Alles Fleisch ist Gras

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Das Buch Jesaja ist ein sehr informatives Buch in der Bibel. Es wird von den Juden sehr geschätzt und gilt nach den fünf Büchern Mose als das zweitwichtigste Buch. Es ist ein Buch mit viel Ermutigung, aber auch mit vielen Prophezeiungen über die Bestrafung der Nationen, die Gott nicht kennen und ihm nicht gehorchen. Kapitel 40 beginnt in Vers 1 sehr positiv mit „Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott“ (revidierte Lutherbibel 2017). In Vers 5 erfahren wir: „…die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat’s geredet.“ Das ist alles sehr verheißungsvoll und positiv. Tatsächlich wird dies wahr werden, wenn sich die Bedeutung des Posaunenfestes erfüllen wird und Christus in seiner ganzen Herrlichkeit zurückkehrt.

Aber ein ganz anderes Thema wird in den Versen 6 bis 8 eingeleitet: „Eine Stimme spricht: Rufe! Und ich sage: Was soll ich rufen? – Alles Fleisch ist Gras, und all seine Anmut wie die Blume des Feldes. Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt, denn der Hauch des HERRN hat sie angeweht. Fürwahr, das Volk ist Gras. Das Gras ist verdorrt, die Blume ist verwelkt. Aber das Wort unseres Gottes besteht in Ewigkeit“ (Elberfelder Bibel). Petrus zitiert diesen wichtigen Abschnitt in 1.Petrus 1,24-25.

Offensichtlich vergleicht Gott sich selbst, seine Ewigkeit und Macht, mit uns. Wir sind sterblich und dem Tod unterworfen, und wie es in anderen Passagen heißt, sind wir wie nichts in seinen Augen. Eine von diesen Aussagen, in der David dies bestätigt, ist Psalm 39,5-6: „Lass mich erkennen, HERR, mein Ende und was das Maß meiner Tage ist. Ich will erkennen, wie vergänglich ich bin. Sieh, nur handbreit hast du meine Tage gemacht, wie nichts ist meine Lebenszeit vor dir. Nur ein Hauch ist der Mensch. Sela“ (Zürcher Bibel). Selbst David, ein Mann nach Gottes Herzen, erkannte, dass er als Mensch nichts war. Er war, wie Gras, dem Tod unterworfen.

Ein weiterer König, der zu seiner Zeit der mächtigste Mann auf Erden war, hieß Nebukadnezar. In Jeremia 27,6 nennt Gott ihn „meinen Knecht“. Und in Daniel 2,37 wird er „der König aller Könige“ genannt. Was die Statue in Vers 38 betrifft, so war er das goldene Haupt. Offensichtlich war er eine sehr wichtige Person, dem Gott „Königreich, Macht, Stärke und Ehre“ (Vers 37) gegeben hatte. Aber später, als er im königlichen Palast in Babylon umherging und sich damit brüstete, was er alles gebaut hatte, bewirkte Gott, dass er wie ein Tier wurde, und er aß Gras, sieben Zeiten oder Jahre lang. Nachdem sein Verstand wiederhergestellt war, gab er in Daniel 4,31-32 zu, dass Gottes „Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Generation zu Generation währt. Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ (Elberfelder Bibel).

So gab auch Nebukadnezar zu, dass er trotz all seiner königlichen Ehre und Macht, und obwohl Gott behauptete, er sei sein Knecht, zu denen gehörte, die als Nichts bezeichnet wurden. Wenn wir uns also mit Gott vergleichen, sind wir ebenfalls nichts.

Es gibt einen Abschnitt in Jesaja 40,6, dessen volle Bedeutung vielleicht nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist. Ein Teil des Textes lautet: „…seine Anmut [ist] wie die Blume des Feldes.“ Das hebräische Wort für Anmut kann auch mit „Güte“ übersetzt werden [so die King James Bible und die Anmerkung in der Elberfelder Bibel], oder sogar mit Freundlichkeit oder Wohltaten. Es ist mehr als nur das Erscheinungsbild der Blume. Es deutet darauf hin, dass all das Gute, das wir getan haben, und all die Barmherzigkeit und Gunst, die wir in unserem Leben gezeigt haben, ebenso vergehen und von den Menschen um uns herum bald vergessen sein werden.

Was ist also unsere Hoffnung, da wir als Menschen dazu bestimmt sind, zu nichts zu vergehen? Das sagt uns David in einem sehr bekannten Psalm.

Psalm 23 hat nur sechs Verse, aber in ihnen können wir Davids Haltung und seine Erwartungen erkennen. Er ist ein sehr nützliches Beispiel für uns. In diesen sechs Versen erwähnt David zwölf Mal den „HERRN“ oder ein Pronomen, das stellvertretend für den „HERRN“ gebraucht wird. Er beginnt, indem er eingesteht, dass der „HERR“ alle seine Bedürfnisse, seine physischen und emotionalen Bedürfnisse, erfüllt hat. Der „HERR“ befähigte ihn, Gerechtigkeit zu lernen. Und selbst als er sich in großer Gefahr und Todesfurcht befand, war der „HERR“ mit ihm und tröstete ihn. David wurde mit großem Überfluss versorgt. Im Grunde schrieb er alles, was er hatte, Gott zu.

Vers 6 in diesem Psalm ist jedoch von großer Bedeutung, sowohl für David als auch für uns. Als Menschen sind wir sterblich, und selbst in unserem bestmöglichen Zustand gelten wir im Vergleich zu Gott als nichts. Aber wie David hier erwähnt: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar“ (Lutherbibel 2017). In der International Standard Version wird der letzte Teil wie folgt wiedergegeben: „Und ich will bleiben im Tempel des Herrn für immer.“ Das erinnert uns an die Verheißung, die wir auch in Offenbarung 3,12 haben: „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen…“

Diese Verse in Jesaja 40 sollen uns also daran erinnern, dass wir als Menschen erwarten können, älter zu werden, an Kraft zu verlieren und zu vergehen, und mit unserer eigenen menschlichen Kraft können wir nur wenig tun. Aber wenn wir für all unsere Bedürfnisse und Wünsche auf Gott schauen und ihm gehorchen, dann sind uns große Belohnungen versprochen. Es gibt eine Reihe von Schriftstellen, die uns sagen, dass David König oder Fürst über Israel und Juda sein wird. Eine von ihnen ist Jeremia 30,9. Gott spricht die vereinten Stämme an und erklärt: „[Sie sollen] dem Herrn, ihrem Gott, [dienen] und ihrem König David, den ich ihnen erwecken will.“ Auch für uns gibt es ähnliche Verheißungen wie in Offenbarung 1,5-6: „… Ihm, [Jesus Christus], der uns liebt und uns erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

Da sich das Ende dieses gegenwärtigen bösen Zeitalters nähert, lohnt es sich also, sich daran zu erinnern, dass wir aus uns selbst heraus sehr wenig tun können. Es ist jedoch auch weise, Psalm 23 in Betracht zu ziehen und sich daran zu erinnern, dass Gott absolut in der Lage ist, uns zu trösten, für uns zu sorgen und uns zu beschützen, wenn es notwendig ist. Wir sollten auch in die Zukunft blicken, wenn wir für immer im Tempel Gottes bleiben werden. Wir werden für immer vom Geist geborene unsterbliche Mitglieder der Gottfamilie sein. Wir werden nicht länger Gras sein, sondern wir werden als Könige und Priester die Autorität haben, dieser kranken Welt wahren Frieden zu bringen.

Verfasser: Paul Niehoff

Ursprüngliche Übersetzung: Robert Muhr