Lehre Uns zu Beten – Teil 3 (Ein Umriss für das Gebet)

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Vorbemerkung:

Dies ist der 3. Teil der erweiterten deutschen Übersetzung unserer englischen Broschüre,“Teach Us to Pray“ („Lehre Uns zu Beten!“).

Ein Umriss für das Gebet

Wenn Sie nicht wissen, wie oder worüber Sie beten sollen, dann sind Sie damit sehr wahrscheinlich nicht allein. Selbst die Apostel Christi wussten nicht, wie man betet. Wir lesen in Lukas 11,1:

„Und es begab sich, dass er an einem Ort war und betete. Als er aufgehört hatte, sprach einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.“

Christus fuhr fort, indem er ihnen einen Umriss oder Plan für das Gebet gab, der in Lukas 11,2-4 und in Matthäus 6,9-13 niedergeschrieben ist.

Beachten Sie, dass dies nur ein Umriss des Gebets ist – eine Richtlinie oder ein Überblick der Grundzüge, wenn man so will.

Es ist kein Gebet an sich, das man immer wieder, Wort für Wort wiederholt. Die meisten bekennenden christlichen Kirchen fordern ihre Mitglieder gemeinhin auf, das sogenannte „Vaterunser“ in ihren Gottesdiensten wortwörtlich aufzusagen. Priester mögen teilweise von ihren Gemeindemitgliedern verlangen, zehn oder zwanzig „Vaterunser“ zu beten, um von bestimmten Sünden freigesprochen zu werden. Dies ist KEINESWEGS biblisch!

Einen solchen Brauch hatte Christus niemals beabsichtigt! Tatsächlich warnte er seine Jünger ausdrücklich davor, nicht zu „…plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen“ (Matthäus 6,7).

Andere lesen Bibelstellen laut vor und meinen, damit ein Gebet gesprochen zu haben. Dies ist jedoch kein Gebet, sondern lediglich das laute Zitieren einer Bibelstelle. Man kann die Gedanken, die z.B. in den Psalmen zum Ausdruck gebracht werden, als Anlass für sein individuelles Gebet nehmen, aber es nicht Sinn der Sache, die Worte der Psalmen als ein Gebet vorzulesen.

In Johannes 17 finden wir die Worte, mit denen Christus zu Gott dem Vater betete, kurz bevor er im Garten Gethsemane verhaftet wurde. Wenn Sie dieses Gebet lesen, so werden Sie feststellen, dass es seine Worte waren, die überhaupt nicht den exakten Wortlaut des Gebets in Matthäus 6 wiedergeben, gleichwohl aber einige der in diesem Gebetsumriss aufgezählten Konzepte enthalten.

Christus gab seinen Jüngern in Matthäus 6,9-13 einen Überblick oder Entwurf, um ihnen die grundlegenden Prinzipien für das Gebet darzulegen. Diese Grundlagen müssen wir ausbauen und damit fortfahren, eine bedeutungsvolle Konversation mit Gott zu erarbeiten. Wir sollen ihm keinen Zyklus sich ständig wiederholender Worte präsentieren.

Denken Sie einmal darüber nach! Wenn Sie sich mit Freunden oder Ihrer Familie unterhalten, oder vor einer Gruppe von Menschen eine Rede geben, wie lange würde man Ihnen wohl zuhören, wenn alles, was aus Ihrem Mund käme, lediglich die roboterhafte Aneinanderreihung sich andauernd wiederholender Worte wäre, ad infinitum ad nauseum?

Wie lange würden Sie selbst zuhören, wenn Sie sich unter den Zuhörern befänden? Gott geht es da nicht anders. Er will, dass wir ihm unsere Gedanken und Sorgen mitteilen, und zwar aus unserem tiefsten Inneren.

Wir werden im Folgenden den Gebetsumriss in Matthäus 6,9-13 besprechen, zusammen mit einer sorgfältigen, detaillierten Analyse der von Christus vermittelten Konzepte, damit Sie diese Konzepte in Ihren Gebeten zu Gott dem Vater anwenden können.

Der wohlbekannte Gebetsüberblick, wie er in Matthäus 6,9-13 niedergeschrieben ist, liest sich wie folgt:

Unser Vater im Himmel!

Dein Name werde geheiligt.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe wie im Himmel auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

„Unser Vater…“

Christus gebot uns zu beten: „Unser Vater…“ (Matthäus 6,9).

Wenn wir uns mit den Worten „Unser Vater“ an Gott wenden, so zeigen wir ihm, dass wir WISSEN, dass wir seine Kinder sind oder sein werden. Diese Aussage und unsere nachfolgenden Äußerungen beziehen sich zunächst einmal auf bekehrte Christen, die den heiligen Geist bei ihrer Taufe empfangen haben. Sie beziehen sich aber auch bereits auf jene, die die Wahrheit erkannt haben und danach leben wollen und sich auf dem Weg zu ihrer Taufe befinden.

Anzuerkennen, dass Gott unser Vater ist (und werden soll), beinhaltet einige wichtige Verpflichtungen unsererseits.

1.Johannes 3,1-2 erklärt uns, dass wir, als geistgezeugte Christen, „Gottes Kinder“ sind. In Vers 3 lesen wir, dass wir uns als seine Kinder von aller Ungerechtigkeit „reinigen“. Vers 10 enthält den Gedanken, dass wir „Gerechtigkeit üben“ und unseren Bruder „lieben“ sollen, da wir „Kinder Gottes“ sind (Schlachterbibel).

Römer 8,14 führt aus, dass Gottes Geist uns leiten wird, wenn wir Gottes Söhne sind (Schlachterbibel). Dies bedeutet, wir müssen ZULASSEN, dass der Heilige Geist uns leitet; denn nur dann können wir Gott wahrhaft unseren Vater nennen – unseren lieben und geliebten Vater oder „Abba“. (Vergleichen Sie Römer 8,15; das bedeutet aber nicht, dass wir heute Gott mit „Abba“ anreden sollten; dies ist ja lediglich eine aramäische Entsprechung, die „lieber Vater“ bedeutet und eine enge Beziehung zwischen Vater und Kind beschreibt). Wenn Gottes Geist uns leitet, dann werden wir ein anderes Leben führen, als es vor unserer Bekehrung oder unserer Erkenntnis der Wahrheit der Fall war. Beachten Sie, dass Gottes Geist uns schon vor unserer Taufe leitet; er ist bei uns, und wird nach der Taufe in uns sein (Johannes 14,17).

Die Bibel nennt dies „in einem neuen Leben wandeln“ (Römer 6,4). Wenn wir wahrhaft Gottes Kinder sind oder werden wollen, so werden wir, wie uns 2.Korinther 6,14-18 verdeutlicht, aus dem Götzendienst und der Finsternis dieser Welt herauskommen.

Beten wir zu Gott als zu unserem Vater, so sagen wir ihm, dass wir willens sind, ein „Abbild“ seiner Persönlichkeit zu werden. Christus sagte in Johannes 14,9, dass jene, die ihn sahen, den Vater gesehen haben. Können die Menschen das über uns sagen? Sehen andere in uns den Charakter Gottes des Vaters?

Wenn wir Gott unseren Vater nennen, so geben wir ihm zu verstehen, dass wir glauben und wissen, dass es unser Potenzial ist, ein wiedergeborenes Mitglied der Gottfamilie zu werden.

In Johannes 5,18 nannte Christus Gott seinen Vater. Indem er dies zum Ausdruck brachte, machte er sich Gott gleich, wie uns die Schrift sagt. Wir haben ebenfalls das Privileg, Gott unseren Vater nennen zu dürfen. Dies bedeutet, dass wir hinsichtlich unserer Zugehörigkeit zu Gott denselben Anspruch erheben, den Christus erhob.

Wir lesen in Römer 8,15, dass Gott uns seinen Geist der „Sohnschaft“ gibt (Schlachterbibel). Die revidierte Lutherbibel von 1984 übersetzt hier ungenau „einen kindlichen Geist“, aber die Übersetzung „Sohnschaft“ ist weitaus besser (vgl. auch neue Lutherbibel 2009; Elberfelder Bibel; und Menge Bibel).

Einige Übersetzungen, wie z.B. die englische King James Bible, schreiben hier „Geist der Adoption“. Das ist eine ganz schlechte Wiedergabe.

Gott adoptiert uns nicht nur einfach. Vielmehr werden wir, wenn wir seinen Heiligen Geist erhalten, zu einem Teil seiner Familie, indem wir als Gottes Kinder geistig „gezeugt“ werden. Gott reproduziert sich selbst, nicht durch Adoption, sondern durch tatsächliche Vermehrung, wie sich auf physischer Ebene Eltern durch ihre Kinder vermehren. Gott bewirkt dies auf geistiger Ebene, indem seine gezeugten Kinder den heiligen Geist erhalten, so dass sie in der Auferstehung seine wiedergeborenen Kinder werden können. Zu dem Zeitpunkt werden sie zu Geistwesen werden – nicht länger aus Fleisch und Blut bestehen – mit allen Rechten und Privilegien Gottes sowie seinem göttlichen Charakter und seiner göttlichen Natur.

Das griechische Wort, das mit „Sohnschaft“ oder „Kindschaft“ (rev. Lutherbibel 2017) übersetzt wird, bedeutet „als Sohn einsetzen“. (Wir müssen allerdings verstehen, dass die Bezeichnung „Sohn“ hier das Konzept der „Tochter“ mitumfasst, vgl. 2.Korinther 6,17-18.)

Der griechische Ausdruck für “Sohnschaft“ oder „Kindschaft“ KÖNNTE sich auf eine Adoption beziehen, jedoch geht es hier um mehr. Wenn wir Gottes Geist erhalten, dann sind wir nicht nur von Gott adoptierte Kinder, die „an Kindes Statt“ angenommen werden (oder, wie die Zürcher Bibel es falsch übersetzt, „an Sohnes Statt“). Vielmehr sind wir tatsächlich GEZEUGTE Kinder Gottes. Der Heilige Geist macht uns zu Söhnen und Töchtern, nicht durch Adoption, sondern durch einen Zeugungsprozess, der dem Vorgang der menschlichen Zeugung über die Schwangerschaft bis hin zur Geburt entspricht, jedoch auf einer geistlichen Ebene. WIR sind GOTTES KINDER! Wir erhalten nicht nur die Rechte und Privilegien wie ein Adoptivkind, sondern wir erhalten ebenfalls Anteil an der „göttlichen Natur“ (2.Petrus 1,4).

Und so lesen wir, dass genau wie Christus Gott dem Vater gleich ist – sofern es seinen Charakter und seine Natur betrifft – auch wir Christus gleich sein werden, wenn er zurückkommt. (Vergleichen Sie erneut 1.Johannes 3,2. Siehe auch Philipper 3,20-21). Daraus folgt, dass wir als Gottes Kinder all das erben werden, was er erschaffen hat (Römer 8,31-32).

Lassen Sie uns analysieren, was es im Einzelnen bedeutet, wenn wir zu Gott als zu unserem Vater beten.

  1. Wir müssen Gott den Vater ehren, indem wir unser Leben seinen Anordnungen gemäß führen. Maleachi 1,6-8 verdeutlicht das Prinzip, unseren Vater zu ehren. Wenn wir Gott unseren Vater nennen, dann müssen wir ihn ehren. Bieten wir ihm Dinge als Opfer an, die wertlos und verunreinigt sind, so entehren wir ihn. Wir schulden Gott als unserem Vater tiefen Respekt. Er muss in unserem Leben an erster Stelle stehen, und das an jedem Tag!
  2. Wir müssen anderen gegenüber barmherzig und mitfühlend sein, auf dieselbe Weise, wie unser Vater uns gegenüber barmherzig und voller Mitgefühl ist (Lukas 6,36; 2.Korinther 1,3-4).
  3. Wir müssen Gott den Vater in der Wahrheit anbeten, wie uns Johannes 4,23 zeigt. Dies bedeutet, dass wir wissen müssen, wer und was Gott ist und was er von uns verlangt, damit wir ihn in der Wahrheit anbeten können.
  4. Wir müssen Gott dem Vater für so vieles danken, unter anderem für unsere Berufung; für die Vergebung unserer Sünden; und für unsere kommende Erlösung und unser zukünftiges Heil (Kolosser 1,12-14). Wenn wir die allumfassende Wahrheit, dass Gott unser Vater ist, voll und ganz zu würdigen wissen, dann werden wir dies durch die Art zeigen, wie wir unser Leben führen. Kolosser 3,17 sagt uns in der Übersetzung der Guten Nachricht: „Alles, was ihr tut oder sagt, soll im Namen des Herrn Jesus geschehen. Um seinetwillen soll euer ganzes Leben ein Dank an Gott den Vater sein.“
  5. Wir müssen Gott den Vater als unsere höchste Autorität anerkennen. Für uns existiert nur ein (geistiger) Vater (vergleichen Sie 1.Korinther 8,6; Matthäus 23,9). Besteht ein Konflikt zwischen den Anforderungen Gottes und den Anforderungen der Menschen, so müssen wir immer Gott dem Vater gehorsam sein (Apostelgeschichte 5,29).
  6. Wir verstehen, dass es der Vater ist, der uns für die guten Werke, die wir tun, unseren Lohn geben wird (Matthäus 6,1).
  7. Wir verstehen, dass der Vater uns heute gute Gaben gibt, wenn wir ihn darum bitten (Jakobus 1,17-18; Matthäus 7,11). Diese guten Gaben schließen nicht nur physischen Segen mit ein, sondern auch geistliche Segnungen (vergleichen Sie Epheser 1,3: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit ALLEM geistlichen Segen …“). Und so seltsam dies auch erscheinen mag, diese guten Gaben beinhalten ebenfalls unsere Züchtigung, wenn uns unser Vater wegen der falschen Dinge, die wir tun, erziehen muss (Hebräer 12,5-7.11).
  8. Wir erkennen an, dass Gott UNSER Vater ist – nicht nur meiner oder Ihrer. Dieses Wissen beinhaltet die Tatsache, dass Gott der Vater ohne Ansehen der Person richtet (1.Petrus 1,17). Es beinhaltet auch unsere individuelle, persönliche Verantwortung anderen gegenüber, beispielsweise das grundsätzliche Verbot einer Scheidung, wenn Gott der Vater ein Paar durch den Bund der Ehe vereint hat (Maleachi 2,10-16; beachten Sie Vers 16 in der neuen Lutherbibel 2009: „Denn ich hasse die Ehescheidung, sagt der HERR, der Gott Israels, so wie man sein Kleid mit Unrecht bedeckt…“).

Die Liebe Gottes des Vaters in uns

Um ein Leben zu führen, dass Gott unserem Vater wohlgefällig ist, müssen wir die Liebe Gottes des Vaters haben UND in die Tat umsetzen – die gleiche Liebe, die Gott der Vater hat. Es ist diese Liebe Gottes, die durch Gottes Heiligen Geist IN UNS leben muss! Es ist Gottes Liebe, die uns dazu veranlassen, uns leiten und motivieren muss, ein Leben voller Liebe gegenüber Gott dem Vater zu führen, was sich durch die Liebe manifestiert, die wir unserem Nächsten entgegenbringen.

Wiederum, ein von Gott berufener Mensch, der noch nicht getauft wurde, hat Gottes Geist noch nicht in sich, und es ist Gottes Geist, der uns Gottes Liebe schenkt (Römer 5,5), aber Gottes Geist wirkt bereits mit ein solcher Person, sodass auch sie bereits, in einem gewissen Umfang, die Liebe Gottes in ihrem Leben manifestieren kann.

Matthäus 5,43-48 sagt uns, dass wir unsere Feinde lieben müssen, wenn wir behaupten, dass Gott unser Vater ist. Die Bibel verwendet das griechische Wort agapao, um unsere Verpflichtung auszudrücken, unsere Feinde zu „lieben“. Dieses Wort beschreibt die GÖTTLICHE LIEBE, die weit über die menschliche Liebe hinausgeht. Es ist die Liebe des Vaters, die in bekehrten und getauften Christen wohnt und sie befähigt, selbst diejenigen Menschen zu lieben, die ihnen feindlich gesinnt sind.

Wir werden in 1.Johannes 3,23 angewiesen, einander zu lieben. Wiederum ist das hier verwendete griechische Wort agapao. 2.Johannes 3-6 lehrt uns, dass Gott der Vater uns GEBIETET, in seiner Liebe und seiner Wahrheit zu wandeln (Schlachterbibel; Elberfelder Bibel).

Zusammenfassung

Gott ist unser Vater und wir sind seine Kinder. Wir müssen uns ihm unterordnen (Hebräer 12,9) und bestrebt sein, vollkommen zu werden, so wie er vollkommen ist (Matthäus 5,48). Wenn wir unser Gebet beginnen, indem wir Gott als „unseren Vater“ ansprechen, dann dürfen wir diese Formulierung keineswegs gedankenlos verwenden. Wir sollten vielmehr ein klares und respektvolles Verständnis von all den Aspekten besitzen, die mit diesem großartigen Titel einhergehen.

Verfasser: Norbert Link

(Fortsetzung folgt)