Merkmale der frühen Kirche

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In der Apostelgeschichte finden wir eine Anzahl von Bibelstellen, die das Verhalten der ersten Jünger beschreiben, nachdem ihnen die Wahrheit Gottes offenbart worden war. Es sind sehr positive Beispiele. Wir wissen, dass diese Beispiele zu unserer Unterweisung niedergeschrieben wurden, und es ist gut, von Zeit zu Zeit daran erinnert zu werden.

Ich möchte eine Begebenheit aufgreifen, die sich unmittelbar nach dem Pfingsttag ereignete, als die Kirche im Entstehen begriffen war. Viele Juden aus allen Völkern unter dem Himmel wohnten in Jerusalem (Apostelgeschichte 2,5). Der Apostel Petrus hatte eine kraftvolle Predigt gehalten, in der er den Propheten Joel und König David zitierte. Viele dieser Juden und Judengenossen nahmen die Predigt des Petrus gerne an und ließen sich taufen. Wir lesen in Apostelgeschichte 2,46: „Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens“ (Schlachterbibel).

Es ist bemerkenswert, dass die elf Apostel vor dem Pfingsttag gemeinsam mit weiteren Menschen, „allezeit im Tempel [waren] und [Gott] priesen und lobten“ (Lukas 24,53; Schlachterbibel). Die Zahl der Jünger wird mit etwa Hundertzwanzig angegeben, Männer und Frauen, darunter Maria, die Mutter Jesu, und seine Brüder (Apostelgeschichte 1,15-16). Da es sich um Juden handelte, einschließlich der „etwa dreitausend“, die am Pfingsttag getauft wurden (Apostelgeschichte 2,41), war der naheliegendste Ort der Tempel, um sich nach dem Pfingsttag als Gruppe zu treffen. Sie versammelten sich aber auch in kleineren Gruppen in Privathäusern, um die Gemeinschaft zu genießen und fröhlich miteinander zu essen.

Der Ausdruck „Einfalt des Herzens“ in Apostelgeschichte 2,46 (Schlachterbibel) ist äußerst interessant. Das griechische Wort für Einfalt wird im Neuen Testament nur an dieser einen Stelle verwendet. Es wird in anderen Versionen auch mit Aufrichtigkeit, Redlichkeit oder Lauterkeit übersetzt, und das verwendete Wort versinnbildlicht die Glätte eines Bodens ohne Steine. Dies bedeutet also nicht rau, sondern, metaphorisch gesprochen, glatt, ebenmäßig oder schnörkellos. Zu jener Zeit herrschte also große Freude und Frieden, keine Rauheit oder Unruhe. In diesem Zustand wuchs die frühe Kirche weiter, denn wir lesen in Apostelgeschichte 2,47, in der Elberfelder Bibel: „Der Herr aber tat täglich [zur Gemeinde] hinzu, die gerettet werden sollten.“

Doch diese Zeit des Friedens währte nicht lange. Satan war sehr zornig und benutzte die religiösen Führer und politischen Machthaber, um die Kirche zu verfolgen. Stephanus und Jakobus wurden getötet, und es gab eine große Verfolgung gegen die Kirche, die dazu führte, dass sich viele Mitglieder zerstreuten (Apostelgeschichte 8,1). Auch wurden zeitweise falsche Lehren in die Kirche eingebracht, um Verwirrung zu stiften, wie zum Beispiel die angebliche Heilsnotwendigkeit der Beschneidung oder die Verneinung der Auferstehung von den Toten.

Leider hat Satan die Kirche Gottes durch die Jahrhunderte hindurch verfolgt, sowohl durch falsche religiöse Führer als auch durch politische Machthaber. Aufgrund dieser Verfolgung war die Kirche gezwungen, über tausend Jahre lang in die Wüste zu fliehen. Nach dem, was wir in den letzten rund zweihundert Jahren feststellen konnten, gab es innerhalb der Kirche Gottes einige Verwirrung über Doktrinen und Verwaltungsangelegenheiten. Sogar während der Zeit von Herbert W. Armstrong gab es manchmal Unstimmigkeiten und Abspaltungen aufgrund von Unterschieden in der Lehre. Und heute gibt es Hunderte von Gruppen, die behaupten, Gottes wahre Kirche zu sein, jedoch untereinander zahlreiche Unterschiede in den Lehren und im Verständnis aufweisen.

Diese Unterschiede, die durch das Festhalten an verkehrte Doktrinen verursacht werden, sind wie Steine im Boden, die eine Einheit verhindern. Natürlich können zwei nicht miteinander wandern, wenn sie untereinander uneinig sind (Amos 3,3). Und demzufolge kann auch keine „Einheit“ mit Gruppen bestehen, die verkehrte Doktrinen lehren. 

Zurzeit sehen wir noch nicht die vollständige Erfüllung von Epheser 4,4-5: „…ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.“ Aber diese Prophezeiung wird sich erfüllen, wenn Jesus Christus wiederkehrt und es dann nur eine einzige Religion auf diese Erde geben wird. Möglicherweise wird sie bereits bis zu einem gewissen Grade als Vorläufer für diejenigen erfüllt, die als würdig erachtet werden, der Großen Trübsal zu entgehen und an den Ort der Sicherheit gebracht zu werden. Aber wenn Christus wiederkommt, dann werden die Menschen in der Tat vollkommen „einmütig“ beieinander sein, „mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens“. Dieser Ausblick ist also ein sehr guter Grund, um auszurufen: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“

Erst dann wird eine Zeit wiederhergestellt werden, wie sie bei der frühen Kirche unmittelbar nach jenem Pfingsttag bestand. Eine Zeit der Einigkeit, des Frohlockens und der Einfalt der Herzen.

Verfasser: Paul Niehoff

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger