Vor kurzem hat mein 14-jähriger Sohn bei dem gemeinnützigen Transportunternehmen, das ich leite, seine Arbeit aufgenommen. Er wird während der Sommerferien als Auszubildender in Teilzeit in unserer Fahrzeugwartungsabteilung arbeiten. Für Jugendliche im Teenageralter ist es schwierig, eine sinnvolle Arbeit zu finden, und in handwerklichen Berufen ist es noch schwieriger. Mit der Einführung von Elektrobussen und Ladesteuerungen sind jedoch im Kfz-Gewerbe zunehmend Fähigkeiten gefragt, die an den Spielkonsolen einer neuen Generation erworben wurden.
Das Cambridge Dictionary definiert einen Auszubildenden als jemanden, der sich bereit erklärt hat, für einen bestimmten Zeitraum und oft gegen geringe Bezahlung bei einer Berufsfachkraft zu arbeiten, um deren Fähigkeiten zu erlernen. Ein Beispiel: Michelangelo war drei Jahre lang Lehrling bei Ghirlandaio in Florenz, bevor er sich selbstständig machte. Auch wenn es schwer vorstellbar ist, dass er jemals etwas anderes als ein Meister der Kunst, der Architektur und der Wissenschaft war, so ist es doch eine Tatsache, dass wir alle an einem gemeinsamen Punkt beginnen, an dem wir wenig wissen und lernen und unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten ausbauen müssen. Für die meisten von uns beginnt dies in den ersten unsicheren Tagen der Vorschule und setzt sich bis zum Studium und darüber hinaus fort.
Des Weiteren hat sich in den letzten Jahren ein deutlicher Wandel in den Berufswünschen der jüngeren Generationen vollzogen. Handwerksberufe erleben derzeit einen Aufschwung. Dies wird auch in den sozialen Medien deutlich.
Junge Handwerker teilen ihre Alltagserfahrungen und inspirieren eine neue Generation dazu, eine Karriere im Handwerk anstelle eines konventionellen Hochschulstudiums in Betracht zu ziehen. Eine junge Elektrikerin hat über 1,1 Millionen Follower und postet über verschiedene Tätigkeiten. Sie veranschaulicht die technischen Fähigkeiten, die für ihren Beruf erforderlich sind, und zeigt jungen Followern, dass ihr Beruf sowohl erfüllend als auch lukrativ ist.
Bedenken wir die Metapher, dass wir auf unserer Reise als wahre Christen Auszubildende sind. Wir müssen verstehen, dass wir als wahre Christen alle Auszubildenden des Vaters und Jesu Christi sind. Wie die Apostel vor uns müssen wir die Heilige Schrift studieren, um die Bedeutung der Worte des Paulus in Römer 10,14-15 besser zu verstehen: „Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht: ‚Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!‘“ Weiter in Vers 17: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“
Diese Verse verdeutlichen, wie wichtig es ist, denjenigen zuzuhören und von ihnen zu lernen, die gesandt wurden und mehr verstehen als wir.
Jesus Christus war auch ein Auszubildender des Vaters im Himmel, wie wir in Johannes 8,29 sehen: „Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ Aber Jesus war auch ein Auszubildender im menschlichen Sinne, als Zimmermann an der Seite seines menschlichen Vaters Josef.
Wir erfahren hiervon, als Jesus sich auf sein Wirken vorbereitete und in der Synagoge das Wort predigte. Er wurde keineswegs als Meister und Experte der Heiligen Schrift behandelt, sondern als Sohn eines Zimmermanns. Damit sollte Jesus als Zimmermann mitnichten herabgewürdigt werden, jedoch wurde dieser Beruf damals einfach nicht als gleichwertig mit dem der Pharisäer angesehen. Die Führer der Gemeinde verdeutlichten dies in Markus 6,3: „Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria, der Bruder von Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm“ (Schlachterbibel). Sie nahmen Anstoß, weil sie Jesus nicht als Lehrer oder Gleichgestellten betrachteten, sondern als einen jungen Emporkömmling.
Doch während er sein Handwerk als Zimmermann perfektionierte, bereitete er sich auch auf sein eigenes Wirken vor. Er studierte die Heilige Schrift und zitierte bei vielen Gelegenheiten die Propheten und Bücher des Alten Testaments. Selbst als er für unsere Sünden am Kreuz starb, zitierte Jesus einen Teil aus Psalm 22,2: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus lernte an der Seite seines Vaters und lebte sein Leben, indem er die Gebote befolgte und sich auf sein öffentliches Wirken vorbereitete.
Er war und ist auch: Der Meister, wie wir in Lukas 16,13 lesen: „Kein Knecht kann zwei Herren [oder: ‚Meistern‘; Authorized Version] dienen; entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ [dem Geld; New International Version]. Die Vorrangstellung Jesu Christi ist unübertroffen und wird es für immer bleiben. Er ist Herr und Meister der Schöpfung und unser kommender König des neuen Jerusalem.
Betrachten wir nun die Rolle, die Timotheus an der Seite des Apostels Paulus spielte. Paulus wurde zum Mentor des jüngeren Mannes. Er erkannte, dass Timotheus von Gott berufen war und das Zeug dazu hatte, ein Diener des Wortes Gottes zu werden, und begann, ihn auf das vorzubereiten, was vor ihm lag. Wir sehen dies in 2.Timotheus 3,10-12: „Du aber bist mir gefolgt in der Lehre, im Leben, im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld, in den Verfolgungen, in den Leiden, die mir widerfahren sind in Antiochia, in Ikonion, in Lystra. Welche Verfolgungen ertrug ich da! Und aus allen hat mich der Herr erlöst. Und alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“
Das Leben beinhaltet Ausbildungen in vielerlei Weise. Ich hätte nicht Stadtverwalter werden können, ohne zuvor viele Jahre als Stellvertreter gedient und die Feinheiten der Stadtverwaltung gelernt zu haben. Ärzte und Anwälte absolvieren eine jahrelange Ausbildung, bevor sie eigene Fälle übernehmen.
König David erkannte in 1.Chronik 29,1, dass sein Sohn Salomo noch nicht ganz für die Herrschaft bereit war: „Darauf wandte sich König David an die ganze Versammlung: Mein Sohn Salomo, den allein Gott erwählt hat, ist noch jung und unerfahren. Das Werk aber ist groß; denn nicht für Menschen ist das Gebäude bestimmt, sondern für Gott, den HERRN“ (Einheitsübersetzung 2016). David betete dafür und bereitete sich darauf vor, das Königreich an seinen Sohn Salomo zu übergeben. Er hatte Salomo für die Führung ausgebildet, vertraute nun aber darauf, dass Gott selbst diese Aufgabe vollenden würde.
Wir können auch zurückgehen in die Zeit des Mose, als Gott Mose anwies, Josua als Auszubildenden aufzunehmen. Dies wird im 4.Mose 27,18-21 beschrieben: „Und der HERR sprach zu Mose: Nimm Josua zu dir, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist ist, und lege deine Hände auf ihn; und lass ihn treten vor den Priester Eleasar und vor die ganze Gemeinde und bestelle ihn vor ihren Augen und lege von deiner Hoheit auf ihn, damit ihm gehorche die ganze Gemeinde der Israeliten. Und er soll treten vor Eleasar, den Priester, der soll für ihn mit den heiligen Losen den HERRN befragen. Nach dessen Befehl sollen aus- und einziehen er und alle Israeliten mit ihm und die ganze Gemeinde.”
In unserer physischen Welt bezieht sich eine Ausbildung in der Regel auf unser Berufsleben oder die eigene Laufbahn. Im wichtigeren geistlichen Sinne ähnelt die Ausbildung bei Gott und Jesus Christus eher einer dauerhaften Nachfolge Jesu. Wir müssen zu dieser Ausbildung erscheinen und unsere Aufgaben ernst nehmen. Es wird immer Ablenkungen durch Arbeit, Familie und Hobbys geben, aber denken Sie an diese Gelegenheit, unter dem absolut besten Meister aller Zeiten ausgebildet zu werden – nicht nur einmal im jetzigen Leben, sondern für immer!
Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger