Freundschaften

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„Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.“ Oder: „Wer braucht schon Feinde, wenn man solche Freunde hat?“ Haben wir diese Aussagen schon einmal gehört? Zum Beispiel, wenn eine Beziehung durch das Aufeinanderprallen von Persönlichkeiten und gegensätzlichen Willen zerstört wird?

Dennoch haben wir das Bedürfnis nach Gesellschaft und Freundschaft. Gute Freundschaften sind ein wichtiger Teil unseres Lebens. Natürlich ist klar, dass wir keine Freundschaften mit Menschen pflegen sollen, die uns zur Sünde verführen. Wenn wir Freund der Welt sein wollen, ist Gottes Liebe nicht in uns. Mir geht es hier um wahre Freundschaften, die Gott wohlgefällig sind. 

Die Grundlage einer starken Freundschaft besteht darin, sich mehr um andere als um sich selbst zu kümmern. Die aufrichtige Liebe ist es, die dazu beiträgt, dass man einen Freund behält.

Unbegründete Eifersucht untergräbt die Hilfsbereitschaft mehr als alles andere und zerstört unsere Freundschaft, weil sie Hand in Hand mit Begierde geht, die den anderen ausnützt, anstatt Anteilnahme und Mitgefühl zu zeigen. Misstrauen beeinträchtigt ebenfalls die Freundschaft und die Bereitschaft zur Offenheit und zum miteinander teilen.

Sodann zehren Klatsch und Tratsch freundschaftliche Beziehungen bald auf. Wir kennen bestimmt Menschen, die ständig über andere herziehen—manchmal sogar über diejenigen, die sie als ihre Freunde bezeichnen.

Mich ärgert es, wenn ich mitbekomme, dass jemand hinter meinem Rücken Schlechtes oder etwas Falsches über mich behauptet. Ja, ich weiß, wenn das passiert, sollte man es ignorieren. Es gibt ein Sprichwort: „Stöcke und Steine können meine Knochen brechen, aber Dinge, die mir gesagt werden, verletzen mich nie.“ Es ist aber nicht leicht zu verdrängen, was andere über einen gesagt haben. Die Bibel sagt: „Tod und Leben stehen in der Zunge Gewalt; wer sie liebt, wird von ihrer Frucht essen“ (Sprüche 18,21).

Klatsch und Tratsch, Beleidigungen und falsche Behauptungen vernichten Beziehungen, wie uns Sprüche 18,19 erklärt: „Ein gekränkter Bruder ist abweisender als eine feste Stadt, und Streitigkeiten sind hart wie der Riegel einer Burg.“ 

Sodann stellen wir uns die Frage, wie oft uns unpassende Worte entgleiten mögen, die wir später bereuen. In Sekundenbruchteilen können wir eine Aussage oder Frage durch unsere unzähligen Gehirnzellen überdenken.

Andererseits könnte es sein, dass wir uns zu sehr „anstrengen“, Freunde zu bekommen oder zu behalten. Wenn wir zu entgegenkommend sind (immer mit jemandem übereinstimmen, nur um seine Freundschaft zu gewinnen oder nicht zu verlieren), dann sind wir nicht wir selbst, und die andere Person könnte den Eindruck haben, dass wir unsere eigenen Gefühle verbergen wollen.

Es ist richtig, dass wir beim Entstehen von Freundschaften die Initiative ergreifen sollten. Es wird schwierig sein, neue Freunde zu finden, wenn wir nur darauf warten, dass uns jemand aus unserer Verschlossenheit oder Isolation befreit. Aber es ist wichtig, nicht zu betteln oder jemandem hinterher zu kriechen, um gemocht zu werden. Wir können uns nicht in Beziehungen stürzen und versuchen, Eindruck zu schinden.

Wir können auch keine freundschaftlichen Beziehungen durch Schönreden stärken. Der Begriff bedeutet, dass ein übermäßiges Loben mit Hintergedanken erfolgt. Ein ernstgemeintes Lob hingegen ist ein aufrichtiges Zeichen der Wertschätzung, das nicht auf einen persönlichen Vorteil abzielt. Wir können einer Person den ganzen Tag lang ein gutes Gefühl geben, indem wir ein passendes Wort des ehrlichen Lobes oder der Anerkennung sagen, aber Schmeicheleien sind nutzlos und können sogar weh tun, weil sie ohne wahre Bedeutung sind.

Es ist für erfolgreiche freundschaftliche Beziehungen auch wichtig, dass wir mit Wertschätzung zuhören. Dabei geht es nicht nur um freundliches Schweigen, sondern auch darum, dass wir auf die Aussagen anderer so reagieren, dass sie wissen, dass wir deren Ideen, Gefühle und Erfahrungen für wichtig halten.

Wir können sogar Gespräche mit anderen nutzen, um eine echte Freundschaft aufzubauen. Dazu gehört, dass wir dem Gesprächspartner unsere ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, ohne ihn zu unterbrechen, wenn dies nicht erforderlich ist, und seine Gefühle mit Lob, Ermutigung, Hoffnung unterstützen—aber handeln wir dabei in richtiger Weise, ohne zu schmeicheln. Probieren wir bei dem Gespräch zu erahnen, was der andere fühlt, indem wir uns in seine Lage versetzen.

1. Korinther 13 sagt uns, dass wir unseren Freunden gegenüber positiv eingestellt sein sollen, indem wir zunächst einmal das Beste glauben und nichts Böses denken, aber das bedeutet nicht,  dass wir uns über Ungerechtigkeiten freuen, die sie begehen mögen und die das Gesetz brechen.

Wir müssen unsere Freundschaften kontinuierlich hegen und pflegen. Unstimmigkeiten sind völlig normal. Wenn Freunde nie unterschiedlicher Meinung sind, könnte das ein Zeichen von Teilnahmslosigkeit sein. Personen mit eigenen Standpunkten werden unterschiedlicher Meinung sein. Doch wenn diese Meinungen nicht gegen Gottes Gebote verstoßen, dann sollten sie nicht bewirken, dass eine Freundschaft zerbricht. Wenn zwei Personen ein inniges Gefühl der Sympathie oder Verbundenheit empfinden, werden sie auch konstruktive Gespräche mit abweichenden Ansichten überstehen.

Eine entstehende Freundschaft braucht Zeit und das Engagement beider Seiten, wenn wir sie zu einer erfolgreichen Freundschaft machen wollen. Freundschaft zeichnet sich dadurch aus, dass wir uns mehr um den anderen als um uns selbst kümmern. Besonders erfolgreich sind wir, wenn wir ein liebevoller, großzügiger Zeitgenosse sind—einer, der stets Freundschaften pflegt und bestrebt ist, andere glücklich zu machen. Was hat Christus gesagt? „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete“ (Johannes 15,14). Und das höchste und größte Gebot ist die Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen (Matthäus 22,36-40). 

Verfasser: Christoph Sperzel