Wo ist die Wahrheit? Sie ist auf der Gasse zu Fall gekommen

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Im Jahre 1949 veröffentlichte George Orwell ein Buch mit dem Titel „1984“, worin er seine Vorstellungen von den Zuständen in einer zukünftigen Welt schildert. Die Hauptfigur war im „Wahrheitsministerium“ mit der Aufgabe betraut, vergangene Zeitungsausgaben zu überarbeiten, wenn Versprechen der Politiker nicht eingehalten wurden. Seine Korrekturen bestanden darin, die gemachten Versprechen nachträglich den tatsächlichen Fakten anzupassen, wie sie sich wirklich zugetragen hatten. Danach musste er die alten Ausgaben vernichten und die korrigierten Versionen an deren Stelle zu archivieren.

Diese Geschichtsfälschung wurde auch an Büchern und historischen Dokumenten von Mitarbeitern des „Wahrheitsministeriums“ durchgeführt, so dass alle früheren Hinweise auf das, was angeblich hätte geschehen sollen, dahingehend geändert und dem angepasst wurden, was tatsächlich geschehen ist. Auf diese Weise würden Geschichtsforscher „herausfinden“, dass alle Vorhersagen auch genauso eingetreten sind, wie sie getroffen wurden. Mit anderen Worten: Sie vernichteten die Wahrheit, um Politiker gut aussehen zu lassen.

In der von George Orwell gewählten Zeit des Jahres 1984 waren die Regierungen äußerst repressiv und setzten „Gedankenpolizisten“ ein, um Bürger zu verhaften und „verschwinden“ zu lassen oder zu „vaporisieren“, die mit den Narrativen der Regierung nicht übereinstimmten – manchmal gingen sie sogar so weit, jegliche Aufzeichnungen über die Existenz dieser Person zu löschen; so, als hätte sie niemals existiert. Orwell prägte auch den Begriff „Big Brother Is Watching You“ („Der Große Bruder beobachtet Dich“). Natürlich handelte es sich damals um eine dystopische Fiktion und hat sich im Jahre 1984 nicht zugetragen.

Betrachtet man jedoch die heutige Situation, so sind einige der Dinge, über die George Orwell schrieb, bereits Realität geworden. Diese gegenwärtige Situation wird in Jesaja 59,14-15 beschrieben. Es handelt sich um eine Prophezeiung, die sich kurz vor der Wiederkunft Jesu Christi erfüllen wird, obwohl sie auch zu anderen Zeiten bereits stattgefunden haben mag. In den Versen heißt es: „Und das Recht ist zurückgewichen, und die Gerechtigkeit hat sich entfernt; denn die Wahrheit ist auf der Gasse zu Fall gekommen, und die Aufrichtigkeit findet keinen Eingang. Und die Wahrheit ist dahin, und wer vom Bösen weicht, muss sich ausplündern lassen.“ Die Mehrheit der deutschen Bibelübersetzungen verwendet den Begriff „ausplündern“ oder eine Form von „berauben“; die neue Lutherbibel 2009 und die Zürcher Bibel 2007 schreiben, jemand macht sich oder wird „zur Beute.“ In der heutigen Terminologie könnte man durchaus sagen, dass man sich zur Zielscheibe macht. Alle diese Bedeutungen sind in der heutigen Welt anzutreffen.

Wenn wir die aktuelle Situation betrachten, dann hängt die Gerechtigkeit oftmals von der politischen Gunst ab. Die Wahrheit ist an den meisten Orten sicherlich nicht zu finden. Und wo finden wir heute schon Gerechtigkeit? Die Erfüllung dieser beiden Verse hat sich in der aktuellen Pandemie deutlich gezeigt. Die Bedeutung von Worten wurde aus politischen Gründen verändert. Früher bezeichnete der Begriff Pandemie eine Situation mit extrem vielen Todesfällen und Krankheiten. Dies wurde jedoch in den letzten zwanzig Jahren dahingehend geändert, dass zum Ausrufen einer Pandemie nur noch eine hohe Anzahl von Krankheitsfällen erforderlich ist, nicht jedoch eine extreme Anzahl von Todesfällen.

Auch die Definitionen von Impfstoffen und Herdenimmunität wurden geändert, um dem aktuellen Narrativ zu entsprechen.

Ärzte und Krankenschwestern können zur Zielscheibe werden und ihre Zulassung verlieren, wenn sie Patienten mit wirksamen und sicheren Medikamenten behandeln, die von der Regierung aus politischen oder wirtschaftlichen Gründen verboten werden. Dies geht sogar so weit, dass diese Fachleute sich einer psychiatrischen Untersuchung unterziehen müssen, bevor sie ihre Zulassung wiedererlangen – etwas, das man als medizinisches Fachpersonal sicherlich nicht im Lebenslauf haben möchte.

Was den rechtlichen Bereich betrifft, so lehren einige Schulen eine verfälschte Geschichte und führen kleine Kinder an die Transsexualität heran. Eltern, die auf Schulversammlungen lautstark dagegen protestieren, wurden von einer Regierungsbehörde in den USA als „Inlandsterroristen“ bezeichnet. Eine Kandidatin für den Obersten Gerichtshof war auf Nachfrage nicht in der Lage, eine Definition des Begriffs „Frau“ zu geben. Technisch gesehen könnte sie aus juristischer Sicht sogar bis zu einem gewissen Grad Recht haben; zumindest, wenn man die derzeitige Rechtslage in einigen Staaten betrachtet, in denen man sich jederzeit legal einem anderen Geschlecht zuordnen kann als dem, mit dem man geboren wurde. So hat beispielsweise ein Mann in einigen Gegenden das Recht, sich selbst als lesbische Frau zu bezeichnen, und jeder, der sich dagegen ausspricht, kann wegen Hassrede belangt werden. Es ist in der Tat eine zutiefst kranke Welt, die sich völlig von Gottes Maßstäben entfernt hat.

Auch wenn Menschen heutzutage in der Regel nicht buchstäblich „verschwinden“, wie George Orwell schrieb, so können sie doch „gecancelt“ oder von den sozialen Medien und anderen Websites gelöscht werden, wenn sie mit der Darstellung der Regierung nicht einverstanden sind und die Wahrheit sagen. Die Wahrheit ist in der Tat dahin, und Menschen werden leicht zur Zielscheibe, wenn sie mit dem Bösen in der heutigen Welt nicht übereinstimmen.

Was verlangt also Gott von uns, der ja ein Gott der Wahrheit ist, wie wir in 5.Mose 32,4 lesen? „Der Fels, vollkommen ist sein Werk; denn alle seine Wege sind Recht; ein Gott der Wahrheit, und ohne Trug, gerecht und gerad ist er“ (Leander van Ess 1859). Die neue Lutherbibel 2009 schreibt: „Er ist ein Fels. Seine Werke sind vollkommen; denn alles, was er tut, das ist recht. Treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaft ist er.“ Gott wird durch all jene Eigenschaften charakterisiert, die wir in Jesaja 59,14-15 vermissen, nämlich Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Was uns betrifft, so verlangt Gott, dass die Wahrheit Teil unseres Charakters und Teil unseres Lebenswegs ist, und zwar nicht nur in unseren Worten, sondern auch in unseren Gedanken – in unserem innersten Wesen, wenn wir mit Christus in Ewigkeit leben wollen. In Psalm 15,1-2 lesen wir: „HERR, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge? Wer untadelig lebt und tut, was recht ist, und die Wahrheit redet von Herzen…“

Wir leben in einer zutiefst korrupten und bösen Welt, die von Satan beherrscht wird, und obwohl wir in ihr leben müssen, dürfen wir doch kein Teil von ihr sein. In Offenbarung 18,4 lesen wir: „Und ich hörte eine andre Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!“ Dieses Kapitel beginnt mit der Erwähnung Babylons in Offenbarung 18,2, doch in Offenbarung 18,3 wird dies auf alle Nationen ausgeweitet, die ganze Welt, denn „von dem Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Völker getrunken…“

Es ist also an uns, zu verstehen, dass diese Welt böse ist, und um Gott wohlgefällig zu sein, dürfen wir nicht an diesem Bösen teilhaben. Vielmehr müssen wir beherzt und tapfer darin sein, ein Leben in Wahrheit zu führen.

Verfasser: Paul Niehoff (Australia)

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger