Das Sprichwort „Möge der Bessere gewinnen“ hört man oft im Sport oder bei Spielen. Es drückt den Wunsch aus, dass nicht der Rücksichtslose oder Listige, sondern der wirklich Fähigere oder Geschicktere den Sieg erringt. Dahinter steht eine Haltung von Fairness und Respekt: Man erkennt an, dass auch der andere eine Chance verdient – und dass sein Erfolg nicht Neid, sondern Anerkennung hervorrufen soll.
Doch in der Realität unserer heutigen Gesellschaft sieht es oft anders aus. Leistung, Selbstdarstellung und Konkurrenz prägen das Denken vieler Menschen. In sozialen Medien wird nicht Fairness gefeiert, sondern meist der eigene Erfolg. Auch im Alltag oder Berufsleben scheint oft das Motto zu gelten: „Hauptsache, ich gewinne.“
Im Englischen sagt man: „The winner takes it all“ – der Gewinner bekommt alles. Aber was bedeutet es, aus der Perspektive der Bibel betrachtet? Was sagt Gottes Wort über gewinnen, verlieren – und was es heißt, wirklich alles zu bekommen?
Die Welt verbindet „Gewinner“ mit Macht, Einfluss, Erfolg oder Reichtum. Doch der Sieg Jesu Christi über Sünde und Tod kam nicht durch Herrschaft, sondern durch Hingabe. Christus siegte nicht, indem er andere besiegte, sondern indem er sich selbst opferte. Für viele sah sein Tod am Kreuz wie eine Niederlage aus – doch gerade dort errang er den endgültigen Sieg.
Jesus stellte die weltliche Vorstellung von Erfolg in Frage. Er sagte:
„So soll es nicht sein unter euch; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener” (Matthäus 20,26; revidierte Lutherbibel 2017).
Auch wahre Christen sind nicht frei davon, sich mit anderen zu vergleichen: Wer ist erfolgreicher, beliebter, begabter oder „geistlicher“? Doch das Evangelium ruft uns zu einem anderen Lebensstil auf – zur Demut, zur Wertschätzung des Nächsten und zur Dankbarkeit.
Der Apostel Paulus, der viel Leid erduldete – Schiffbruch, Schläge, Gefangenschaft, Verlassenheit –, strebte nicht nach weltlichem Ruhm. Sein Ziel war ein anderes:
„[Ich] jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Philipper 3,14).
Der wahre Sieger nimmt nicht anderen etwas weg, sondern empfängt, was nur Gott geben kann.
Die Bibel benutzt häufig Metaphern aus dem Sport und Wettbewerb, um geistliche Wahrheiten zu vermitteln: „Wisst ihr nicht: Die im Stadion laufen, die laufen alle, aber nur einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt!“ (1.Korinther 9,24; revidierte Lutherbibel 2017).
Für Christen bedeutet das: Wir laufen nicht gegeneinander, sondern gemeinsam auf Christus zu.
Einer der größten Gedanken der Bibel ist, dass Gottes Sieg geteilt wird: „Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron“ (Offenbarung 3,21).
Der Weg zum Thron führt über die Demut: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst“ (Philipper 2,3).
Die Welt sagt: Der Sieger bekommt alles.
Jesus fragt: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert?“ (Markus 8,36; neue Lutherbibel 2009).
Um in Gottes Reich zu gelangen, müssen wir in diesem Leben alles aufgeben, das dem im Wege steht. So empfangen wir das ewige Leben. Wenn wir Christus nachfolgen, jagen wir nicht Trophäen hinterher. Wir tragen unser Kreuz. Vielleicht verlieren wir viel in diesem Leben – Ansehen, Besitz, sogar unser Leben. Doch am Ende gewinnen wir das Wichtigste: Das ewige Leben im Reich Gottes.
Wenn wir als Christen sagen: „Möge der Bessere gewinnen. Der Gewinner erhält alles“, dann erkennen wir darin eine tiefere Wahrheit: Am Ende zählt nicht, ob wir besser waren als andere, sondern ob wir treu geblieben sind.
Paulus bringt es auf den Punkt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten“ (2.Timotheus 4,7; neue Lutherbibel 2009).
Wo fällt es mir schwer, den Erfolg anderer anzuerkennen? Lebe ich im Alltag nach dem Motto „Ich zuerst“ – oder „In Demut den anderen höher achten“?
Welche „Siege“ im Glauben sind mir wirklich wichtig – die Anerkennung von Menschen oder die Treue zu Gott?
Möge die Welt ihren vergänglichen Kronen nachjagen. Wir wollen den Lauf laufen, der uns bestimmt ist – auf den Preis hin, der niemals vergeht (vgl. Hebräer 12,1-2).
„Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1.Korinther 15,57; neue Lutherbibel 2009).