Wir mögen behindert sein, doch wir sind niemals ohne Hoffnung

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Die meisten von uns haben im Laufe unseres Lebens irgendwann einmal eine Verletzung erlitten oder wurden von einer Krankheit heimgesucht, die uns beeinträchtigt, behindert und angreifbar gemacht hat. Um ein produktiver und positiver Mensch zu sein, ist ein Gefühl der Unabhängigkeit wichtig. Diese Unabhängigkeit ist das Wesen dessen, was uns ausmacht und wie wir uns selbst wahrnehmen. Wenn wir abhängig sind, sind wir zwar immer noch derselbe Mensch, den Gott erschaffen hat, aber wir mögen uns selbst in einem anderen Licht sehen. Die Notwendigkeit, von anderen abhängig zu sein, ist nicht an sich negativ, und Demut ist eine wertvolle Lektion. Es gibt jedoch unterschiedliche Grade der Abhängigkeit, und die Kontrolle über die eigene Mobilität und die eigenen Entscheidungen ist von großer Wichtigkeit für unser Wohlbefinden.

Wenn wir uns einem chirurgischen Eingriff unterziehen, dann erhalten wir meistens eine Narkose, die uns absolut verletzlich macht. Wir sind darauf angewiesen, dass der Chirurg und das Operationsteam die Atmung sicherstellen und Herzschlag sowie Sauerstoffzufuhr überwachen. Auch wenn wir nicht in der Lage sind, uns um unsere eigenen Grundbedürfnisse zu kümmern, sind wir doch keineswegs allein. In ähnlicher Weise mögen Christen, die mit Alzheimer leben, ihre Umgebung nicht mehr wahrnehmen, und sie mögen Gott nicht mehr in der Weise erkennen, wie sie es vor ihrer Krankheit taten. Dennoch ist Gott immer noch bei ihnen und weiß um ihre Herausforderungen.

Dies wird in Psalm 139,8 deutlich, wo wir lesen: „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.“ Gott ist bei uns und rüstet seine Kinder mit Talenten und Fähigkeiten aus, und wenn diese Fähigkeiten auch durch unseren physischen Zustand eingeschränkt werden können, mögen wir dennoch bei Bewusstsein und anwesend sein. Wenn Menschen im Koma liegen, dann werden sie vom Pflegepersonal in dem Glauben behandelt, dass die Person noch hören kann und Erinnerungen hat, wenn sie schließlich aus diesem Zustand erwacht.

Die Fähigkeit, das Gehirn und den Körper zu heilen, ist eng mit der Verbindung des Menschen zu Gott und seinen Mitmenschen verknüpft. In 1.Samuel 2,6 lesen wir: „Der HERR tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf.“ Auch wenn wir scheinbar von Medikamenten und Maschinen abhängig sind, so sind doch unser Leben und unsere Genesung allein von Gott abhängig. Gott hat Kenntnis von allem, was uns widerfährt. Selbst wenn wir still und vielleicht bewusstlos daliegen, so hat er alles unter Kontrolle.

Als getauftes Mitglied der Familie Gottes wissen wir, dass Gottes Heiliger Geist mit und in uns ist und uns zusätzliche Kraft verleiht, auch wenn wir bestimmte Prüfungen durchleben, einschließlich Krankheiten und Operationen. Wir beten für kranke Geschwister um Heilung und um Gottes mächtiges Eingreifen. Wir befinden uns in Gottes Obhut und sind seinem Willen unterworfen.

Die erste Anwendung von Anästhesie in der Chirurgie erfolgte im Jahr 1846. Trotz der Fortschritte bei der Verwendung derartiger Medikamente ist doch vieles im Hinblick auf die Aktivität des Gehirns während der Narkose noch immer ein Rätsel. Wir wissen, dass unser Gehirn unter Narkose nicht abschaltet, aber die Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen des Gehirns sind stark eingeschränkt. Eine Studie der Harvard Medical School hat gezeigt, dass sich das Gehirn unter Narkose beruhigt und die einzelnen Segmente nicht mehr miteinander kommunizieren. In einem solchen Zustand kann eine Person weder bei Bewusstsein noch funktionsfähig sein. Christen, die sich in diesem Zustand befinden, sind jedoch immer noch mit Gott verbunden, auch wenn sie in diesem Moment nicht in der Lage sein mögen, zu beten. Familie, Freunde und Geschwister beten für die Person, und Gott weiß ganz genau, dass sein Sohn oder seine Tochter eine Prüfung durchmacht. Die Tatsache, dass die Person nicht bei Bewusstsein ist, bedeutet keineswegs, dass sie allein ist.

In Römer 8,26-27 erfahren wir, wie Jesus Christus uns durch seinen Geist beisteht, wenn wir verwundbar sind: „Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich’s gebührt, sondern der Geist selbst tritt für uns ein mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er tritt für die Heiligen ein, wie Gott es will“ (revidierte Lutherbibel 2017). Wenn wir krank sind oder uns in einem veränderten Wahrnehmungszustand wie Koma oder Narkose befinden, wenn wir körperlich am schwächsten sind, dann ist Gott auch in diesen Momenten da, und Christus legt durch den Heiligen Geist Fürsprache für uns ein. Wir sehnen uns nach dem zukünftigen Reich Gottes, wenn wir bei ihm und seinem Sohn sein können. In der Zwischenzeit sind wir den Einschränkungen unserer sterblichen Existenz unterworfen.

Unsere Beziehung zu Gott wird jedoch durch Krankheit oder Bewusstsein nicht verändert. Wir mögen uns verloren und allein fühlen, aber wir sind es nicht. In Jeremia 32,40 sehen wir die klare Verheißung, die Gott seinem Volk gegeben hat: „Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, dass ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun, und will ihnen Furcht vor mir ins Herz geben, dass sie nicht von mir weichen.“ Gott wird uns nicht verlassen, und es ist sein Wille, dass wir immer in seiner Obhut bleiben. Es kann schwierig sein, sich diese Tatsache vor Augen zu halten, wenn wir in einem Krankenhausbett liegen oder in unseren Wohnungen oder gar in unserem Verstand gefangen sind. Wir mögen die Hoffnung verlieren, aber wir müssen uns gewahr werden, dass wir Gott um sein Eingreifen bitten und füreinander beten können.

Es kann hilfreich sein, wenn wir uns daran zu erinnern, dass selbst Jesus Christus darüber sehr bekümmert war, dass der Vater ihn verlassen hatte (vergleichen Sie Matthäus 27,46). Er hat unaussprechliche Schmerzen für uns erlitten, als er die Sünden der Menschheit auf sich nahm. Jedoch hatte Gott Christus nicht verlassen, außer für diesen kurzen Moment am Kreuz, und er wohnt in Ewigkeit beim Vater. Genauso sind auch wir nicht hoffnungslos; wir können auf die Verheißung Gottes und das Opfer seines Sohnes vertrauen. Wir mögen unsere physische Realität in diesem Leben beklagen, doch wir können darauf vertrauen, dass Gott unsere Gebete erhört und das tun wird, was das Beste für uns ist.

Verfasser: Frank W. Bruno

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger