Lehre Uns zu Beten – Teil 6 („Dein Reich komme“)

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Dies ist der 6. Teil der erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre, „Teach Us to Pray“ („Lehre Uns zu Beten!“).

„Dein Reich komme“

Christus lehrte uns in Matthäus 6,10, zu dem Vater zu beten: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden“ (Schlachterbibel). Da im griechischen Urtext keine Kommata stehen, können sich die Worte „wie im Himmel, so auch auf Erden“ ohne weiteres auf den ersten Satz, also auf „Dein Reich komme“, beziehen.

Wenn wir Gott den Vater bitten, dass sein himmlisches Reich – in Übereinstimmung mit seinem Plan – auf diese Erde herab kommt, so müssen wir begreifen, dass zuvor das Evangelium oder die „Gute Nachricht“ von diesem Reich hier auf Erden verkündigt werden muss, damit das Reich Gottes kommen kann (vergleichen Sie Matthäus 24,14; Markus 13,10). Christus befahl den Jüngern zu seiner Zeit, und er befiehlt seinen Jüngern – seiner Kirche – auch heute noch, dass sie die „Botschaft von Gottes Reich verkünden“ sollen (Lukas 9,60; Hoffnung für Alle).

Als Christus das Evangelium vom Reich Gottes predigte, ermahnte er auch seine Jünger, „den Herrn der Ernte [zu bitten], dass er Arbeiter in seine Ernte sende“ (Matthäus 9,35.38).

Wir verstehen, dass Gottes Reich, wenn es hier auf Erden errichtet wird, all dem Elend, dem Schmerz und dem Leid, das die Menschheit heute plagt, ein Ende setzen wird. Daher müssen wir inbrünstig zu Gott beten, dass er sein Reich bald aufrichtet, indem er seinen Sohn Jesus Christus zur Erde zurück schickt, damit diese Zeit der Freude beginnen kann und die Kriege, Krankheiten und der Schmerz ein Ende haben. Wenn Christus erst auf dieser Erde herrscht, dann werden wir wahren Frieden haben, der kein Ende nimmt (Jesaja 9,6; vergleichen Sie ebenfalls Lukas 1,33; Daniel 2,44; Offenbarung 11,15).

Wenn wir zu Gott dem Vater beten, dass sein Reich kommen möge, dann beziehen wir den Gedanken mit ein, dass uns das Privileg angeboten wird, als unsterbliche Geistwesen und als seine wiedergeborenen Kinder Eintritt in sein Reich zu erlangen. So lange wir Fleisch und Blut sind, sind wir nicht wiedergeboren und können auch nicht in sein Reich eingehen. Gott will uns in unsterbliche Geistwesen verwandeln und so unseren Eingang in sein Reich ermöglichen (Johannes 3,3.5; 1.Korinther 15,50; Matthäus 25,34; Lukas 12,32; Daniel 7,18).

Wenn wir in das Reich Gottes eintreten, dann wird uns ebenfalls das Privileg gegeben, auf dieser Erde über die Menschheit zu herrschen, und zwar unter der Leitung des Königs aller Könige und Herrn aller Herren, Jesus Christus (Daniel 7,27; Offenbarung 5,10; Offenbarung 20,6). Dann beginnt unsere endgültige Herrschaft unter Christus für alle Ewigkeit—die Herrschaft über ALLES, was Gott erschaffen hat (Offenbarung 22,5).

Wenn wir zu Gott dem Vater um die Errichtung seines Reichs hier auf Erden beten und unserem Anteil daran, dann beten wir mit dem Verständnis, dass wir uns für den Eingang in sein Reich qualifizieren müssen. In diesem Sinne beten wir zu Gott, dass er uns dabei hilft, würdig zu werden und unserer Berufung würdig „zu wandeln“ (1.Thessalonicher 2,12; 2.Thessalonicher 1,5).

Wie wir bereits gesehen haben, ist es das Potenzial des Menschen, ein verherrlichtes Gottwesen in Gottes Familie zu werden. Anders ausgedrückt, es ist unser Potenzial, Teil des Reiches Gottes zu werden, denn Gott IST das herrschende Reich. Das Reich Gottes – die Familie Gottes – besteht zurzeit aus dem Vater und dem Sohn und aus allen bereits mit dem heiligen Geist gezeugten, aber noch nicht wiedergeborenen Kindern. Wenn sie wiedergeboren, d.h. zu Geistwesen verwandelt worden sind, dann werden sie im Reich Gottes sein—sie werden zu einem verherrlichten Teil der Gottfamilie geworden sein. Dies bedeutet, dass unser Gebet an Gott den Vater, das Reich auf Erden zu errichten, unsere Bitte beinhaltet, dass wir in diesem Reich—in seiner Familie—als verwandelte Gottwesen sein dürfen, wenn Gottes Herrschaft auf Erden errichtet wird.

Um es noch anders auszudrücken, wir haben bereits gezeigt, dass Gott eine Familie ist; dass es unser Potenzial ist, in seiner Familie als verherrlichte Gottwesen zu sein; und dass es auch unser Potenzial ist, im Reich Gottes zu sein. Daraus folgt, dass Gott—die Gottfamilie—identisch mit dem Reich Gottes sein muss. Das Reich Gottes beschreibt sowohl Gott als die Gottfamilie als auch die Herrschaft der Gottfamilie, die mit dem Kommen des Reiches auf der Erde errichtet werden wird. Unser Gebet an den Vater, dass er das Reich Gottes auf Erden errichten möge, bezieht sich sowohl auf seine Herrschaft über die Erde als auch um unser Eintreten in sein Reich—seine Familie—die geschehen wird, wenn Christus kommt, um die Regierung über alle menschlichen Reiche auf Erden zu übernehmen.

Was sind einige der wichtigen Charaktereigenschaften, die wir aufweisen müssen, damit wir gewürdigt oder als würdig erachtet werden, um in das Reich Gottes zu gelangen?

Wir müssen unsere Sünden bereuen (Matthäus 3,2). Die meisten deutschen Übersetzungen schreiben hier, „Tut Busse“, aber das ist eine unglückliche Wiedergabe aus dem Griechischen. Die Pattloch Bibel schreibt: „Bekehrt euch.“ Die Gute Nachricht schreibt: „Ändert euch!“ Die Menge Bibel hat folgende Anmerkung: „Richtiger: Bekehrt euch! oder: Kehrt um! oder: Geht in euch! oder: Ändert euren Sinn! oder: Stellt euch innerlich um! Ebenso bedeutet ‚Busse‘ in den Evangelien meist nicht ‚Sühneleistung‘, sondern ,Sinnesänderung, Umkehr‘.“

Wir müssen umkehren und das Reich mit Demut empfangen, so als wären wir kleine Kinder (Matthäus 18,3; Markus 10,15). Dies bedeutet, dass wir „geistlich arm“ oder sanftmütig sein müssen (Matthäus 5,3, Psalm 37,11; Elberfelder Bibel).

Wir müssen zuerst nach dem Reich Gottes trachten (Matthäus 6,33). Wir können unseren Weg zum Reich Gottes nicht beginnen und dann „zurückblicken“ und erneut jene Dinge begehren, die wir hinter uns gelassen haben (Lukas 9,62).

Wir müssen zuerst nach der Gerechtigkeit Gottes trachten (vgl. erneut Matthäus 6,33). Dies beinhaltet die Bereitschaft, für Gottes Reich und um seiner Gerechtigkeit willen Leid zu erdulden (Matthäus 5,10; vergleichen Sie Apostelgeschichte 14,22). Wir sind nur dann gerecht, wenn wir Gottes Gebote halten (Psalm 119,172). Es sind nur die Gerechten, die in Gottes Königreich sein werden (Matthäus 13,43; Psalm 37,29). Wenn wir das Gesetz Gottes brechen und die Menschen lehren, dass wir Gottes Gebote nicht länger halten müssen, dann üben wir die Gesetzlosigkeit (Matthäus 13,41; Menge Bibel). Gott wird jene nicht in seinem Königreich dulden, die Ungerechtigkeit oder Gesetzlosigkeit lehren und tun. Und schließlich wird er auch jenen nicht gestatten, in seinem Reich zu sein, die ihren Begierden nachjagen und die Werke des Fleisches tun (Galater 5,19-21; Epheser 5,5).

Wir müssen eifrig darum bemüht sein, unsere Berufung und Erwählung festzumachen (2.Petrus 1,10). Wenn wir dies tun, dann wird uns Gott reichlich Eingang in sein ewiges Reich gewähren (Vers 11). Das bedeutet, Gewohnheiten aufzugeben, die Gottes Königreich abträglich sind (Markus 9,47). Wir dürfen unser Vertrauen nicht auf vergänglichen Reichtum setzen (Markus 10,24; Schlachterbibel). Stattdessen müssen wir die Früchte des Reiches Gottes erbringen (Matthäus 21,43).

Wir müssen Geduld entwickeln – lernen, auf Gott und sein Eingreifen zu warten (Psalm 37,9).

Wenn wir darum beten, dass Gottes Reich auf diese Erde kommt, dann bitten wir Gott, dass er uns das Herz und den Verstand wie auch die Kraft und die Stärke gibt, seines Königreichs würdig zu leben, bis es kommt. Auch wenn Gott sein Königreich noch nicht auf Erden errichtet hat, so herrscht es bereits im Himmel und vom Himmel aus (Psalm 103,19) in dem Sinne, dass nichts auf Erden geschieht, was Gott nicht zulässt oder was gegen seinen Willen und seine Absicht wäre.

Wir müssen Gottes Reich bereits in unserem täglichen Leben manifestieren. Paulus sagt uns, dass Gottes Reich „Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem Heiligen Geist“ ist (Römer 14,17). Er sagt ebenfalls, dass „das Reich Gottes… auf Kraft“ beruht (1.Korinther 4,20; Menge Bibel). Wenn Gott heute, durch seine Predigerschaft, Dämonen austreibt, dann ist die Macht von Gottes Reich zu uns gekommen (Lukas 11,20). Paulus sagt: Gott der Vater „hat uns errettet von der Macht der Finsternis [der Macht Satans und seiner Dämonen] und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes“ (Kolosser 1,13). Dies bedeutet nicht, dass Gott sein Reich bereits auf dieser Erde errichtet hat, sondern, dass er seine wahren Jünger bereits zu Bürgern seines himmlischen Königreichs gemacht hat. Philipper 3,20 sagt uns: „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus“. Wir sind bereits heute schon „mit eingesetzt in die himmlischen Welten in Jesus Christus“ (Epheser 2,6; neue Lutherbibel 2009). Das Wort „Welten“ steht nicht im Urtext; gemeint ist, dass wir im Gebet vor Gottes Thron im Himmel treten können; dass unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind; und dass wir geistige Segnungen von Gott erhalten können, die er uns aus dem Himmel sendet.

Dies bedeutet, wir sollen uns auf die himmlischen Dinge konzentrieren, die Gott den Vater und Jesus Christus betreffen. Wenn wir nach Gottes Reich trachten (vergleichen Sie Hebräer 11,14-16), so müssen wir in unserem täglichen Verhalten und unseren Handlungen sein Reich widerspiegeln – als Botschafter an Christi statt (2.Korinther 5,20 und Epheser 6,20; Schlachterbibel).

Obwohl wir in Kolosser 1,13 lesen, dass Gott uns von dieser Welt befreit und in sein Königreich versetzt oder eingesetzt hat, so verstehen wir doch, dass dies eine figurative Sprache ist. Wir leben noch immer in dieser Welt, aber sind nicht von dieser Welt (Johannes 17,16), ebenso wie Gottes Reich nicht von dieser Welt ist (Johannes 18,36). Wir sind Teil von Gottes Reich, aber sein Reich ist noch nicht hier auf diese Erde gekommen. Darum sollen wir inständig zu Gott dem Vater beten: „Dein Reich KOMME… auf Erden“.

Zusammenfassung

Gottes Reich wird auf diese Erde kommen, um über die Menschen zu herrschen und um Frieden, Freude und Wohlstand zu bringen. Der Mensch, der aus Fleisch und Blut besteht, kann nicht IN Gottes Reich sein. Wir können nur in das Reich eintreten, wenn wir uns qualifizieren und wiedergeborene (vom Fleisch zu Geist verwandelte) Mitglieder von Gottes eigener Familie werden. Sind wir erst zu Geist verwandelt, dann werden wir unter Gott dem Vater und Jesus Christus bis in alle Ewigkeit als Gottwesen herrschen.

Heute ist es unsere Aufgabe, das Evangelium oder die „Gute Nachricht“ vom Reich Gottes in aller Welt zu einem Zeugnis zu verkünden. Es ist dies die frohe Botschaft Gottes, der das Reich ist. Das Evangelium vom Reich stammt von Gott; es ist uns von ihm gegeben worden. Wir müssen für die Arbeit der Kirche Gottes beten und für ihre Bemühungen, das Evangelium in aller Welt zu predigen. Und wir müssen als Bürger und Botschafter von Gottes Königreich ein Leben führen, dass Gottes Reich würdig ist. Wir müssen der Welt zeigen, wie sich Bürger von Gottes Königreich zu verhalten haben.

Verfasser: Norbert Link

(Fortsetzung folgt)