Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt … Teil 8

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Hier ist der 8. Teil der von Norbert Link erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre „And Lawlessness Will Abound…“

Was sind diese besseren Verheißungen?

Zunächst einmal gab es, bevor der Neue Bund kam, keinerlei Vergebung der Sünden – Tieropfer können keine Sünden vergeben (Hebräer 10,4.11). Auch gab es keine Verheißung für die Gabe des Heiligen Geistes, der uns allein die notwendige Kraft und Stärke verleiht, die Sünde zu überwinden und zu besiegen, und um Gottes Gesetz zu befolgen und zu halten. Die Israeliten hatten das Gesetz, das auf steinernen Tafeln geschrieben war (2.Korinther 3,2-3). Diese Steintafeln sind niemals Teil ihres Wesens geworden – das Gesetz hat niemals Eingang in ihre Herzen gefunden. Wie die steinernen Tafeln, so waren auch ihre Herzen aus Stein. Aus diesem Grund ersetzt Gott mittels eines Neuen Bundes unsere steinernen Herzen durch Herzen aus Fleisch (Hesekiel 11,19).

Der Dienst oder das Predigeramt unter den vorangegangenen Bündnissen führte zur Verdammnis, weil das Volk gesündigt hatte, ohne Vergebung erlangen zu können (2.Korinther 3,9). Auf der anderen Seite führt das Amt oder der Predigerdienst unter dem Neuen Bund zur Gerechtigkeit, da die Verheißungen des Neuen Bundes sowohl die Vergebung der Sünden, als auch die Gabe der Kraft des Heiligen Geistes mit einschließen, um ein gerechtes Leben führen zu können.

Doch die Verheißungen des Neuen Bundes beinhalten noch mehr. Beachten Sie 2.Korinther 3,18: „Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt [oder „verwandelt“, so die Schlachterbibel und die revidierte Lutherbibel 2017] in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“

Durch Jesus Christus sollen wir in die Familie Gottes hineingeboren werden. Wir sollen verherrlichte Gottwesen werden. DIES war dem alten Israel am Berg Sinai niemals versprochen worden. Darüber hinaus werden wir in die zwischen Gott und David bestehende Bundesbeziehung eintreten, indem wir gemeinsam mit Christus für 1000 Jahre auf dieser Erde herrschen werden (so wie es Abraham und seinen Nachfahren versprochen wurde) (Offenbarung 20,4; 5,10). Diese Herrschaft wird danach für alle Ewigkeit gelten (Offenbarung 22,5).

Mit dem Neuen Bund sind die alten Bündnisse veraltet, überholt, überlebt und bereit, zu verschwinden (Hebräer 8,13; Schlachterbibel). Beachten Sie jedoch – damit ist keineswegs gesagt, dass das Gesetz Gottes veraltet und überholt ist – tatsächlich hat Gott gerade zuvor in Hebräer 8,12 erklärt, dass er ihrer Sünden und ihrer GESETZLOSIGKEIT nicht länger gedenken wird. Gott vergibt die zuvor begangenen Sünden und Übertretungen, und er gibt seine Gesetze in Herz und Sinn des Volkes, damit es aufhört, Gottes Gesetze zu übertreten und gesetzlose Taten zu begehen. Die geistlichen Gesetze Gottes sind noch immer in Kraft—sie sind keineswegs hinfällig geworden.

Inwiefern ist der Neue Bund auf besseren Verheißungen gegründet?

Hebräer 8,6 sagte uns, dass der Neue Bund auf besseren Verheißungen „gegründet“ ist. Die Schlachterbibel schreibt an dieser Stelle, dass er „aufgrund von besseren Verheißungen festgesetzt“ ist, und in der neuen Lutherbibel 2009 lesen wir, dass er „sich auf bessere Verheißungen stützt“. Das griechische Wort, das hier mit „gegründet“, „festgesetzt“ oder „stützt“ übersetzt wird, lautet „nomotheteo“. Das Wort „nomos“ bedeutet „Gesetz“.

In Hebräer 7,11 wird dasselbe Wort „nomotheteo“ mit „das Gesetz empfangen“ übersetzt. In Jakobus 4,12 wird im Griechischen das Substantiv „nomothetes“ verwendet und mit „Gesetzgeber“ übertragen. In Römer 9,4 wird das verwandte griechische Wort „nomothesia“ mit „Gesetzgebung“ übersetzt (Menge Bibel).

Wenn wir Hebräer 8,6 erneut betrachten, können wir verstehen, was die offensichtliche Aussage dieser Bibelstelle ist: Jesus Christus ist der Mittler eines besseren Bundes mit besseren Verheißungen, der auf dem von Gott gegebenen Gesetz GEGRÜNDET oder FESTGESETZT wurde oder der sich AUF dieses Gesetz STÜTZT.

Der Neue Bund ist auf Gottes Gesetz gegründet, ebenso wie alle anderen Bündnisse auf Gottes Gesetz gegründet waren. Und der Neue Bund ist keineswegs identisch mit Gottes Gesetz, ebenso, wie auch keines der anderen Bündnisse identisch mit Gottes Gesetz war.

Der Neuen Bund basiert jedoch nicht auf Gesetzen, die Gott per Dekret als für nicht länger gültig erklärt hat. Der Neue Bund basiert beispielsweise weder auf dem Opfersystem, noch auf dem levitischen Priestertum oder anderen Ritualen und Waschungen. Es ist allerdings von äußerster Wichtigkeit, dass wir begreifen, weshalb diese speziellen Gesetze nicht länger gültig sind.

Nicht, weil der „Alte Bund“ abgeschafft wurde, und mit diesem alle alttestamentlichen Gesetze!

Die Idee, dass mit dem Ende des „Alten Bundes“ zugleich alle Gesetze des Alten Testaments enden, ist VERKEHRT, da ein Bund nicht identisch mit dem Gesetz ist, sondern auf dem Gesetz BASIERT.

Was zu tun ist, wenn Gesetze sich ändern

Wir haben gesehen, dass bestimmte alttestamentliche Gesetze nicht mehr verbindlich sind, weil Gott uns im Neuen Testament sagt, dass sie nicht mehr verbindlich sind. Deshalb endeten die Bündnisse, die Gott mit dem alten Israel am Berg Sinai und in Moab geschlossen hatte—weil sie, gemeinsam mit anderen Gesetzen, auf rituellen Statuten und Opfervorschriften gegründet waren, die heute nicht länger gültig sind – und, selbstverständlich, weil Israel diese Bündnisse wiederholt gebrochen hat.

Dies können wir nachvollziehen, wenn wir ein Beispiel aus der heutigen Zeit betrachten. Nehmen wir an, Sie schließen einen Vertrag, den Sie auf bestimmte Gesetze stützen, und nehmen wir nun an, dass diese Gesetze, oder zumindest einige davon, später abgeschafft werden. Was geschieht nun mit dem Vertrag? Den Parteien stehen vermutlich mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Sie könnten vereinbaren, den Vertrag in seiner Gesamtheit abzuschaffen und einen neuen Vertrag abzuschließen, der auf den weiterhin gültigen Gesetzen basiert. Alternativ könnten sie versuchen, den Vertrag abzuändern oder zu modifizieren. Hierzu würden sie die neuen Umstände berücksichtigen und herauszufinden suchen, was sie getan hätten, wenn ihnen bekannt gewesen wäre, dass die Gesetze, auf denen der Vertrag basierte, geändert werden würden.

Was hat Gott in diesem Fall getan? Tatsächlich hat er beide Methoden angewandt.

Wenn wir seinen Bund mit dem levitischen Priestertum analysieren, so stellen wir fest, dass er den Vertrag zwar aufrecht erhalten, diesen jedoch angepasst hat, da die Bestimmungen oder Gesetze hinsichtlich der Entgegennahme des Zehnten geändert wurden. Dieses Recht wurde den Leviten genommen und auf Christus übertragen. Der Rest des Vertrages zwischen Gott und den Leviten, einschließlich dem Recht, Tieropfer und Speiseopfer zu erbringen und von diesen zu essen, blieb in Kraft. Wie Sie sich erinnern, werden es die Leviten sein, die die Opfer erbringen und verwalten werden. Dies gilt sowohl für jene Opfer, die durch die Juden in Jerusalem kurz vor der Wiederkehr Jesu Christi wieder eingeführt werden (Daniel 12,11), als auch für jene, die zu Anfang des Millenniums für unbekehrte Menschen erbracht werden (Hesekiel 44,15.29-30).

Analysieren wir die Bündnisse, die Gott mit dem alten Volk Israel am Berg Sinai und in Moab geschlossen hat, so erkennen wir, dass Gott diese Bündnisse [mit Ausnahme des Sabbatbundes mit Israel, der weiterhin in Kraft ist] abgeschafft hat, da zu viele der Gesetze, auf denen sich jene Bündnisse gründeten, veraltet oder verändert worden waren. Außerdem gedachte Gott, einen Neuen Bund zu schließen, der zusätzliche Verheißungen beinhalten würde, die niemals Teil der zuvor mit dem Volk Israel geschlossenen Bündnisse waren.

Wir verstehen, dass Änderungen im Gesetz zur Abschaffung eines Bundes oder eines Vertrages führen können, der auf dem Gesetz basiert, dass jedoch die Abschaffung eines Vertrages niemals zu der Abschaffung des Gesetzes führt, auf dem der Vertrag gegründet ist.

Da dem so ist, müssen wir folgende, äußerst wichtige Tatsache bedenken: Um festzustellen, welche alttestamentlichen Gesetze heute nicht länger gültig sind, muss Gott diese für uns im Neuen Testament identifizieren. Es ist verkehrt zu behaupten, dass alttestamentliche Gesetze nicht länger gültig sind, wenn sie nicht im Neuen Testament ausdrücklich erwähnt werden und deren Abschaffung bestätigt wird. Vielmehr muss man sagen, dass alttestamentliche Gesetze in Kraft bleiben, es sei denn, das Neue Testament sagt ausdrücklich, durch den Buchstaben oder durch den Geist, dass diese Gesetze heute nicht länger gültig sind.

Welche Gesetze wurden abgeschafft?

Und welche Gesetze sind nun abgeschafft worden? Wir haben sie bereits angesprochen – jene Gesetze, die sich mit Tieropfern, rituellen Waschungen und mit dem Recht des levitischen Priestertums befassen, den Zehnten einzusammeln.

Es würde den Rahmen dieser Broschüre sprengen, alle die im Alten Testament erwähnten Opfer- oder Ritualgesetze aufzulisten, die heute nicht länger in Kraft sind. Doch wir werden wichtige Grundsätze erläutern, die angewandt werden müssen, um zu ermitteln, ob ein bestimmtes Gesetz noch gültig ist oder ob es im Neuen Testament durch den Geist aufgehoben wurde – zumindest, was seine praktische Anwendung für die Kirche und ihre Mitglieder angeht. Wir werden auch einige Beispiel anführen, um zu zeigen, wie diese Grundsätze anzuwenden sind.

Von einem allgemeinen Standpunkt aus betrachtet, sind die Gesetze des Alten Testaments in verschiedene Kategorien unterteilt. Sie können sich mit vorübergehenden nationalen oder rituellen Umständen befassen, oder sie können dauerhafte Prinzipien ansprechen, die in unser persönliches Leben integriert werden sollen.

Kriegführung und Gerichtsverfahren

Zum Beispiel enthält das fünfte Buch Mose Gesetze und Vorschriften über die nationale Kriegsführung. Diese Gesetze sind für heutige Christen eindeutig nicht bindend, da man als Christ nicht am Krieg teilnehmen darf (Matthäus 5,44; 26,52; Römer 12,20; 2.Korinther 10,3-4; Jakobus 4,1-2; 1.Johannes 3,15).

Darüber hinaus gab Gott dem alten Israel bestimmte nationale Gesetze. Beispiele finden wir in den Kapiteln 16 und 17 des fünften Buches Mose, wo die Bestrafung und in bestimmten Fällen die Hinrichtung von Verbrechern geregelt wird. Bekehrte Christen sind Diener des Neuen Bundes, der das Leben schenkt (2.Korinther 3,6; Hoffnung für Alle). Sie sollen keinen anderen Menschen verurteilen oder gar zum Tode verdammen. Christus sagt, wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein (Johannes 8,7).

Gleichzeitig wird uns gesagt, dass wir uns selbst betrügen, wenn wir behaupten, keine Sünde zu haben (1.Johannes 1,8; Menge Bibel). Aus diesem Grund sollten Christen auch nicht an den Gerichtssystemen dieser Welt teilnehmen, beispielsweise als Richter, Schöffen oder Geschworene.

Außerdem darf die Kirche heute natürlich auch nicht die Todesstrafe an irgendjemanden vollstrecken oder darin in irgendeiner Weise teilhaben. Vielmehr ist es heute die Aufgabe der Predigerschaft, die Versöhnung und das ewige Leben zu predigen (2.Korinther 5,18-21).

Schwagerehe

Ein weiteres „nationales“ Gesetz, das heute nicht länger in Kraft ist, wird in 5.Mose 25,5-10 aufgeführt. Es wird allgemein als das Gesetz der „Leviratsehe“ oder „Schwagerehe“ bezeichnet.

Es besagt, dass, wenn ein verheirateter Mann kinderlos stirbt, seine Witwe mit seinem Bruder verheiratet werden soll, damit der Name des verstorbenen Bruders „nicht ausgetilgt werde aus Israel“ (Vers 6). Ein Grund, weshalb dieses Gesetz für die Kirche heute nicht länger in Kraft ist, besteht z. B. darin, dass es für einen bekehrten Schwager erforderlich werden könnte, eine nicht bekehrte Schwägerin zu heiraten oder umgekehrt. Dies würde im Gegensatz zu den spezifischen neutestamentlichen Anweisungen in 1.Korinther 7,39 sowie 2.Korinther 6,14 stehen. Wäre der Schwager darüber hinaus bereits verheiratet, so würde die Anwendung dieses Gesetzes die Lehre des Neuen Testaments verletzen, nach der ein Mann nur Ehemann einer einzigen Frau sein darf (vergleichen Sie 1.Timotheus 3,2.12).

Ethnische und nationale Abstammung

Ein weiteres Beispiel für ein veraltetes „nationales“ Gesetz finden Sie in 5.Mose 23,2-9. Dieses Gesetz schließt bestimmte Menschen mit besonderen ethnischen oder nationalen Abstammungen vom Zugang zu der Gemeinde aus, wie die Ammoniter, die Moabiter oder Eunuchen. Diese Unterscheidung wird in der neutestamentlichen Kirche nicht mehr angewandt. Wahre Christen können selbstverständlich jeder Nation oder Rasse entstammen und es ist gleich, an welcher körperlichen Beeinträchtigung sie leiden, oder welche körperlichen Merkmale sie haben mögen (Epheser 2,11-13.19). Dies werden wir später noch ausführlicher besprechen.

Waschungen

Eine weitere, für heutige Christen nicht länger verbindliche Kategorie von Gesetzen sind die Ritualgesetze von Opfern und Waschungen.

Auch hier zeigt uns die Anwendung bestimmter Prinzipien, ob ein Gesetz von vorübergehender, ritueller Natur oder für uns weiterhin verbindlich ist. Zum Beispiel konnte eine Person durch die Übertretung eines Gesetzes oder durch einen bestimmten Zustand für eine gewisse Zeit „unrein“ werden. Nach einer rituellen Waschung konnte diese Person wieder rein werden. Diese Art von Gesetzen ist eindeutig streng ritueller Natur, da keine Übertretung eines verbindlichen Gesetzes automatisch durch den Ablauf einer Zeitspanne oder durch eine rituelle Waschung „vergeben“ werden konnte.

Verzehr und Berührung unreiner Tiere

Während beispielsweise diejenigen Gesetze, die den Verzehr von unreinen Tieren verbieten, heute weiterhin in Kraft sind (siehe vorangegangene Ausführungen in dieser Broschüre), so sind jene Gesetze heute nicht mehr gültig, die jemanden, der ein unreines Tier berührt hat, selbst für unrein erklären. Man kann dies daran erkennen, dass eine solche Person lediglich „bis zum Abend“ unrein war und erneut rein wurde, nachdem sie eine Waschung durchgeführt hatte, was den rituellen Charakter dieser Gesetze verdeutlicht (3.Mose 11,24-28.31).

Andererseits hatte der Verzehr eines unreinen Tieres nicht nur eine rituelle Unreinheit zur Folge, die nach einer Waschung am Abend zu Ende ging. Es existiert keine Schriftstelle, die uns sagt, dass eine Person, die ein unreines Tier verzehrt hatte, am Abend nach rituellen Waschungen automatisch erneut rein wurde. Hingegen sagen uns viele Schriftstellen, dass eine Person, die den Kadaver eines unreinen oder sogar eines reinen Tieres berührt hatte (3.Mose 11,39), am Abend nach einer Waschung wieder rituell rein wurde. Dies zeigt eindeutig die unterschiedliche Natur dieser beiden Kategorien von Gesetzen. Dies bedeutet, dass es in Gottes Augen Sünde ist, wenn man unreine Tiere verzehrt; dass es aber natürlich keine Sünde ist, wenn man ein unreines Tier anrührt; das gilt sogar für das Anrühren eines gestorbenen reinen oder unreinen Tieres.

Rituelle Verunreinigung

Eine weitere außer Kraft gesetzte rituelle Vorschrift, die nicht mehr buchstäblich zu befolgen ist, findet sich in 5.Mose 23,10-12. Sie besagt, dass eine Person, die sich während der Nacht rituelle Verunreinigungen zuzieht, bis zum nächsten Sonnenuntergang wieder rituell rein wird. [All dies bedeutet jedoch keineswegs, dass keinerlei gesundheitliche Vorteile aus der Einhaltung solcher Gesetze hervorgingen, wie zum Beispiel die Prävention einer möglichen Übertragung von Krankheiten – das zugrunde liegende Prinzip der körperlichen Hygiene ist auch heute noch absolut gültig.]

Der Geist des Gesetzes

Viele dieser bislang behandelten Beispiele haben uns verdeutlicht, dass man alttestamentliche Gesetze durch die „Brille“ der geistlichen Prinzipien des Neuen Testaments hindurch betrachten muss. Wir müssen uns immer den Zweck und die Absicht eines gegebenen Gesetzes anschauen – damit wir nicht wie die Pharisäer werden, die versuchten, den „Buchstaben“ des Gesetzes aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig den „Geist“ des Gesetzes vernachlässigten oder übersahen. Jesus sagte zum Beispiel, dass David ohne Schuld war, als ihn hungerte und er die Schaubrote aß, obwohl das Gesetz besagte, dass nur ein Priester davon essen durfte (Matthäus 12,3-4). Christus wies auf die geistliche Intention jener Vorschrift hin – deren Zweck es niemals war, eine Situation zu reglementieren, in der jemand hungrig war und ansonsten nichts zu essen hatte.

Quasten

Ein anderes Beispiel wäre ein Gesetz in 5.Mose 22,12, das befiehlt, vier Quasten an den vier Zipfeln der Kleidung anzubringen. Den Grund hierfür finden wir in 4.Mose 15,38-40: „… sooft ihr sie anseht, sollt ihr an alle Gebote des HERRN denken und sie tun… dass ihr heilig seid eurem Gott.“ Ein vergleichbares Gesetz findet sich in 5.Mose 11,18-20, wo befohlen wurde, die Zehn Gebote an die Türpfosten der Häuser zu schreiben. Heute erinnert uns Gottes Heiliger Geist an Gottes Gesetz. Das alte Israel jedoch benötigte diese physischen Erinnerungen, da ihnen der Heilige Geist weder verheißen war noch verliehen wurde. Unter dem Neuen Bund sollten solche physischen Erinnerungen nicht mehr notwendig sein, da Gottes Gesetz in unsere Herzen und unseren Sinn geschrieben ist.

Lassen Sie uns kurz einige Beispiele für alttestamentliche Gesetze betrachten, die auch heute noch eindeutig verbindlich sind, da weder der Buchstabe noch die geistlichen Grundsätze des Neuen Testaments etwas Gegenteiliges ergeben.

Sexuelle Verbote

Beispielsweise verbietet 5.Mose 22,5 das sogenannte „cross-dressing“. Ein Mann darf keine Frauenkleider tragen und umgekehrt. Dieses Gesetz behandelt den Transvestismus. Das Konzept der Transgender-Personen würde hier auch eingreifen.

Unterschiedliche Arten von Samen

5.Mose 22,9 verbietet die Aussaat eines Weingartens mit unterschiedlichen Arten von Samen. Das Prinzip besteht darin, lediglich solche Samen gemeinsam anzupflanzen, die sich nur nach ihrer eigenen Art vermehren, um minderwertige Erzeugnisse oder Hybriden zu vermeiden. Es ist nichts verkehrt daran, Erbsen oder Bohnen zwischen den Mais zu pflanzen [diese Arten würden sich nicht untereinander kreuzen], oder zwei Sorten Weidegräser nebeneinander [diese könnten eine Kreuzung innerhalb derselben Art hervorbringen]. Andererseits sollten Gurken nicht zusammen mit Wassermelonen angebaut werden, da diese beiden Pflanzenarten sich kreuzen und zu einer qualitativ substantiell verschlechterten Pflanze führen würden. Ebenso wenig sollten verschiedene Mitglieder aus der Familie oder Art der Zuckermelone und der Kantalupe in der Nähe von bestimmten Kürbissorten angepflanzt werden, da diese beiden unterschiedlichen Arten sich ebenfalls untereinander kreuzen würden.

Vermischte Kleidung

Schließlich verbietet 5.Mose 22,11 das Tragen von Kleidern, die „aus Wolle und Leinen zugleich gemacht“ sind. 3.Mose 19,19 enthält das gleiche Verbot (Hier wird auch die Kreuzung von zweierlei Arten von Tieren untersagt, was aber auf natürlichem Wege ohnehin zu keinem Nachwuchs führen würde; in Laboren kann so etwas Widernatürliches allerdings erreicht werden.). Wolle ist ein tierisches Erzeugnis, wohingegen Leinen (Flachs) ein pflanzliches Erzeugnis ist. Solche Produkte sollten nicht miteinander vermischt werden, da dies eine ungeeignete Kombination von Werkstoffen darstellt, die zu Stoffen von geringerer Qualität führt.

Es geht also um ein Kleidungsstück, das zugleich aus Wolle und aus Leinen angefertigt ist, oder allgemeiner, aus einer Mischung von pflanzlichen und tierischen Produkten. Es geht nicht um eine Kombination von Tierprodukten oder Pflanzenprodukten mit synthetischen Stoffen. Sodann muss das Kleidungsstück zugleich aus der Mischung von Tier- und Pflanzenprodukten hergestellt oder miteinander verwoben sein. Wenn eine Jacke aus Tierprodukten gefertigt ist, und die dazugehörige Hose aus Pflanzenprodukten, so ist dies kein Problem.

Zehn Gebote, Festtage und Zehnten

Des Weiteren gehören, wie wir bereits besprochen haben, die Zehn Gebote, die Gesetze hinsichtlich der Heiligung von Gottes jährlichen Feiertagen, sowie die getreuliche Zahlung des Zehnten zu den Gesetzen, die NICHT abgeschafft wurden.

Das Gesetz der physischen Beschneidung

Es existiert ein zusätzliches Gesetz, das nicht länger verbindlich ist – das Gesetz der physischen Beschneidung. Und da dem so ist, hat auch der mit Abraham geschlossene Bund der Beschneidung heute keine Gültigkeit mehr für uns.

Wir lesen in Galater 5,1-3: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.“

Der an dieser Stelle verwendete Ausdruck „das ganze Gesetz“ bezieht sich auf alle Gesetze, die Gott den Menschen jemals gegeben hat – einschließlich Tieropfer und Ritualgesetze. Paulus sagt hier, dass Christus jenen nichts nützen wird, die meinen, gerechtfertigt zu sein, weil sie sich physisch beschneiden lassen. Dann haben sie noch immer nicht die Notwendigkeit begriffen, dass sie die Vergebung ihrer Sünde und ihre Rechtfertigung nur durch den Vater und Christus erlangen können (Galater 5,4).

(Fortsetzung folgt)

Autor: Norbert Link

Ursprüngliche Übersetzung aus dem Englischen: Daniel Blasinger