„Und wo bleibt das Positive?“

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Vor kurzem regte jemand an, ich könnte über etwas Gutes und Positives schreiben, da wir mit so viel Schlechtem und Negativem konfrontiert sind. Als ich darüber nachdachte, erinnerte ich mich an ein Gedicht des berühmten deutschen Schriftstellers und Dichters Erich Kästner (1899-1974). Kästner ist nicht nur als Autor von Kinder- und Jugendbüchern bekannt, sondern auch als ein tiefgründiger Denker und „Moralist.“ Das Gedicht wurde 1930 unter dem Titel „Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“ veröffentlicht.

Besonders zwei Strophen des Gedichtes sind sehr interessant im Hinblick auf das Thema dieses Artikels:

Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,

in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:

„Herr Kästner, wo bleibt das Positive?“

Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.

Ihr wünscht, dass ich’s hübsch zusammenreime,

und denkt, dass es dann zusammenhält?

Ich will nicht schwindeln. Ich werde nicht schwindeln.

Die Zeit ist schwarz, ich mach euch nichts weiß.

Und so müssen wir auch heute die Wahrheit verkünden und die Menschen vor dem warnen, was bevorsteht (was noch viel schrecklicher sein wird, als was 1930 abzusehen war, als Kästner sein Gedicht schrieb und als er das Erstarken der Nazi-Partei, den Aufstieg Adolf Hitlers und sogar den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vorhersah). Wir dürfen die „schwarze“ Zeit, in der wir leben, niemals ignorieren oder beschönigen – und die Zeit wird noch „schwärzer“ werden. Wir dürfen den Menschen niemals „weiß machen“ wollen, die Zeit sei ja gar nicht so „schwarz“; wir dürfen die Menschen niemals beschwindeln, indem wir behaupten, dass mit der richtigen politischen Führung die Dinge viel besser werden und zum Beispiel Amerika wieder groß werden wird. Aber so wie Kästner Bücher für Kinder und junge Erwachsene schrieb, um ihnen Hoffnung und Freude zu vermitteln und den Blick auf das Positive des Lebens zu lenken, so müssen wir das heute auch tun… und dass sogar noch in weitaus größerem Umfang.

Wir sollen das Evangelium vom Reich Gottes in der ganzen Welt als Zeugnis verkünden. Das Wort Evangelium bedeutet „Gute Nachricht“ oder „Frohe Botschaft.“ Gewiss, es muss auch eine warnende Botschaft über die bevorstehenden Ereignisse enthalten, und wir müssen laut rufen und unsere Stimme wie eine Posaune erheben (ein leiser und unsicherer Ton weckt niemanden auf), aber selbst diese Botschaft ist gut und positiv, denn zumindest einige mögen aufhorchen, nachdenken und bereuen. Aber wenn wir das Evangelium vom Reich Gottes predigen, dann verkünden wir dieser Welt die beste und positivste Botschaft, die es überhaupt geben kann: Die Wiederkunft Jesu Christi und die Errichtung der gerechten Herrschaft Gottes hier auf Erden. Und sie beinhaltet die Ankündigung, dass der Mensch ein Mitglied des Reiches Gottes – der Familie Gottes – werden kann.

In dieser bösen Welt, die erfüllt ist von Leid und Schmerz, können wir dennoch Freude haben – und als Eltern können und sollten wir diese Freude unseren Kindern vermitteln, durch die Art, wie wir leben, wie wir reden und wie wir handeln. Wir sollen dem Beispiel Jesu Christi folgen, der „um der Freude willen, die vor ihm lag“ (Hebräer 12,2; neue Lutherbibel 2009), alle Widrigkeiten ertrug, sogar „das Kreuz erduldete“ und „die Schande nicht achtete.“ Auch wir sollten uns auf die Freude konzentrieren, die vor uns liegt – die Freude, in einigen Jahren zu Gottwesen verwandelt zu werden; die Freude, daran Anteil zu haben, alles Böse auszurotten und der Menschheit zu helfen, in Frieden und Freiheit zu leben – und wenn wir das tun, dann werden wir auch in der Lage sein, die Herausforderungen des Lebens mit Gottes Hilfe zu meistern.

Indem wir über die Gegenwart hinausblicken und die Zukunft ins Auge fassen, machen wir uns Hoffnung, Vertrauen, Zuversicht und die Überzeugung zu eigen, dass wir in wenigen Jahren unser unglaubliches menschliches Potenzial und unsere endgültige Bestimmung erreicht haben werden – indem wir zu Gott werden, denn er IST unsere Bestimmung! Und genau das ist das Positive!

Verfasser: Norbert Link

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger