Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt… Teil 9

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Hier ist der letzte Teil der von Norbert Link erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre „And Lawlessness Will Abound…“

Heiden – Teil des Neuen Bundes?

Wir haben zuvor gelesen, dass der Neue Bund mit dem Haus Israel und dem Haus Juda geschlossen wird. Bedeutet dies nun, dass die Heiden keinen Zugang zu dieser neuen Bundesbeziehung mit Gott haben werden? Selbstverständlich werden sie Anteil am Neuen Bund haben, damit dies jedoch für die Heiden ermöglicht werden konnte, musste u.a. das spezifische Gesetz der physischen Beschneidung, das im Alten Testament gegeben wurde, aufgehoben werden.

Beachten Sie Epheser 2,11-15 (revidierte Lutherbibel 2017): „Darum denkt daran, dass ihr, die ihr einst nach dem Fleisch Heiden wart und ‚Unbeschnittenheit‘ genannt wurdet von denen, die genannt sind ‚Beschneidung‘, die am Fleisch mit der Hand geschieht, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und den Bundesschlüssen der Verheißung fremd; daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft wegnahm. Er hat das Gesetz, das in Gebote gefasst war, abgetan, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache…“

Der Zaun, der zwischen den Juden und den Heiden bestand, bezieht sich scheinbar auf die physische Beschneidung, und andere damit einhergehenden Rituale und Verordnungen. Indem diese Anforderungen hinweg getan wurden, konnten die Heiden nun zu „geistlichen“ Israeliten und Juden werden und damit Anteil am Neuen Bund erhalten.

Beachten Sie aber auch, dass die Formulierung, dass Christus „das Gesetz, das in Gebote gefasst war“, abgetan hat, sich nicht auf irgendwelche Gebote bezieht, die Gott direkt erlassen hat. Die Schlachterbibel schreibt hier: „das Gesetz der Gebote in Satzungen.“ Wörtlich steht hier im Urtext, dass Christus „das Gesetz der Gebote, die in Erlassen (Griechisch: „dogma“) enthalten waren“, abgeschafft hat. (Vgl. Vincent’s Word Studies und Jamieson, Fausset and Brown).

Es geht hier um menschliche Erlasse oder Beschlüsse oder Verordnungen. Man findet dieses Wort z.B. in Lukas 2,1 („Verordnung“, so Menge Bibel); Apostelgeschichte 17,7 („Verordnung“, so Schlachterbibel); oder auch in Apostelgeschichte 16,4 („Beschlüsse“). Diese Erlasse konnten richtig oder falsch sein; Paulus hat in Epheser 2 falsche menschliche Erlasse im Auge, die von den Pharisäern erlassen und zu einem „Gesetz“ erklärt worden waren, die auf menschlichen Überlieferungen beruhten und die damit das Gesetz Gottes zu einer Bürde machten oder zu einem Joch. Christus hat all diese Vorschriften des „Judaismus“ abgeschafft und sodann auch durch die Aufhebung des an Abraham gegebenen rituellen Gebots der physischen Beschneidung den Heiden den Zutritt in seine Kirche eröffnet.

Ist der Neue Bund bereits geschlossen worden?

Wir haben gesehen, dass Gott mit dem alten Israel Bündnisse geschlossen hat, und dass Gott mit dem Haus Israel und dem Haus Juda „nach diesen Tagen“ (Hebräer 8,10) einen Neuen Bund schließen wird – also nach der Wiederkehr Christi. Zu jener Zeit wird Gott die Israeliten zur Reue rufen und dann später jene auferwecken, die zuvor nicht zur geistlichen Erlösung berufen waren, um ihnen die Möglichkeit zu geben, nun ebenfalls Teil des Neuen Bundes zu werden.

Wie aber sieht es heute mit bekehrten Christen aus – mit den geistlichen Israeliten und Juden?

Wir verstehen, dass der Neue Bund mit einem Ehevertrag verglichen wird. Bedenken Sie ebenfalls, dass Jesus Christus bereits sein Blut, das Blut des Neuen Bundes, für die Vergebung der Sünden vergossen hat. Im Alten Testament vernahm das alte Israel die Bedingungen, die Gott ihnen vorlegte, und erklärte sich mit diesen Bedingungen einverstanden. Danach hat Gott den Bund mit Blut besiegelt.

Christus hat uns die Bedingungen des Neuen Bundes deutlich genannt, und wir haben diese im Augenblick unserer richtigen, von Gott anerkannten Taufe angenommen. Ebenso wie das alte Israel haben auch wir gesagt: „Alles, was der HERR geredet hat, wollen wir tun.“ Wir haben natürlich auch Christi vergossenes Blut angenommen, durch das unsere Sünden vergeben wird, und wir haben anerkannt, dass wir zum Zeitpunkt unserer Taufe in einen Bund mit Gott eingetreten sind.

Bedeutet dies also, dass der Neue Bund bereits zum Zeitpunkt unserer Taufe mit uns geschlossen wurde? Nun, die Antwort lautet ja und nein.

Der Neue Bund ist ein Ehevertrag. Die Vollziehung unserer Ehe mit Jesus Christus – dem Bräutigam und dem Lamm – liegt noch in der Zukunft. Hier gewinnt das biblische Konzept der „Verlobung“ oder des „Vertrautseins“ an Bedeutung. Wie wir bereits zuvor erklärt haben, durchschritten die Paare zu biblischen Zeiten eine Phase der „Verlobung“, bevor sie schließlich die Ehe vollzogen. Maria war bereits mit Joseph „verlobt“ oder „vertraut“, als ihre Schwangerschaft offenbar wurde (Matthäus 1,18). Da sie beide aber noch nicht zusammenlebten und sie die Ehe noch nicht vollzogen hatten, dachte Josef, dass sich Maria des Ehebruchs schuldig gemacht hatte. Jedoch wurden Maria und Josef seit ihrer „Verlobung“ bereits als [Ehe-]Mann und [Ehe-]Frau bezeichnet (Matthäus 1,19-20.24, vergleichen Sie ebenfalls 5.Mose 28,30). Die „Verlobung“ war eine verbindliche Heiratsvereinbarung oder ein Ehevertrag, und dieser konnte lediglich durch eine Scheidung aufgelöst werden. Durch diesen Vertrag hatte der Ehemann seiner Frau versprochen, mit ihr, nach einer gewissen Zeit, die Ehe zu vollziehen.

In gleicher Weise gingen wir im Moment unserer Taufe einen Bund mit Gott sowie einen „Verlobungs-“ oder Heiratsvertrag mit Jesus Christus ein. Die Vollziehung unserer Ehe wird erfolgen, sobald Jesus Christus zurückkehrt, um sein Königreich auf Erden zu errichten. Zu diesem Zeitpunkt werden wir unsterbliche Geistwesen sein – wiedergeborene Mitglieder der Gottfamilie.

Darüber hinaus ist dieser Ehevertrag mit Christus auch eine Vereinbarung, all das zu ererben, was Abraham, Isaak und Jakob, sowie deren Nachkommen, durch Bündnisse verheißen wurde. Es ist nicht nur eine Verfügung oder ein Testament, das jederzeit durch den Erblasser vor seinem Tod geändert werden kann, sondern vielmehr eine rechtsverbindliche und durchsetzbare Vereinbarung. In jedem Falle ist der Erblasser, Jesus Christus, der seinerseits die Verheißungen von Abraham und seinen Nachkommen ererbt hat, bereits verstorben, so dass sein Testament, wie es uns vertraglich versprochen wurde, nicht mehr geändert werden kann. Ein Testament war zu biblischen Zeiten mehr so etwas wie ein gegenseitiger Erbvertrag. Tatsächlich ist das griechische Wort für „Bund“ und für „Testament“ ein und dasselbe, nämlich „diatheke“. Beide Parteien mussten den Bedingungen des Erbvertrages zustimmen. Dieser Vertrag konnte an bestimmte Bedingungen geknüpft werden, und die Vereinbarung konnte nur ausgeführt und die Erbschaft erlangt werden, wenn beide Parteien die Bedingungen erfüllten.

Auch könnte solch ein Erbvertrag durchaus besagen, dass die Erbschaft erst zu einem bestimmten Zeitpunkt nach dem Tod des Erblassers angetreten werden kann. In der Zwischenzeit konnte die Erbschaft für den Erbanwärter aufbewahrt und verwaltet werden. Und selbstverständlich konnte der Erbvertrag auch festlegen, dass die Erbschaft nur dann durch den Erben angetreten und der Erbbesitz erlangt werden kann, wenn sich der Erbanwärter als würdig erwiesen hat. Eine dieser Bedingungen hätte sein können, dass der Erbe zum Zeitpunkt des Antritts der Erbschaft verheiratet sein muss.

Wenn wir diese Konzepte bedenken und sie auf unsere Situation anwenden, dann kommen wir zu folgendem Schluss: Wir, als geistliche Israeliten, müssen verheiratet sein, um das Erbe anzutreten. Der Neue Bund sagt uns, mit wem wir verheiratet sein müssen – mit Jesus Christus. Jedoch kann es nur dann zu einer Hochzeit zum Zwecke des Vollzugs der Ehe kommen, wenn beide Parteien einwilligen, einander zu heiraten und sich die Treue zu halten. Christus hat bereits einen Ehevertrag mit uns geschlossen – eine „Verlobung“ – und er wird bei seiner Rückkehr geistig die Ehe mit uns vollziehen, wenn wir treu bleiben (Offenbarung 19,7-9; Matthäus 22,2; 25,1).

Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass wir heute, da wir durch den Neuen Bund bereits in eine Beziehung mit Gott eingetreten sind, nicht mehr sündigen können oder werden. Die Bibel sagt uns ausdrücklich, dass wir uns selbst betrügen und die Wahrheit nicht in uns ist, wenn wir sagen, wir hätten keine Sünde (1.Johannes 1,8). Aber wir beschreiten fortan nicht mehr den Weg der Sünde. Vielmehr ist Gott, wenn wir sündigen und ihm unsere „Sünden bekennen… treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“ (1.Johannes 1,9). Christus wird uns nicht zurückweisen, wenn wir ihm in diesem Leben zeigen, dass wir ihm gehorsam sein wollen, auch wenn wir uns hin und wieder verfehlen und hinfallen mögen. Er weiß, dass wir erst dann in der Lage sein werden, nie wieder zu sündigen, wenn wir wiedergeborene, unsterbliche Mitglieder der Gottfamilie sind (1.Johannes 5,18). 

Wenn wir andererseits ungehorsam und rebellisch werden und von neuem beginnen, einen verkehrten Lebensweg zu beschreiten, dann hat Christus das Recht, sich von uns zu scheiden. Erinnern Sie sich daran, dass Josef, ein gerechter Mann, gewillt war, sich von seiner Frau scheiden zu lassen, als er glaubte, dass diese ihm untreu geworden war (Matthäus 1,19).

Wir können also verstehen, was der Neue Bund für uns heute bedeutet. Er ist ein Vertrag, der auf dem Gesetz Gottes beruht. Gott hat uns berufen und dazu auserwählt, eine der an diesem Vertrag beteiligten Parteien zu werden. Durch unseren Gehorsam gegenüber seinem Gesetz zeigen wir Gott, dass wir Anteil an seinem Bund begehren (Apostelgeschichte 5,32). Wenn wir getauft werden, treten wir in eine Bundesbeziehung mit dem Vater und Jesus Christus ein. Diese Vereinbarung beinhaltet Bedingungen, die wir erfüllen müssen. Sie verspricht uns ein sicheres Erbe in der Zukunft, einschließlich der Sohnschaft in Gottes Familie, der Königsherrschaft über diese Erde und das Universum, sowie eine priesterliche Funktion. Dieses zukünftige Erbe wird für uns zurzeit im Himmel aufbewahrt.

Heute sind wahre Christen Erbanwärter, and wenn Christus zurückkommt, werden sie Erben sein, die die Erbschaft antreten, den Erbbesitz einnehmen und alle in Christi Testament verbrieften Versprechungen erhalten werden.

Dieser Vertrag ist ebenfalls eine Heiratsvereinbarung. Wir sind bereits mit Jesus Christus „verlobt“ oder besser „vertraut“, und wir werden die Ehe mit ihm vollziehen, wenn er auf diese Erde zurückkehrt, um sein Königreich zu errichten. Christus, ein Geistwesen, wird mit uns, wiedergeborenen Geistwesen, in geistiger Hinsicht die Ehe vollziehen (Offenbarung 19,6-9).

Weiterhin enthält dieser Vertrag ein Testament oder eine Verfügung des Erblassers Jesus Christus, mit uns die Verheißungen zu teilen, die er, als der Same Abrahams, selbst ererbt hat. Es ist der Wille und die Verfügung Christi, uns darin zu unterweisen, ein Leben zu führen, das seiner würdig ist.

Solange wir also treu bleiben, solange wir Gottes Sohn und sein heiliges Gesetz nicht mit Füßen treten, solange wir seinen Geist der Gnade nicht schmähen, wird Christus in wenigen Jahren seine Ehe mit uns vollziehen und wir werden die Verheißungen erben, die im Neuen Bund enthalten sind. Wenn wir zu gehorsamen Dienern unseres Gottes werden und dies bis zur Wiederkehr Christi bleiben, dann werden wir nicht hören müssen, dass er zu uns sagt: „… Niemals habe ich euch gekannt; hinweg von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit!“ (Matthäus 7,23; Menge Bibel).

Während die Gesetzlosigkeit überall um uns herum überhandnimmt, lassen Sie uns einen anderen Weg beschreiten! Lassen Sie uns Gott und seinem Wort gegenüber gehorsam sein und dadurch zu strahlenden Lichtern der Gerechtigkeit werden, deren helles Leuchten in dieser dunklen und bösen Welt nicht unbemerkt bleibt, sondern weithin wahrgenommen wird (Matthäus 5,14-16; Philipper 2,14-16).

Autor: Norbert Link

Ursprüngliche Übersetzung aus dem Englischen: Daniel Blasinger