Mitgliederbrief – 15. März 2024

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Liebe Mitglieder und Freunde,

es gibt ein interessantes psychologisches Konzept, das recht gut bekannt ist und das Teil unseres Lebens sein sollte. Es handelt sich um die aufgeschobene Befriedigung oder Gratifikation. Es handelt sich um den Widerstand gegen die Versuchung eines sofortigen Vergnügens in der Hoffnung, langfristig eine wertvolle und dauerhafte Belohnung zu erhalten. Mit anderen Worten, die aufgeschobene Belohnung beschreibt den Prozess, den der Mensch durchläuft, wenn er der Versuchung einer sofortigen Belohnung widersteht und eine spätere, günstigere Belohnung vorzieht. Im Allgemeinen wird die aufgeschobene Befriedigung mit dem Verzicht auf eine kleinere, aber sofortige Belohnung in Verbindung gebracht, um später eine größere oder dauerhaftere Belohnung zu erhalten. In der Literatur gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die Fähigkeit, die Belohnung hinauszuzögern, mit einer ganzen Reihe anderer positiver Ergebnisse verbunden ist, darunter schulischer Erfolg, körperliche Gesundheit, psychische Gesundheit und soziale Kompetenz.

Die Fähigkeit eines Menschen, die Belohnung hinauszuzögern, steht in Zusammenhang mit anderen ähnlichen Fähigkeiten wie Geduld, Impulskontrolle, Selbstbeherrschung und Willenskraft, die alle zur Selbstregulierung beitragen. Und natürlich treffen diese Eigenschaften auch auf uns als Christen zu. Wenn ein Mensch reifer wird, geht er normalerweise dazu über, nicht etwas sofort erlangen oder sogar verlangen zu wollen—wie ein Baby, wenn es hungrig ist—,sondern die Erfüllung seiner Wünsche aus einem guten Grund aufzuschieben.

Das offensichtlichste Beispiel in der Heiligen Schrift ist Mose. Er wurde als Sohn der Tochter des Pharaos erzogen, was ihn zu einer sehr hohen Position in der Regierung Ägyptens berechtigte. Sehr wahrscheinlich wäre er der nächste Pharao gewesen. In dieser Position hätte er das Beste gehabt, was Ägypten zu bieten hatte, und das Volk hätte sich vor ihm verneigt, wenn er im königlichen Wagen vorbeifuhr. Im physischen Bereich hätte er als Herrscher des vielleicht mächtigsten Landes der Erde alles haben können.

Und doch lesen wir in Hebräer 11,24-27, dass er all das aufgegeben hat: „Durch den Glauben wollte Mose, als er groß geworden war, nicht mehr als Sohn der Tochter des Pharao gelten, sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes zusammen misshandelt werden, als eine Zeit lang den Genuss der Sünde haben, und hielt die Schmach Christi für größeren Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah auf die Belohnung. Durch den Glauben verließ er Ägypten und fürchtete nicht den Zorn des Königs; denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.“

Er blickte auf eine zukünftige Belohnung, die er erhalten wird, wenn Christus wiederkommt, so wie wir alle eine zukünftige Belohnung erhalten werden. Daran werden wir in Offenbarung 22,12 erinnert: „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie seine Werke sind.“ Im Hebräerbrief lesen wir, dass Mose diese aufgeschobene Gratifikation gewählt hat. Offensichtlich waren die Dinge, die Mose in Ägypten besaß, sehr verlockend, da sie große, vorübergehende Vergnügungen boten. Aber es waren keine ewigen Freuden, die der Lohn, auf den er sich im Glauben konzentrierte, beinhalten würde.

Das zeigt Psalm 16,11: „Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.“ Die Fülle der Freude ist die größtmögliche Freude, und die ewige Wonne hat kein Ende.

Es ist in der Tat eine Frage des Glaubens, sich in unserem Leben auf diese Belohnung zu freuen. Die Prophezeiungen weisen darauf hin, dass die vor uns liegenden Zeiten schwieriger werden. Einige von Gottes Volk werden möglicherweise getötet werden, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Aber wir haben auch die Verheißung Jesu Christi, wie sie in Hebräer 13,5 steht: „Seid nicht geldgierig, und lasst euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt : ‚Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.‘“ Gott weiß alles, was wir durchmachen, und er liebt uns als seine Kinder. Wir können sogar lesen, dass unser Tod, der uns alle ereilen wird, unabhängig davon, was uns sonst noch widerfährt, in Gottes Augen „schwer wiegt“ oder „kostbar“ ist. Siehe Psalm 116,15; neue Lutherbibel 2009.

Hiob, der zu seinem Nutzen schwere Prüfungen durchmachte, behielt eine positive Einstellung zu Gottes letztendlichem Plan für ihn. Damals verstand er nicht, warum er diese Prüfung durchmachte, und dennoch erklärte er, dass Gott nach seinem Tod ein Verlangen nach dem Werk seiner Hände haben und ihn wieder auferstehen lassen würde. Siehe Hiob 14,15.

Viele haben gerne das Oratorium von Händel mit dem Titel „Messias“ gehört. Eine der Arien mit dem Titel „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ ist sehr ermutigend in Bezug auf die Verheißungen, die vor uns liegen. Diese Arie stammt aus Hiob 19,25-27: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben. Und ist meine Haut noch so zerschlagen und mein Fleisch dahingeschwunden, so werde ich doch Gott sehen. Ich selbst werde ihn sehen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.“

Vers 26 wird in der neuen Lutherbibel 2009 richtiger wie folgt übersetzt: „Und nachdem diese meine Haut zerschlagen ist, werde ich Gott ohne mein Fleisch sehen.“

Es ist zu lesen, dass Hiob, obwohl er schwer geprüft wurde, sich immer noch danach sehnte, in Gottes Gegenwart zu sein. Das ist ein sehr positives Beispiel für uns in unserem Leben.

Wir haben noch einen weiteren Grund, uns zu freuen: nicht darüber, dass wir Segnungen, Fähigkeiten oder Stärken auf der Erde haben, sondern darüber, dass unsere Namen im Buch des Lebens im Himmel geschrieben stehen. Lukas 10,20 informiert uns darüber: „Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“

Wir haben also eine wunderbare Zukunft, die Gott für uns geplant hat, und es ist notwendig, nicht nach vorübergehenden Vergnügungen zu suchen, die uns von Gott abwenden würden, sondern aufgeschobene Befriedigung zu erfahren und im Glauben auf die Belohnung zu warten, die Gott für uns vorgesehen hat.

Im Dienste Gottes und in christlicher Liebe,

Paul Niehoff

Ursprüngliche Übersetzung aus dem Englischen: Robert Indlekofer