Aufrichtigkeit

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In dieser Ära von Fake News und vorgefilterten Nachrichten ist nur weniges echt, was wir zu hören bekommen. Vor kurzem noch unbestrittene Tatsachen, wie etwa die Existenz von nur zwei Geschlechtern, scheinen nun in Frage gestellt zu werden. Bosheit wird in der verdrehten Denkweise vieler politischer und wirtschaftlicher Führer als Charaktereigenschaft angesehen. Nur sehr wenige Dinge, die wir als wahr oder authentisch begreifen, werden von dieser Welt noch als solche wahrgenommen – Aufrichtigkeit ist eine Seltenheit.

In Amerika haben die meisten von uns schon einmal das Wort „aufrichtig“ [im Englischen „sincerely yours“] als Grußformel zu Ende eines Briefes verwendet. [Im Deutschen mag man vielleicht einen Brief mit „in aufrichtiger Liebe“ beenden.] Und doch fehlt uns möglicherweise ein klares Verständnis für die Bedeutung des Wortes und das Gefühl, das ihm zugrunde liegen sollteIm Wörterbuch steht: „Aus tiefstem Herzen, wahrhaftig, ernsthaft, unverfälscht“. Das ist eine einfache, unkomplizierte Aussage, aber wie bei vielen Dingen in unserer menschlichen Existenz stimmt das, was wir sagen, nicht immer mit unseren Taten überein. Ich schreibe dies keineswegs aus einer Position der Überheblichkeit, sondern vielmehr aus einer Position des Bedauerns. Ich weiß, dass ich diesem Wort und Gottes Anforderungen an mich nicht immer gerecht geworden bin. Glücklicherweise hat Gott uns einen Weg zur Korrektur und Verbesserung gezeigt.

Das Wort „aufrichtig“ [im Englischen „sincerely“] hat eine bemerkenswerte Herkunft. Die lateinischen Wurzeln sind „sine“, was „ohne“ bedeutet, und „cera“, was „Wachs“ bedeutet—also „ohne Wachs.“

Unehrenhafte Bildhauer bedeckten in der Antike die Mängel an ihren Werken mit Wachs. Wenn die Skulptur gesplittert, gesprungen oder beschädigt war, dann verschmolzen diese Bildhauer Wachs mit Marmorstaub und benutzten die Masse, um den Fehler oder die Unvollkommenheit zu verbergen.

Wenn also ein ehrlicher Bildhauer sein Werk dem Auftraggeber präsentierte, dann erklärte er, seine Skulptur sei „sine cera“, also „ohne Wachs“. Stellen Sie sich einmal vor, wie sich ein Sammler am ersten heißen Tag fühlen würde, wenn die Skulptur in seinem Garten plötzlich anfängt, Teile zu verlieren, weil sie dahinschmelzen.

Wenn wir sündigen, dann sollten wir von uns selbst enttäuscht sein. Ein wenig Wachs, das unsere Fehler bedeckt, ist geschmolzen und hat etwas Hässliches offenbart – unsere sündige Natur. In 1.Johannes 3,8 lesen wir: „Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang an. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“

Wir wissen, dass Selbstgerechtigkeit und Gesetzlichkeit unsere Sünde weder bedecken können noch das sind, was Gott von uns verlangt. Nur Jesus Christus war in der Lage, unsere Sünden durch sein Opfer zu bedecken. Paulus belehrt Gottes Kirche in Rom in dieser Hinsicht, und das gilt für uns alle.

Er sagt in Römer 3,10-18:

„… wie geschrieben steht: ‚Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen betrügen sie, Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluch und Bitterkeit. Ihre Füße eilen, Blut zu vergießen; auf ihren Wegen ist lauter Schaden und Jammer, und den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen.’“

Paulus beschreibt jene Menschen, die nicht Gott nachfolgen, sondern auf den Wegen dieser Welt wandeln. Wir entehren Gott mit unserem Ungehorsam; und dennoch liebt er uns, ohne jedoch unsere Sünden zu billigen. Wir haben gerade erlebt, wie viele Menschen auf der ganzen Welt ein weiteres heidnisches Fest gefeiert haben. Die Welt hat ihre fortwährenden Sünden mit Wachs bedeckt, indem Geschäfte geschlossen und am Sonntag die Gottesdienste besucht wurden. Dies ist keineswegs ein aufrichtiger Ausdruck des Gehorsams gegenüber Gottes Gesetz. Vielmehr dreht sich alles darum, die Menschen zu täuschen, um sie glauben zu machen, sie könnten sich Gott durch menschliche Rituale nahen.

Was lehrt die Bibel über Aufrichtigkeit? In der Botschaft des Paulus an Timotheus und die Kirche lesen wir in 1.Timotheus 1,5: „Die Unterweisung in der Lehre unseres Glaubens hat nur das eine Ziel: die Liebe, die aus einem reinen Herzen, [aus] einem guten Gewissen und [aus] einem aufrichtigen Glauben kommt“ (Hoffnung für Alle).

Paulus ist sehr deutlich: Gott erwartet ein reines Herz und eine Aufrichtigkeit, die unerschütterlich ist. Paulus äußerte sich zu dem Problem der Irrlehrer, die sich durch das Studium des Gesetzes und den Glauben, dass sie es einhalten, selbst verherrlichen. Paulus erinnert uns daran, dass unser Leben, das wir führen, um Gott zu ehren und zu gehorchen, auf Liebe beruhen muss. Uns wird befohlen, bedingungslos zu lieben, so wie Gott jeden von uns liebt. Gott vergibt uns, wenn wir aufrichtig bereuen, aber wir müssen unseren Kurs ändern. Paulus fügt in Titus 2,7 hinzu: „Sei du selber ihnen ein Vorbild darin, Gutes zu tun. Wenn du lehrst, tu es aufrichtig und glaubwürdig“ (Neue Genfer Übersetzung 2011).

Wenn wir unser Leben auf diese Weise führen, dann befinden wir uns auf dem Weg, den Gott von uns erwartet. Wir sind Menschen und daher unvollkommen. Aber wir sind auch Kinder Gottes, geschaffen nach seinem Bilde und fähig zu guten Werken und guten Entscheidungen. Gleich Kindern können und sollten wir aus unseren Fehlern lernen und uns redlich bemühen, es jeden Tag besser zu machen. Wir wissen ebenfalls, dass wir uns niemals unserer selbst rühmen sollten. In 1.Timotheus 6,17-19 rät uns Paulus hierzu in seinen Botschaften an Timotheus in der Kirche von Ephesus:

„Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien, sich selbst einen Schatz sammeln als guten Grund für die Zukunft, damit sie das wahre Leben ergreifen.“

Wir haben die Notwendigkeit bereits angesprochen, dienende Führer zu sein. Dies bedeutet, aufrichtig mit gutem Beispiel voranzugehen, so wie es in der Heiligen Schrift niedergelegt ist.

Wir dürfen unsere Fehler und Schwächen nicht verbergen – und wir alle sind davon betroffen! Wir müssen unsere Unvollkommenheiten mit Gottes Liebe, seiner Barmherzigkeit und der Hilfe seines Heiligen Geistes beheben. Das Gegenteil davon ist das Annehmen der Sünde, dieser Welt und ihrer Begrenzungen. Ein solches Verhalten ist nichts für Gottes Volk – es ist nichts für uns!

Verfasser: Frank Bruno

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger