,37-39).

An dieser Stelle möchte ich einen zuvor unveröffentlichten Artikel von Herbert W. Armstrong zitieren, dem ehemaligen menschlichen Leiter der Weltweiten Kirche Gottes, der im Jahre 1986 starb. Herr Armstrong verfasste diesen Artikel zu Beginn der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, der den Titel trägt: „Klarstellung der Kirchendoktrin über Ausschluss.“ Dort heißt es wie folgt:

„Gottes Biblische Lehre für seine Kirche bestimmt die Notwendigkeit von Harmonie und Einigkeit in Christus. In 1. Korinther 1,10 wird allen in der Kirche befohlen, dasselbe zu sagen und mit einer Stimme zu reden—d.h. Einigkeit in klarer biblischer Doktrin zu haben. Gottes Wort lehrt uns, dass Gottes Gesetz LIEBE für alle ist—zunächst, Liebe zu Gott, und dann auch Liebe zu dem Mitmenschen. Gottes Gesetz ist Liebe gegenüber allen. Gott lehrt aber auch eine spezielle gemeinschaftliche Liebe gegenüber den Geschwistern in Christus. In 1 Johannes 1 sehen wir nicht nur eine spezifische enge Gemeinschaft unter uns, sondern auch mit Gott und mit Christus. Jesus sagte über Kirchengeschwister: ‚Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.‘

„Wenn jemand diese Einigkeit absichtlich bricht und Zwiespalt unter den Geschwistern anrichtet, oder dies durch vorsätzliche und kontinuierliche Sünde erzeugt, dann gebietet uns Gott: ‚Gebt Acht auf die, welche Trennungen und Ärgernisse bewirken… und meidet sie‘ (Roemer 16,17, Schlachter Bibel). Die Worte ,Gebt Acht‘ leiten sich von dem Griechischen ‚skopeo‘ ab und bedeuten, ‚beachten, anschauen, betrachten.‘ Das gleiche griechische Wort findet sich in Philipper 3,17, wo es heißt: ‚…seht auf die, die so leben, wie ihr uns zum Vorbild habt.‘ Hier wird positiv über solche Personen gesprochen. ,Acht geben‘ bedeutet nicht, jemanden zu brandmarken, zu stigmatisieren oder zu verdammen, sondern, ‚beachten und meiden.‘ Dies bricht nicht Gottes Gebot, eine Haltung der Liebe gegenüber allen Menschen zu haben. Wir haben immer noch Liebe für die, die ausgeschlossen wurden. Doch es bedeutet, keinen Kontakt zu haben—Gemeinschaft zu meiden—ganz besonders, Kontakt zu meiden. Jesus lehrte uns, selbst unsere Feinde zu LIEBEN sowie diejenigen, die uns beleidigen und verfolgen. Einen ausgeschlossenen Menschen zu meiden bedeutet nicht, ihm gegenüber Arglist zu haben. Es bedeutet nicht, ihn zu verletzen, gegen ihn zu kämpfen, oder ihn zu verleumden. Es bedeutet schlicht, Gemeinschaft und sogar persönlichen Kontakt zu vermeiden. Es bedeutet nicht, anzuklagen, wie wir ja auch jene außerhalb der Kirche weder anklagen noch gegen sie kämpfen.

„Die Kirche besteht aus denen, die aus dieser Welt ,herausgerufen‘ wurden. Wir kämpfen nicht gegen die Welt, doch wir ziehen uns von den Wegen zurück, die im Gegensatz zu Gottes Lebensweise stehen, die durch sein Gesetz erklärt wird. Wir verhalten uns freundlich gegenüber den Menschen dieser Welt, aber wir haben keine engen Freundschaften oder Gemeinschaft mit ihnen. Doch wir lieben weiterhin ausgeschlossene ehemalige Mitglieder.“

Wir sollten uns diese Worte zu Herzen nehmen. Wir sollen weise wie die Schlangen und harmlos wie die Tauben sein. Wir dürfen uns niemals dem Gedanken hingeben, dass wir es besser wissen als Gott. Uns wird ganz genau gesagt, was wir zu tun haben. Anstatt zu versuchen, unserer Verantwortung durch das Wechseln unseres Standorts zu entfliehen, müssen wir Gottes Anweisung befolgen, egal, wo wir uns befinden mögen.