Vor langer Zeit, als ich noch im Angestelltenverhältnis beschäftigt war, las ich in einer meiner Ingenieurszeitschriften den Beitrag einer Dozentin für Führungskräfte. Sie erinnerte sich daran, dass der Dekan während ihrer Studienzeit über mehrere Monate hinweg alle Studenten zu sich und seiner Frau zum Essen eingeladen hatte. Ich möchte ihre Worte an dieser Stelle zitieren: „Er hatte das über zehn Jahre lang praktiziert. Nach dem Abendessen schrieb ich einen Dankesbrief. Zu meiner großen Überraschung und Verlegenheit baten sie mich zu einem Gespräch. Sie wollten mir dafür danken, dass ich der einzige Student war, der sich jemals für die Gastfreundschaft bei ihnen bedankt hatte.“
Sie war eine von vermutlich Hunderten. In der Zeit des Neuen Testaments, als Jesus Christus zehn Aussätzige heilte, kehrte nur einer zurück, um Gott zu danken und seine Dankbarkeit zu bezeugen. In diesem Fall war es einer von zehn.
Und dieser eine war ein Fremder (vergleichen Sie Lukas 17,15-18). Ist Dankbarkeit lediglich eine Frage der Höflichkeit, des Taktgefühls, nur eine nette gesellschaftliche Gepflogenheit?
Ich möchte, dass wir uns einmal ansehen, was Gott über Dankbarkeit sagt. Wie wichtig sie für ihn ist. Paulus schreibt dies in 2.Timotheus 3,1-4: „Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott…“ Undankbarkeit wird hier neben vielen anderen schwerwiegenden Verfehlungen wie Lästerung und Verleumdung aufgeführt.
Dies verdeutlicht, dass Gott Undankbarkeit als eine ernste Angelegenheit betrachtet. Warum ist dem so? Er weiß, dass unsere menschliche Natur egoistisch ist und danach strebt, möglichst viel für sich selbst zu bekommen. Mit einer solchen Natur ist es sehr schwierig, Dankbarkeit zu üben.
Um dankbar zu sein, müssen wir innehalten, hinschauen und das wertschätzen, was wir haben. Aber anstatt Dankbarkeit empfindet die menschliche Natur in der Regel das Verlangen nach immer mehr. Ein Geist, der von diesem Verlangen nach mehr erfüllt ist, kann im Grunde genommen keine Dankbarkeit empfinden.
Gott sagt dies deutlich in Römer 1,21-22: „Denn obwohl sie von Gott wussten, haben sie ihn nicht als Gott gepriesen noch ihm gedankt, sondern sind dem Nichtigen verfallen in ihren Gedanken, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert. Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden…“ Dankbarkeit erfordert Demut. Die menschliche Natur mit ihrer Gier, Selbstsucht und Eitelkeit kann sich nicht vor Gott demütigen und ihm danken. In Psalm 100,4 lesen wir: „Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen!“ Einige der Hymnen, die wir singen und die auf den Psalmen basieren, beginnen mit „Dankt dem Herrn…“
Warum?
Gott möchte in denen, die ihm freiwillig ihr Leben hingegeben haben, einen heiligen, gerechten und vollkommenen Charakter entwickeln.
Gott kennt die menschliche Natur. Er weiß, dass sie, wie Herr Armstrong oft sagte, voller Eitelkeit, Selbstsucht, Begierde und Gier ist. Gott weiß, dass die menschliche Natur aus sich selbst heraus nicht dankbar ist. Um uns dabei zu helfen, diese selbstsüchtige Natur zu überwinden, hat Gott uns geboten, dankbar zu sein. Dankbarkeit lenkt unseren Geist vom eigenen Selbst ab. Sie erkennt Gottes Hand in unserem Leben an. Wir räumen ein, dass wir Hilfe hatten. Wir haben nicht alles selbst geschafft.
Es kann für Menschen sehr schwierig sein, Danke zu sagen. Aber Gott sagt uns in 1.Thessalonicher 5,18: „…seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.“
Das ist also das Rezept für ein glückliches Leben. Gott erwartet von uns, dass wir für alles dankbar sind. Mit anderen Worten: Gott erwartet von uns, dass wir in jeder Situation etwas Gutes erkennen. Gott möchte, dass wir uns auf unsere Segnungen konzentrieren und nicht auf unsere Probleme. In Epheser 5,20 steht sogar: „… und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ Es gibt so viele Dinge, für die wir dankbar sein können, und ich werde sie hier nicht alle aufzählen, aber als Menschen neigen wir dazu, davon auszugehen, dass wir alles selbst durch unsere eigene harte Arbeit erreicht haben. Wenn wir jedoch Gott oder auch anderen Menschen danken, dann gestehen wir damit ein, dass Gott und andere uns geholfen und für uns gesorgt haben, und dass wir es nicht ganz alleine vollbracht haben. Wir sind nicht das große Ich.
König David verstand die Notwendigkeit der Dankbarkeit. Er setzte sogar bestimmte Leviten ein, um dem ewigen Gott Israels zu danken und ihn zu preisen. Jeden Morgen und jeden Abend sollten diese Leviten dem Ewigen danken und ihn loben. David wusste, wie leicht man in Undankbarkeit verfallen kann, und dass dies eine der größten Sünden war, die eine Nation begehen konnte. Deshalb dankten diese Leviten Gott zweimal täglich in einer formellen Zeremonie (vergleichen Sie 1.Chronik 23,30). An mehreren Stellen sagt Gott, dass er mit den Opfern, die das Volk im Alten Testament darbrachte, und mit der Art und Weise, wie sie dargebracht wurden, nicht wirklich zufrieden war, aber im Buch der Psalmen wird die Danksagung als Opfergabe und als Opfer bezeichnet. Eine solche Opfergabe ist Gott sehr wohlgefällig (vergleichen Sie Psalm 116,17). Gott weiß, dass es gegen die Natur des Menschen ist, „Danke” zu sagen.
Aber wenn man es in aufrichtiger Weise sagt, dann zeigt dies, dass man demütig, sanftmütig und rücksichtsvoll ist. Gott möchte, dass wir ihm jeden Tag für die vielen Segnungen in unserem Leben danken. Er möchte ebenfalls, dass wir anderen danken. Es wird berichtet, dass Daniel ein Mann war, der Dankbarkeit zeigte. Er dankte Gott dafür, dass dieser ihm Weisheit verliehen und ihm in Prophezeiungen die Geheimnisse des Königs offenbart hatte. Er war so mit Dankbarkeit erfüllt, dass er sogar dreimal am Tag auf seine Knie fiel und Gott dankte, als eine Verordnung erlassen wurde, dass dreißig Tage lang niemand außer dem König zu einem Gott oder Menschen eine Bitte richten durfte und dass jeder, der dies tat, mit dem Tod bestraft werden sollte (vergleichen Sie Daniel 6,11). Er dankte sogar im Angesicht des Todesurteils. Er war nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass er Gottes Güte vergaß. Später im Buch Daniel lesen wir, dass der Engel Gabriel ihm sagte, er sei besonders geliebt. Das lag an seinem ganzen Charakter, einschließlich seiner Dankbarkeit.
Wäre ich in der Lage, unter solchen Umständen Dankbarkeit zu zeigen? Wären Sie es? Und doch sagt Gott, dass wir immer in allen Dingen dankbar sein sollen; also ja, wir sollten wachsen, um dazu in der Lage zu sein. Ist Dankbarkeit also nur eine gesellschaftliche Gepflogenheit, eine Frage der Höflichkeit? Keineswegs. Aus dem, was wir gerade gelesen haben, geht klar hervor, dass Gott möchte, dass wir immer dankbar sind, weil es ihm wohlgefällig ist.
Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger