Die Bedeutung von Frauen für das Werk Jesu Christi

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Wenn wir lesen, dass Jesus Christus in Judäa und Galiläa unterwegs war, können wir leicht den Eindruck gewinnen, dass er nur von den zwölf Jüngern begleitet wurde. Betrachten wir jedoch Apostelgeschichte 1,21-23, dann werden wir feststellen, dass es mindestens zwei weitere Personen gab, wahrscheinlich sogar mehr, die die ganze Zeit über seit der Taufe des Johannes mit Christus und seinen Jüngern waren. Von diesen beiden Jüngern wurden Joseph vorgeschlagen, genannt Barsabbas, der den Beinamen Justus trug, und Matthias, der schließlich Judas Iskariot ersetzte.

Während seiner Predigerschaft sandte Jesus siebzig andere aus, um das Evangelium zu verkünden, und zwar jeweils zwei von ihnen gleichzeitig. Das können wir in Lukas 10,1-9 nachlesen. Zeitweise folgte Christus eine recht große Gruppe von Menschen nach, als er sein Werk ausübte.

Die Frage, die man sich stellen könnte, lautet: Waren es ausschließlich Männer, die mit Christus zusammenarbeiteten, als er predigte? In Matthäus 27,55-56 lesen wir: „Und es waren viele Frauen da, die von ferne zusahen; die waren Jesus aus Galiläa nachgefolgt und hatten ihm gedient; unter ihnen war Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus und Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus“ (deren Name Salome war, vergleichen Sie Markus 15,40).

Diese vielen Frauen waren zumindest bei der letzten Reise Jesu nach Jerusalem und zweifellos auch zu früheren Zeiten mit ihm unterwegs gewesen (vergleichen Sie Markus 15,41). Das Wort, mit dem ihr Wirken beschrieben wird, ist „dienen“. Dieses Wort ist eine Übersetzung des griechischen Wortes diakoneo, was so viel bedeutet wie „ein Diener oder Helfer sein, den Lebensbedarf decken, den Lebensunterhalt sichern, das Amt eines Diakons oder einer Diakonisse ausüben.“ Diese Frauen sorgten für die physischen Bedürfnisse von Jesus und seinen Jüngern.

Dies können wir ebenfalls in Lukas 8,1-3 lesen: „Und es begab sich danach, dass er durch Städte und Dörfer zog und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm, dazu einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben böse Geister ausgefahren waren, und Johanna, die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen [Christus und seinen Jüngern] dienten mit ihrer Habe“ (oder ihrem Besitz).

Wir sehen, dass während des Wirkens Jesu Christi ein Großteil der physischen Bedürfnisse und der Unterstützung für ihn und seine Jünger von zahlreichen Frauen bereitgestellt wurde, nicht nur von wenigen. Ohne ihre wertvolle Mitarbeit wäre sein Werk weitaus schwieriger zu bewältigen gewesen.

Ein interessantes Ereignis geschah während des Wirkens Christi, als er in Samaria war. Er bat eine Frau aus Samaria um einen Schluck Wasser. Dann fuhr er fort, ihr die geistliche Wahrheit zu erklären (Johannes 4,1-26). In Johannes 4,27 ist die Reaktion der Jünger sehr interessant: „Unterdessen kamen seine Jünger, und sie wunderten sich, dass er mit einer Frau redete; doch sagte niemand: Was fragst du?, oder: Was redest du mit ihr?“ Daraus können wir ableiten, dass es keineswegs üblich war, dass ein Mann in der Öffentlichkeit mit einer Frau sprach, oder dass ein religiöser Führer eine Frau  individuell unterrichtete. Dennoch können wir heute von dem lernen, was er damals zu ihr sagte.

Wir wissen, dass nach dem Begräbnis Christi einige der Frauen, die ihm in Galiläa gedient hatten, wohlriechende Öle und Salben vorbereiteten, um seinen Leichnam zu salben (Lukas 23,55-56; Markus 16,1). Interessant ist ebenfalls, dass die ersten Personen, die von seiner Auferstehung erfuhren, drei Frauen waren. Tatsächlich war Maria Magdala oder Magdalena die erste Person, die Jesus nach seiner Auferstehung sah (Markus 16,9).

Nur zwei Tage vor dem letzten Passahfest Jesu trug sich ein sehr wichtiges Ereignis zu. Es wird in Matthäus 26,7.10.12-13 beschrieben: Als Jesus in Bethanien war, „trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit kostbarem Salböl und goss es auf sein Haupt, als er zu Tisch saß“ (revidierte Lutherbibel 2017). Nachdem sich die Jünger beschwert hatten, dass dies eine Verschwendung sei, wies er sie zurecht: „Was betrübt ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan… Dass sie das Öl auf meinen Leib gegossen hat, das hat sie für mein Begräbnis getan. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.“

Alabaster ist ähnlich wie ein weicher Marmor, rein, weiß und durchscheinend. In Markus 14,3 erfahren wir, dass es sich bei dem Öl um Nardenöl handelte, das aus einem indischen und sehr kostbaren Kraut aus dem Himalaya gewonnen wurde. Diese Frau hatte ihm also eine sehr wertvolle Gabe dargebracht und damit begonnen, seinen Leichnam für die Bestattung vorzubereiten. Sie glaubte ihm, als er sagte, er gehe nach Jerusalem und werde ausgeliefert, um gekreuzigt zu werden.

Daraus lernen wir, dass Christus, obwohl er Männer für Führungspositionen ausbildete, Frauen gegenüber durchaus bedachtsam gesinnt war, und ihnen bei Gelegenheiten seine Wertschätzung und Gunst gewährte. Und was diese Frau betrifft, so schenkte sie ihrem zukünftigen König ihren wertvollen Besitz, ohne eine Gegenleistung zu erwarten – eine Haltung, die auch wir immer dann einnehmen sollten, wenn wir etwas schenken. Eines Tages werden wir herausfinden, wer sie war, und wir werden ihr dafür danken können, dass sie ein so gutes Beispiel für viele andere gegeben hat.

Verfasser: Paul Niehoff

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger