Wir sind nicht die Einzigen

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Im Oktober letzten Jahres (2022) flogen meine Frau und ich vom Flughafen Heathrow nach Düsseldorf als Teil unserer Reise zum Laubhüttenfest in Deutschland. Als wir in der Lounge des Flughafens die Aufforderung zum Einchecken erwarteten, bemerkte ich eine Person, die ich wiedererkannte. Als der Mann an mir vorbeiging, nickte er mir zu, und ich nickte zurück. Ich erkannte in ihm einen berühmten Fußballspieler, der nicht nur für zwei der besten Mannschaften Englands gespielt hatte, sondern auch für die Nationalmannschaft seines Heimatlandes (er war kein Brite) internationale Partien bestritten hatte. Schon oft hatte ich ihn im Fernsehen spielen sehen, und er war ein erstklassiger Fußballer.

Ich beschloss also, mich mit ihm zu unterhalten, und erlebte ihn dabei als sehr freundlichen Menschen, dem ein interessantes Gespräch über Fußball viel Freude bereitete. Er befand sich auf einer Sondierungsreise nach Deutschland, da er einige Monate zuvor zum Trainer einer europäischen Mannschaft ernannt worden war; zuvor hatte er nach seinem Abschied als aktiver Spieler bereits andere Mannschaften trainiert. An Bord des Flugzeugs sah ich ihn dann wieder, und wir begegneten uns erneut, als wir am Gepäckband auf unsere Koffer warteten. Es kam zu einer weiteren lebhaften Unterhaltung, mit der wir in der Kirche Gottes durchaus etwas anfangen könnten.

Er sprach sehr anschaulich darüber, dass es ihm aufgrund der politischen Korrektheit zunehmend schwerfalle, mit seinen Spielern klar zu kommunizieren. Im Wesentlichen sagte er, dass es nahezu unmöglich sei, seine Botschaft verständlich zu machen und offen mit ihnen zu reden, weil schon ein einziges falsches Wort im gegenwärtigen Klima katastrophale Folgen haben könne. Er spürte, dass er seine Worte sorgfältig abwägen musste, um seine Spieler nicht vor den Kopf zu stoßen, und dass dies zu Problemen führen konnte und auch geführt hatte. Mit anderen Worten: Die Kultur der „Wokeness“, in welche die Gesellschaft sich unbemerkt hineinmanövriert hatte, erwies sich als ernstes Problem für seine Befähigung, das Team richtig zu trainieren.

In der Kirche denken wir manchmal, dass wir die Einzigen sind, die mit jener absurden Unterdrückung der Redefreiheit zu kämpfen haben, mit der die Gesellschaft in der westlichen Welt geplagt wird. So viele Menschen sind dermaßen sensibel und überempfindlich geworden, dass es schwierig sein kann, mit anderen zu kommunizieren. Menschen laufen Gefahr, „abgestempelt“ zu werden, wenn sie mit dem aktuellen gesellschaftlichen Moralvorstellung nicht einverstanden sind.

Wir wissen, dass es als Hassrede ausgelegt werden kann, wenn jemand öffentlich erklärt, dass Homosexualität, Lesbianismus, Transgenderismus und gleichgeschlechtliche Ehen gemäß der Bibel verkehrt sind. Die LGBTQ+-Gruppierungen sind dagegen keineswegs so eingeschränkt in ihrer Propagierung dieser entsetzlichen Verhaltensweisen, die laut Gott, dem Schöpfer der gesamten Menschheit, abscheulich sind.

Ein aktuelles Beispiel (eines von vielen) für diesen „woken“ Unsinn ereignete sich erst kürzlich, im Mai 2023: Ein Mitarbeiter einer Kaffeehaus-Kette im Vereinigten Königreich wurde dabei gefilmt, wie er eine Kundin anschrie, sie sei „transphob“, nachdem diese das Wort „Lady“ benutzt hatte, um eine nicht-binäre Mitarbeiterin anzusprechen. Es endete damit, dass der Angestellte die Frau beschimpfte, die den Vorfall gefilmt hatte, und sie aus der Filiale der Kette hinauswarf; die Aufnahmen gingen viral. Aus unserer jüngsten Google-Werbekampagne wissen wir, dass wir sehr vorsichtig und einfallsreich zugleich sein müssen, um zu gewährleisten, dass wir unsere Botschaft vermitteln können. Vor vielen Jahren pflegte Herbert W. Armstrong zahlreiche Führer zu treffen, von denen einige nicht aus „christlichen“ Ländern stammten, weshalb er seine Worte weise wählen musste. Heute müssen wir in derselben Weise handeln, ohne jedoch Kompromisse mit der Botschaft einzugehen oder sie zu verwässern, und wir müssen viel darüber nachsinnen und sorgfältig erarbeiten, was und wie wir etwas sagen.

Gleichwohl lesen wir in Jesaja 58,1: „Rufe mit voller Kehle aus, ohne an dich zu halten, lass deine Stimme laut erschallen wie eine Posaune und halte meinem Volk seine Untreue vor und dem Hause Jakobs seine Sünden!“ (Menge Bibel). Genau das tun wir, während wir gleichzeitig bedenken, wie Organisationen arbeiten und wie sie ihre liberalen Ziele durchsetzen.

Wir mögen gelegentlich denken, dass wir die Einzigen sind, die mit dieser lähmenden Auswirkungen „politisch korrekter“ Äußerungen durch die „Woke Brigade“ zu kämpfen haben. Tatsache ist jedoch, dass es viele gibt, ob nun religiös oder nicht, die erkennen, dass solche Einschränkungen der Feind der freien Rede sind. Wir sind nicht die einzigen, aber uns obliegt heute die wichtigste Aufgabe der Welt: Die Verkündigung des bald kommenden Reiches Gottes, wenn all der Unsinn, den wir heute ertragen müssen, der Vergangenheit angehören wird.

Und das wird er auch, unter einer perfekten Regierung, für alle Ewigkeit!

Verfasser: Brian Gale (Vereinigtes Königreich)

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger