Wenn mir Gott etwas Großes geben würde, was auch immer wir uns vorstellen, was groß ist—sei es eine Frau oder ein Mann, sei es viel Geld, ein Haus oder ein Amt in der Kirche oder auf der Arbeit—dann würde ich mein Bestes geben! Diesen Satz haben wir vielleicht schon einmal verlauten lassen oder daran gedacht. Ich wäre bereit für mehr. Ich würde Gott so gern mit etwas Bedeutendem dienen.
Doch Jesus macht uns auf einen wichtigen Zusammenhang aufmerksam. In Lukas 16, 10 sagt er: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.“
Jesus spricht hier über das Prinzip der Treue. Und er macht deutlich: Treue beginnt nicht bei den großen, bewunderten Aufgaben. Sie beginnt im Kleinen, im Verborgenen, im Alltäglichen.
Das Geringste sind die kleinen Momente unseres Lebens, die scheinbar unbedeutend sind: Wie wir mit unserem Geld umgehen, wie wir über Menschen sprechen, wenn sie nicht anwesend sind, wie wir mit unserer Zeit haushalten, ob wir unsere Versprechen halten, ob wir beten, ob wir den Tempel unseres Körpers sauber halten. Es sind oft die unscheinbaren Entscheidungen, die aber sehr viel über unseren Charakter aussagen.
Gott sieht nicht auf die äußere Größe einer Aufgabe, sondern auf die Herzenshaltung, mit der wir ihr begegnen. Die Frage ist nicht: Wie groß ist das, was wir tun? Sondern, sind wir darin treu? Jesus sagt, dass unser Verhalten im Kleinen ein Spiegelbild unseres inneren Zustands ist.
Wer im Kleinen ungerecht ist, also nachlässig, bequem, unehrlich, der wird es auch im Großen sein. Umgekehrt gilt: Wer sich im Kleinen als treu erweist, zeigt, dass er auch für größere Verantwortung bereit ist.
In Lukas 19,17 unterstreicht Jesus dieses Prinzip erneut. Im Gleichnis von den anvertrauten Pfunden sagt der Herr zu seinem Diener: „… Recht so, du tüchtiger Knecht; weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte.“
Auch in Matthäus 25,21 ruft Jesus dem treuen Diener im Gleichnis zu: „… Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“
Das bedeutet: Treu sein im Kleinen ist nicht belanglos, sondern Vorbereitung—die Tür zu größerem Segen, größerer Verantwortung und größerer Wirkung. Gott prüft unser Herz durch kleine Dinge. Sie sind nicht nebensächlich; sie sind entscheidend.
Das zeigt sich auch in Sprüche 28,20, wo es heißt: „Ein treuer Mann wird von vielen gesegnet; wer aber eilt, reich zu werden, wird nicht ohne Schuld bleiben.“ Treue bringt langfristig Frucht. Wer dagegen nur auf schnellen Gewinn oder äußeren Erfolg aus ist, gerät leicht in Versuchung. Gott ehrt das treue Herz.
Aber wir leben in einer Welt, in der oft nur das Große zählt—große Projekte, große Sichtbarkeit. Doch im Reich Gottes funktioniert es anders. Dort ist nicht allein die Größe entscheidend, sondern der Charakter. Nicht nur der Einfluss, sondern Integrität. Nicht Applaus, sondern Treue.
Paulus greift dieses Thema ebenfalls auf. In 1. Korinther 4,2 schreibt er: „Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden.“
Wenn Gott Menschen Aufgaben anvertraut, dann ist Verlässlichkeit sein wichtiges Kriterium. Nicht, wie spektakulär jemand handelt, sondern wie treu er das weitergibt, was ihm anvertraut wurde.
Deshalb ist es gefährlich zu sagen: Wenn ich einmal eine große Aufgabe bekomme, dann nehme ich sie ernst. Denn unser Verhalten im Kleinen wird sich im Großen wiederholen. Wer heute sorglos, ungenau oder bequem ist, wird es auch morgen sein, nur mit größerer Verantwortung und größerer Auswirkung.
Wenn wir Gott dienen wollen, beginnt das heute mit kleinen Entscheidungen. Bin ich zuverlässig im Alltag? Bin ich ehrlich im Kleinen, freundlich zu Menschen? Römer 12, 18 scheibt nach der Zürcher Bibel: „Wenn möglich, soweit es in eurer Macht steht: Haltet Frieden mit allen Menschen!“
Treue zeigt sich auch darin, nicht aufzugeben, wenn keine sofortige Frucht sichtbar ist. Paulus ermutigt die Christen in Galater 6,9 mit den Worten: „Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.“
Das bedeutet: Es wird eine Ernte geben, aber sie kommt später. Treue ist der Weg dorthin.
Auch im Alltäglichen und Beruflichen sollen wir Gott dienen. Paulus schreibt in Kolosser 3,23-24;
„Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, denn ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus!“
Das zeigt: Wenn wir morgens zur Arbeit gehen und unser Bestes geben, ehrlich bleiben, Verantwortung übernehmen, dann ehren wir Gott.
Gott sieht in das Herz. In Psalm 101,6 heißt es:
„Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, dass sie bei mir wohnen; ich habe gerne fromme Diener.“
Gott sucht treue Christen; Menschen, auf die er sich verlassen kann, die in kleinen Aufgaben mit Hingabe dienen.
Ein Beispiel für einen solchen Menschen ist Hanani in Nehemia 7,2: „Und ich setzte über Jerusalem meinen Bruder Hanani und den Burgvogt Hananja, der ein treuer Mann war und gottesfürchtig vor vielen andern.“
Darum setzte Nehemia ihn über Jerusalem ein; nicht, weil er der Begabteste war, sondern, weil er ein treuer Mann war.
Und schließlich beschreibt das Buch der Offenbarung eine große Verheißung Gottes für treue Menschen. In Offenbarung 2,10 können wir lesen: „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“
“Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ Was für ein Versprechen! Treue hat Ewigkeitswert. Wer Gott treu bleibt, auch in schwierigen Zeiten, in Anfechtung, in scheinbar Bedeutungslosigkeit, wird am Ende von Gott selbst belohnt werden.
All diese Bibelstellen zeigen: Treue im Kleinen ist kein Nebenthema. Sie ist entscheidend für unser geistliches Wachstum, für unser Zeugnis, für unsere Berufung. Gott ruft uns nicht zuerst dazu auf, Großes zu leisten, sondern er will, dass wir ihm treu folgen, und das Tag für Tag.
Und dort, in der Treue zu den kleinen Dingen, öffnet sich der Weg für das, was Gott mit uns vorhat.
Treue im Kleinen ist so wichtig, weil sie unser Herz und unseren Charakter offenbart. Wer im Kleinen treu ist—etwa im Umgang mit Geld, der Zeit, den Worten oder einem Versprechen—beweist, dass er auch für größere Aufgaben bereit ist.
Große Taten beeindrucken Menschen. Doch Treue im Kleinen beeindruckt Gott.
Verfassser: Christoph Sperzel