Hier ist der 6. Teil der von Norbert Link erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre „And Lawlessness Will Abound…“
Es gibt noch eine weitere Tatsache, die wir über diesen zweiten Vertrag oder Bund lernen können, den Gott mit dem Volk schloss. Wir lesen in 2.Mose 34,27-28: „Und der HERR sprach zu Mose: Schreib dir diese Worte auf; denn aufgrund dieser Worte habe ich mit dir und mit Israel einen Bund geschlossen. Und er war allda bei dem HERRN [weitere] vierzig Tage und vierzig Nächte [das bedeutet ein zweites Mal, nachdem er die Steintafeln zerbrochen hatte] und aß kein Brot und trank kein Wasser. Und er [Gott] schrieb auf die Tafeln die Worte des Bundes, die Zehn Worte.“
Der Bund ist nicht identisch mit den Zehn Geboten
Einige sind der Meinung, die letzte Passage würde beweisen, dass die Zehn Gebote und der Bund identisch sind, da wir lesen, dass die Zehn Gebote die Worte des Bundes waren. Jedoch haben wir im direkt vorhergehenden Vers gelesen, dass Gottes Bund „aufgrund“ dieser Worte geschlossen wurde – was bedeutet, er BASIERTE auf diesen Worten. Die Zehn Gebote existierten bereits, bevor dieser Bund geschlossen wurde – demzufolge können sie keineswegs mit dem Bund identisch sein. Sie werden die „Worte des Bundes“ genannt, weil sie das Herz und der Kern – das Fundament – des Bundes waren. Ganz deutlich wird dies, wenn man die Stelle in 2.Mose 34,27-28 in der Hoffnung für Alle liest, die hier den Kern der Sache trifft: „Der HERR befahl Mose: ‚Schreib dir meine Worte genau auf, denn sie sind die Grundlage für den Bund, den ich mit dir und den Israeliten schließe!‘ Vierzig Tage und Nächte blieb Mose auf dem Berg in der Gegenwart des HERRN. Während dieser Zeit aß und trank er nichts. Er schrieb auf die Steintafeln die Zehn Gebote, auf die sich Gottes Bund mit den Israeliten gründete.“
Andere sagen wiederum, 5.Mose 4,13 würde beweisen, dass die Zehn Gebote und Gottes Bund mit den Israeliten identisch wären. Aber ist dem tatsächlich so? Lassen Sie uns den Vers lesen: „Und er verkündigte euch seinen Bund, den er euch gebot zu halten, nämlich die Zehn Worte, und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln.“
Beachten Sie zunächst, dass das Wort „nämlich“ nicht im Urtext steht, sondern vom Übersetzer hinzugefügt wurde. Ebenso wie es bei 2.Mose 34,28 der Fall ist, zeigt auch 5.Mose 4,13 lediglich, dass die Zehn Gebote Herz und Kern, oder die Basis, von Gottes Bund mit Israel waren. Leider macht die Mehrzahl der deutschen Übersetzungen diese Unterscheidung keineswegs deutlich. Beachten Sie allerdings, wie die Hoffnung für Alle diesen Vers bringt: „Er sagte, dass er einen Bund mit euch schließen wollte, an den ihr euch halten solltet. Er gab euch die Zehn Gebote und schrieb sie auf zwei Steintafeln.“
Nehmen Sie ebenfalls den nächsten Vers zur Kenntnis: „Und der HERR gebot mir zu jener Zeit, dass ich euch die Satzungen und Rechtsbestimmungen lehre, die ihr tun sollt in dem Land, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen“ (5.Mose 4,14; Schlachterbibel).
Diese zusätzlichen Satzungen und Rechtsbestimmungen waren nicht auf den Steintafeln eingraviert, sondern im Buch des Mose niedergeschrieben, und auch sie waren Teil der Bedingungen des Bundes, die befolgt werden mussten.
Bündnisse und Gesetze sind nicht identisch
In Jesaja 24,5-6 lasen wir zuvor, dass Gott eine Unterscheidung zwischen seinem Gesetz und seinem Bund mit Noah traf. Durch seinen Propheten machte er deutlich, dass die Bewohner der Erde sein Gesetz und seine Gebote übertraten, und dass sie seinen Bund brachen. Die nachfolgenden Textstellen werden zweifelsfrei die eindeutige Lehre der Bibel beweisen, dass ein Bund und das Gesetz, auf dem der Bund basiert, eigenständig und voneinander zu unterscheiden sind.
In Josua 7,11 heißt es beispielsweise: „Israel hat sich versündigt, [erinnern Sie sich daran, dass Sünde die Übertretung des GESETZES ist], sie haben auch meinen Bund übertreten, den ich ihnen geboten habe… “ (Schlachterbibel).
Ebenso lesen wir in 2.Könige 18,11-12: „Der Assyrerkönig verschleppte die Bevölkerung Israels nach Assyrien und siedelte [sie] … an … in den Städten Mediens. Das alles geschah, weil die Israeliten nicht auf Jahwe, ihren Gott, gehört hatten. Sie brachen seinen Bund und befolgten die Gebote nicht mehr, die Mose, der Diener Gottes, ihnen verkündet hatte“ (Neue evangelistische Übersetzung 2019).
Weiterhin erfahren wir von Gott in Hosea 8,1, dass die Israeliten „… meinen Bund übertreten und sich gegen meine Gebote auflehnen.“
Eine weitere Bestätigung der fundamentalen Wahrheit, dass sich Gesetz und Bündnisse voneinander unterscheiden, findet sich in Römer 9,4, wonach den Israeliten „die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund [besser: die Bundesschlüsse oder Bündnisse, vgl. Schlachterbibel] und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen…“
Somit können wir erkennen, dass Gottes Gesetze und Gottes Bündnisse eigenständig und voneinander verschieden sind. Wenn Gott einen Bund auflöst, dann bedeutet dies keineswegs, dass er dadurch automatisch das Gesetz auflöst, auf dem der Bund basierte.
Konsequenzen für das Brechen eines Bundes
Ein Vertrag enthält eine Strafe für den Fall eines Vertragsbruchs. Dies gilt heute noch genauso, wie es zur Zeit des alten Israel galt. Die gesetzliche Strafe könnte in einem finanziellen Schadenersatz bestehen, es könnte sich um eine spezielle Erfüllung der im Vertrag vereinbarten Zusage handeln, oder um eine Entschädigung mit Strafcharakter. Der Vertrag könnte sogar im Voraus eine spezifische Strafe für den Fall des Vertragsbruchs vereinbaren. Wir lesen, dass Gott das Volk Israel für die Verletzung seines Bundes mit ihm zur Verantwortung ziehen würde. Mose prophezeite in 3.Mose 26,25, dass dies geschehen würde: „und [ich] will ein Racheschwert über euch bringen, das meinen Bund rächen soll…“ Oder wie es die Menge Bibel bringt: „Ich will das Schwert über euch kommen lassen, das die Rache für den Bundesbruch vollziehen soll…“
Und somit verstehen wir, dass Gott mit dem Volk Israel unter Mose zunächst zwei Bündnisse geschlossen hat. Er machte einen zweiten Bund mit dem Volk, nachdem es den ersten Bund gebrochen hatte. Es mag Sie jedoch überraschen, dass Gott in der Folgezeit weitere Bündnisse mit dem Volk Israel unter Mose schloss.
Gottes dritter Bund mit dem Volk Israel
Kurz bevor die jüngere Generation des Volkes Israel den Jordan überquerte, um das Gelobte Land in Besitz zu nehmen, wandte sich Mose mit eindringlichen Worten an sie. In 5.Mose 28,69 sagte er: „Dies sind die Worte des Bundes, den der HERR dem Mose geboten hat, mit Israel zu schließen im Lande Moab, neben dem Bund, den er mit ihnen geschlossen hatte am Horeb.“
Dies ist ein weiterer Bund oder Vertrag. Beachten Sie, mit wem er geschlossen wurde. Im folgenden Kapitel lesen wir: „Doch nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und diesen eidlichen Vertrag, sondern sowohl mit denen, die heute mit uns hier stehen vor dem HERRN, unserem Gott, als auch mit denen, die heute noch nicht hier sind mit uns“ (5.Mose 29,13-14; Zürcher Bibel 2007).
Dieser Bund umfasste auch zukünftige Generationen.
Wie es schon bei den vorherigen Bündnissen der Fall war, die Gott mit dem Volk Israel einging, so wurde auch dieser dritte Bund aufgrund der bedingungslosen Verheißungen geschlossen, die Gott Abraham gegeben hatte. In 5.Mose 29,12 lesen wir, dass Gott diesen Bund mit der neuen Generation schloss, so „dass er dich heute zum Volk für sich erhebe und er dein Gott sei, wie er dir zugesagt hat und wie er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat.“
Wenn man nun argumentieren will, dass der Alte Bund identisch mit den Zehn Geboten sei, und dass die Zehn Gebote mit der Aufhebung des Alten Bundes abgeschafft worden seien, von welchem Bund spricht man dann genau? Ist es der Bund, den Gott mit Israel am Sinai schloss, bevor oder nachdem Israel sich versündigte? Oder ist es der Bund, den Gott mit dem Volk in Lande Moab schloss? Darüber hinaus wurde dieser dritte Bund auch auf Grundlage der zusätzlichen Gesetze geschlossen, die im Laufe der Zeit im Buch des Gesetzes niedergeschrieben wurden – einschließlich ritueller Gesetze, die keineswegs Grundlage all der Bündnisse waren, die Gott eine Generation vorher mit Israel am Berg Sinai geschlossen hatte. Wie bereits zuvor erwähnt, wurden diese zusätzlichen Gesetze wegen der Sünde hinzugefügt und enthielten Regeln für die Erbringung von Opfern, verschiedene Rituale und zeremonielle Waschungen, sowie Segnungen und Bestrafungen.
Gottes vierter Bund mit dem Volk Israel – der Sabbatbund
Möglicherweise noch weitaus erstaunlicher ist die Tatsache, dass Gott am Sinai einen weiteren Bund mit dem gesamten Volk Israel eingegangen ist, zusätzlich zu den Bündnissen, die er zuvor geschlossen hatte. Wir erfahren in 2.Mose 31 von diesem gesonderten Bund oder Vertrag. Gegenstand dieses Vertrages war der Sabbat, jedoch brachte dieser Bund den Sabbat keineswegs in Existenz. Dieser Bund wurde lange nach der Verkündung der Zehn Gebote geschlossen, und das Sabbatgebot bestand, wie wir zuvor gesehen haben, bereits seit der Erschaffung des Menschen. Wir sehen also erneut, dass ein Bund nicht identisch mit dem Gesetz ist, wenngleich er auf dem Gesetz beruht. Wir lesen in 2.Mose 31,16: „Darum sollen die Israeliten den Sabbat halten, dass sie ihn auch bei ihren Nachkommen halten als ewigen Bund.“
Außerdem wurde das Sabbatgesetz von nun zu einem Zeichen zwischen Gott und Israel. In 2.Mose 31,13.17 lesen wir: „Sage den Israeliten: Haltet meine Sabbate [dieses Wort steht im Plural und bezieht sich sowohl auf den wöchentlichen Sabbat als auch auf die sieben jährlichen Sabbate oder heiligen Festtage Gottes]; denn das ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, damit ihr erkennt, dass ich der HERR bin, der euch heiligt… Er ist ein ewiges Zeichen zwischen mir und den Israeliten…“ (revidierte Lutherbibel 2017).
Durch die Einhaltung und Beobachtung dieses Zeichens würde Israel begreifen, dass es Gott ist, der sie heiligt, und das Volk Israel würde zu einem Zeichen für die anderen Völker dieser Welt werden, da man durch die Einhaltung von Gottes Sabbat (sowohl dem wöchentlichen Sabbat als auch den jährlichen Sabbaten) ausgesondert wird.
Dieser separate Sabbatbund zwischen Gott und seinem Volk wurde niemals abgeschafft – ebenso wenig wie jene Gesetze Gottes, die uns die Heilighaltung der wöchentlichen und jährlichen Sabbate gebieten. Und da Christen geistliche Juden sind (Römer 2,28-29; Galater 6,16; Offenbarung 2,9; 3,9), haben sie eine zweifache Verpflichtung, Gottes Sabbate zu halten—erstens, weil Gott es uns befiehlt, und zweitens, weil wir aufgrund eines spezifischen Bundes mit Gott die Vereinbarung der Sabbathaltung getroffen haben; denn Gott hat diesen Bund sowohl mit dem geistlichen als auch mit dem physischen Israel über alle Generationen hinweg geschlossen.
Gottes Bund mit Aaron und seinen Nachkommen
Zur Zeit des Mose schloss Gott mit einem Teil des Volkes Israel einen weiteren Bund—mit Aaron aus dem Hause Levi, und dessen Nachkommen. Dieser zusätzliche Bund bedarf äußerst sorgfältiger Betrachtung, da seine Tragweite und seine Bedeutung sehr viele Menschen verwirrt haben.
4.Mose 18,19 bezeichnet diesen Bund zwischen Gott und Aaron als einen „Salzbund“. Gegenstand dieses Bundes waren das levitische Priestertum und das Opfersystem, insbesondere das Recht von Aaron und seinen Nachkommen, von den Opfergaben zu essen. Gott sagt in Vers 19: „Alle heiligen Opfergaben, die die Israeliten dem HERRN darbringen, habe ich dir gegeben und deinen Söhnen und deinen Töchtern mit dir als ewiges Anrecht.“
Vergleichen Sie ebenfalls 3.Mose 24,5.8-9 in der Elberfelder Bibel: „Und du sollst Weizengrieß nehmen und daraus zwölf Kuchen backen… Sabbattag für Sabbattag soll er es regelmäßig vor dem HERRN zurichten: ein ewiger Bund bei den Söhnen Israel. Und es soll Aaron und seinen Söhnen gehören, und sie sollen es an heiliger Stätte essen; denn als ein Hochheiliges von den Feueropfern des HERRN soll es ihm gehören: eine ewige Ordnung.“
Diese Opfergaben mussten mit Salz erbracht werden, unter anderem deshalb, um die dauerhafte Gültigkeit und die anhaltende Wirkung von Gottes Bund mit dem Priestertum zu bekräftigen. In 3.Mose 2,13 lesen wir: „Alle deine Speisopfer sollst du salzen, und dein Speisopfer soll niemals ohne Salz des Bundes deines Gottes sein; bei allen deinen Opfern sollst du Salz darbringen.“
Im Laufe der Zeit wurde der mit Aaron geschlossene Bund auf Pinhas übertragen, den Enkel Aarons, sowie auf dessen Nachkommen. Als die Gesetze Gottes schamlos vor den Augen des gesamten Volkes Israel, und zumindest mit dessen stillschweigender Zustimmung, gebrochen wurden, trat Pinhas auf und wendete den Zorn Gottes ab, der willens war, das Volk zu vernichten.
Wir lesen in 4.Mose 25,11-13: „Pinhas, der Sohn Eleasars, des Sohnes des Priesters Aaron, hat meinen Grimm von den Israeliten gewendet durch seinen Eifer um mich, dass ich nicht in meinem Eifer die Israeliten vertilgte. Darum sage: Siehe, ich gebe ihm meinen Bund des Friedens, und dieser Bund soll ihm und seinen Nachkommen das ewige Priestertum zuteilen, weil er für seinen Gott geeifert und für die Israeliten Sühne geschafft hat.“
Gott führte dies später genauer aus, indem er sagt, dass das Verhalten von Pinhas „… ihm zur Gerechtigkeit angerechnet [wurde] auf alle Geschlechter, in Ewigkeit“ (Psalm 106,31; Schlachterbibel). Wir haben zuvor über Abraham gelesen, dass ihm sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet wurde (Römer 4,3). Abraham TAT etwas. Durch seinen Gehorsam stellte er seinen lebendigen Glauben unter Beweis. Dasselbe gilt für Pinhas – er TAT etwas, das in den Augen Gottes gerecht war – und empfing als Konsequenz die Segnungen des levitischen Priestertums, das Aaron und seinen Nachkommen durch einen Bund mit Gott gegeben worden war.
Einen weiteren Hinweis auf diesen Bund finden wir im dreizehnten Kapitel des Buches Nehemia, als sich Nehemia gezwungen sah, das Priestertum zu reformieren und es von heidnischen Einflüssen zu befreien. Wir lesen in den Versen 29 und 30: „Gedenke ihrer, mein Gott, dass sie das Priestertum befleckt und den Bund des Priestertums und der Leviten gebrochen haben! So reinigte ich sie von allem Ausländischen und ordnete die Ämter der Priester und Leviten, für einen jeden nach seinem Dienst…“
Eine strenge und deutliche Warnung Gottes lesen wir im prophetischen Buch Maleachi, in dem er insbesondere das Versagen der Leviten anspricht – sowohl der physischen Nachkommen als auch der geistlichen Prediger Gottes – und diese ermahnt, im Angesicht von Widrigkeiten und Gefahren stark zu bleiben und für Gottes Gesetz einzustehen:
„So werdet ihr dann erfahren, dass ich solches Gebot zu euch gesandt habe, damit mein Bund mit Levi bestehen bleibe, spricht der HERR Zebaoth. Denn mein Bund mit ihm war Leben und Friede; die gab ich ihm, dazu Furcht, dass er mich fürchtete und meinen Namen scheute. Verlässliche Weisung war in seinem Munde, und es wurde nichts Böses auf seinen Lippen gefunden. Er wandelte mit mir friedsam und aufrichtig und hielt viele von Sünden zurück. Denn des Priesters Lippen sollen die Lehre bewahren, dass man aus seinem Munde Weisung suche; denn er ist ein Bote des HERRN Zebaoth. Ihr aber seid von dem Wege abgewichen und habt viele zu Fall gebracht durch falsche Weisung und habt den Bund mit Levi verdorben, spricht der HERR Zebaoth. Darum habe auch ich euch verächtlich und unwert gemacht vor dem ganzen Volk, weil ihr meine Wege nicht haltet und die Person anseht, wenn ihr Weisung gebt“ (Maleachi 2,4-9; revidierte Lutherbibel 2017).
Diese Prophezeiung für unsere heutige Zeit sagt uns in Vers 4, dass Gottes Bund mit Levi Bestand haben wird. Dies bedeutet, dass er noch immer in Kraft und wirksam ist. Bestätigt wird diese Tatsache in Kapitel 33 des Buches Jeremia, wo wir eine bedingungslose Zusage für die fortdauernde Gültigkeit des Bundes Gottes mit Levi finden:
„Auch den Priestern und Leviten soll es nie an einem Mann fehlen vor meinem Angesicht, der allezeit Brandopfer darbringt und Speisopfer anzündet… Und das Wort des HERRN erging an Jeremia folgendermaßen: So spricht der HERR: Wenn ihr meinen Bund betreffs des Tages und meinen Bund betreffs der Nacht aufheben könnt, sodass Tag und Nacht nicht mehr zu ihrer Zeit eintreten werden, dann wird auch mein Bund… aufgehoben werden… mit den Leviten, den Priestern, dass sie nicht mehr meine Diener seien. Wie man das Heer des Himmels nicht zählen und den Sand am Meer nicht messen kann, so will ich… mehren… die Leviten, meine Diener“ (Jeremia 33,18-22; Schlachterbibel).
Diese Schriftstellen zeigen uns deutlich, dass Gottes Bund mit den Leviten Bestand haben sollte – dass er demzufolge noch heute besteht und wirksam ist – und dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Aber wie kann das sein, wenn man bedenkt, dass seit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi keine Opfer mehr notwendig sind, und dass die Juden seit der Zerstörung des Tempels im Jahre 70 nach Christus damit aufgehört haben, Opfer zu bringen?
Diese Passagen in Buch Maleachi und insbesondere im Buch Jeremia lehren uns, dass, wann immer und solange Gott in Jerusalem biblische physische Opfer dargebracht werden, dies durch die Nachkommen von Aaron und Pinhas geschehen wird. Und diese Nachkommen haben von Gott das Recht erhalten, von den Opfern zu essen. Wir wissen ebenfalls, dass die Juden kurz vor der Wiederkehr Jesus Christi erneut damit beginnen werden, in Jerusalem in einem neu errichteten Tempel Opfer zu bringen. Daniel 12,11 verweist auf eine zukünftige Zeit, zu der begonnene Opfer abgeschafft und der Gräuel der Verwüstung an der heiligen Stätte aufgestellt werden wird (Matthäus 24,15). Die Juden haben die Genealogie der Leviten dokumentiert und wissen demzufolge genau, wer die Priester sind, die kurz vor der Wiederkehr des Messias die Opfer bringen werden. Wir wissen ebenfalls, dass zu Beginn des Millenniums in Jerusalem Opfer gebracht werden. Dies wird im vierundvierzigsten Kapitel des prophetischen Buches Hesekiel sehr ausführlich erklärt. In den Versen 15 sowie 29-30 lesen wir, dass „die levitischen Priester, die Söhne Zadok“ die Opfer bringen und von diesen essen werden.
Wir müssen bedenken, dass diese im Millennium gebrachten Opfer keineswegs zum Zwecke der Vergebung von Sünden erbracht werden. Das Blut Christi hat ein für alle Mal unsere Sündenvergebung erwirkt! Aber Gott hat dem alten Israel einst das Opfersystem auferlegt, weil Israel gesündigt hatte. Die Opfer dienten als eine Erinnerung an ihre Sünden. Allem Anschein nach werden diese Opfer im Millennium aus denselben Gründen heraus gebracht werden: Damit fleischlich gesinnte, unbekehrte Menschen den großartigen Zweck und die Bedeutung des Opfers Jesu Christi ermessen und begreifen können, wie Gott die Sünde verabscheut. Wie wir jedoch gesehen haben, war die Notwendigkeit der Erbringung dieser Opfer mit dem Tod und der Auferstehung Christi beendet. Die tausendjährige Herrschaft Jesu Christi wird von Geistwesen verwaltet werden – von Christus und denjenigen, die Teil der ersten Auferstehung sein werden. Satan und seine Dämonen werden nicht mehr in der Lage sein, die Menschheit zu beeinflussen. Die Welt wird von Jerusalem aus regiert werden. Darüber hinaus wird ein bestehendes physisches Priestertum existieren, das zu dieser Zeit physische Dienste verrichten wird. Diese physischen Opfer, die dann im Tempel in Jerusalem für eine kurze Zeit erbracht werden, werden Teil des neuen Regierungssystems sein, das Gottes Königreich einleiten wird.
Der Bund zwischen Gott und Levi besteht also weiterhin, was bedeutet, dass es Aufgabe der physischen levitischen Priester sein wird, Opfer für fleischlich gesinnte, unbekehrte Menschen in Jerusalem darzubringen, wann immer biblische Opfer erbracht werden, sowohl vor als auch nach der Wiederkehr Jesu Christi. Aber wie wir lesen, wurde Jesus Christus zum Hohepriester aller bekehrten Menschen. Solange man das Opfer Christi nicht annimmt, hat man keinen Anteil an diesem Priestertum Christi. Sobald wir jedoch das Opfer Christi annehmen und nach Reue und richtiger Taufe den heiligen Geist Gottes empfangen, wird unser Hohepriester in uns leben, für uns eintreten und uns zur Vollkommenheit führen. Der levitischen Priesterschaft wurde niemals die Funktion oder Verantwortung übertragen, fleischlich gesinnte Menschen zu geistlicher Vollendung zu führen. Vielmehr leiteten sie die Verwaltung des Opfersystems als Erinnerung an die Sünde – nicht zum Zwecke der Sündenvergebung.
Das Opfersystem und die Regeln für das levitische Priestertum wurden hinzugefügt, nachdem Gott seinen ursprünglichen Bund mit dem Volk Israel am Berg Sinai oder Horeb geschlossen hatte, weil Israel gesündigt hatte. Als diese Vorschriften hinzugefügt wurden, wurden sie Teil eines zusätzlichen Bundes, den Gott mit dem Volk Israel schloss. Das Opfersystem ist natürlich keineswegs identisch mit dem Bund, da Gesetze – und zwar alle Gesetze – deutlich von Bünden unterscheidbar und anders geartet sind als Bündnisse. Aber Gott schuf einen Bund, der das zusätzliche und durch die levitische Priesterschaft verwaltete Opfersystem mit einschloss oder auf diesem basierte.
(Fortsetzung folgt)
Autor: Norbert Link
Ursprüngliche Übersetzung aus dem Englischen: Daniel Blasinger