Im Laufe der Jahre hatte ich oft Besuch von einem gewöhnlich gut gekleideten Paar von Leuten, die über Jesus Christus diskutieren wollten. Manchmal beantwortete ich ihre Fragen, aber es war immer offensichtlich, dass sie glaubten, die Wahrheit zu kennen und mir diese erklären wollten. Wie man vielleicht vermuten kann, gehörten sie zu den Zeugen Jehovas. Und sie glaubten, dass das, was sie machten, ein notwendiger Bestandteil ihrer Berufung als Zeugen sei.
Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Haben wir einen Beitrag zu leisten, für Jesus Christus Zeugnis abzulegen, und wenn ja, welchen? Zunächst einmal müssen wir wissen, was ein Zeuge ist. Hier sind einige Definitionen aus verschiedenen Lexika, was ein Zeuge sein könnte.
1. Ein Augenzeuge. Eine Person, die ein Ereignis sieht und darüber Zeugnis ablegt.
2. Ein sachverständiger Zeuge. Eine Person, die ein Ereignis nicht sieht, aber über ein einschlägiges Fachwissen verfügt und dieses Wissen bei der Zeugenaussage einsetzt.
3. In einem religiösen Sinne kann es ein offenes Bekenntnis zum eigenen religiösen Glauben durch Worte oder Taten sein.
In der neutestamentlichen Kirche waren die ursprünglichen Apostel Augenzeugen. Sie lebten dreieinhalb Jahre lang mit Jesus Christus, aßen mit ihm, sahen seine Wunder und wurden von ihm persönlich gelehrt. Er sandte sie als Zeugen in die ganze Welt hinaus. In Apostelgeschichte 1,8 heißt es: „…aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde“ (revidierte Lutherbibel 2017).
Wohin sie auch reisten, lehrten sie aus ihrer umfassenden persönlichen Erfahrung über Christus. Der Apostel Petrus erwähnt dies in 2.Petrus 1,16: „Denn wir sind nicht ausgeklügelten Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unseres Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit mit eigenen Augen gesehen.“ Das „wir“ bezieht sich auf Petrus, Jakobus und Johannes, die alle die Vision der Verklärung Christi auf dem Berg sahen (Matthäus 17,1-9). Der Apostel Johannes erwähnt dies auch in Johannes 1,14. (Mit Jakobus ist der ursprüngliche Apostel und Bruder des Johannes angesprochen, nicht der Halbbruder Jesu Christi.)
Es gibt viele andere Stellen, an denen die Apostel, insbesondere Petrus, behaupteten, Augenzeugen des Lebens und der Lehren Christi zu sein. Auch der Apostel Paulus wurde direkt von Christus unterrichtet und beauftragt, sowohl in Rom als auch in Jerusalem Zeuge zu sein. In Apostelgeschichte 23,11 heißt es: „In der folgenden Nacht aber stand der Herr bei ihm und sprach: Sei getrost! Denn wie du für mich in Jerusalem Zeuge warst, so musst du auch in Rom Zeuge sein.“
Nach diesen Aposteln wurden andere berufen, um weiterhin über Christus zu predigen und Zeugnis abzulegen. Ein frühes biblisches Beispiel ist der Evangelist Timotheus. 2.Timotheus 3,14-15 berichtet uns, dass ihm beigebracht wurde, was erforderlich war, um ein Evangelist zu sein, aber auch, dass er die Heilige Schrift von Kindheit an gekannt hatte. Obwohl er kein Augenzeuge war, würde er heute als Sachverständiger bezeichnet werden. Aufgrund seines Wissens und Verständnisses war er in der Lage, zu predigen und zu lehren (2.Timotheus 4,2).
In Offenbarung 2,13 lesen wir von einem anderen Zeugen in Pergamon, Antipas, der als Christi „treuer Zeuge“ bezeichnet wird, „der unter euch getötet wurde.“ Daher kommt natürlich auch der Titel dieses Artikels. An drei Stellen bezeichnet Gott sein Volk als Zeugen für die Tatsache, dass er allein Gott ist (Jesaja 43,10.12 und 44,8).
Das war eine biblische Geschichte von Zeugen. Aber was ist mit uns heute, was ist unsere Rolle bei der Aufgabe, Zeugnis abzulegen? Wir wissen, dass das Evangelium in der ganzen Welt als Zeugnis gepredigt werden wird (Matthäus 24,14), und die Kirche wird dabei auch weiterhin eine Rolle spielen. Während die Predigerschaft den größten Teil der Verkündigung des Evangeliums übertragen bekommen hat, unterstützen die Mitglieder diese Verkündigung mit ihren Gebeten und Spenden. Aber auch individuell haben wir Anteil an diesem Zeugnis.
In der Bergpredigt machte Christus in Matthäus 5,14.16 folgende Aussage über sein Volk: „Ihr seid das Licht der Welt… So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Jesus Christus möchte, dass wir unser Leben als Vorbild leben für alle, die uns sehen. Er möchte, dass wir mit anderen in einer Weise und mit einem Verhalten umgehen, die ein gutes Licht auf Gott werfen. Tatsächlich sollen wir Zeugen Gottes sein. Beachten Sie, dass er nicht „viele Worte“, sondern „gute Werke“ sagt. Die Menschen mögen vielleicht jetzt noch nicht verstehen, was dieses Zeugnis bedeutet, aber sie werden es in der Zukunft verstehen.
Doch es gibt Zeiten, in denen man Worte gebrauchen muss. Wie Petrus in 1.Petrus 3,15 schreibt: „… heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und Ehrfurcht.“ Wenn wir ernsthaft gefragt werden, was wir glauben und warum wir es glauben, sollten wir in der Lage sein, auf diese Fragen in angemessener und freundlicher Weise zu antworten. Auch Kolosser 4,6 gibt uns Anweisungen, wie wir antworten sollen: „Eure Rede sei allezeit wohlklingend und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeden antworten sollt.“
Keiner von uns ist heute Augenzeuge und nur wenige sind zum Predigen berufen, aber wir alle sollten unser Leben so leben, wie es Gott wohlgefällt. Wir sollten durch unsere Lebensweise und unser Verhalten und durch die Art und Weise, wie wir Antworten geben, ein gutes Vorbild für andere sein. Mit anderen Worten, jeder von uns soll ein treuer Zeuge Gottes sein.
Verfasser: Paul Niehoff
Ursprüngliche Übersetzung: Robert Muhr