Die Macht der Gemeinschaft

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Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, dass es nicht unüblich ist, die jährliche Kirchenkonferenz als „ein Fest“ zu bezeichnen. Ich habe diese Assoziation bei anderen wie auch bei mir selbst beobachten können. Natürlich wird die Konferenz in der Bibel selbst nicht als ein vorgeschriebenes Fest erwähnt, wie etwa das Laubhüttenfest. Gleichwohl finden sich einige Gemeinsamkeiten, die einen solchen Vergleich nahelegen.

Die Konferenzteilnehmer versammeln sich, wenn möglich persönlich, um die Glaubenslehre zu erörtern, das vergangene Jahr zu besprechen, und um Pläne für die Durchführung des Werkes im kommenden Jahr zu schmieden, sowie für andere operative Details der Kirche. Gedanken und die Gespräche sind geistlichen Fragen gewidmet. Wir nehmen uns viel Zeit, um sorgsam zu überlegen, wie wir Gottes Aufgabe erfüllen, das Evangelium zu predigen und die Herde zu weiden. Neben der Arbeit, die wir in unseren Sitzungen erledigen, verbringen wir als Geschwister auch viel Zeit miteinander. Wir genießen zusammen Mahlzeiten, nehmen an gemeinsamen Freizeitaktivitäten teil und erleben manchmal auch ein kleines Abenteuer miteinander. Ähnlich wie das Laubhüttenfest ist es eine Zeit, um seine Aufmerksamkeit auf die wichtigsten Aspekte des Lebens zu richten und mit Geschwistern, die wir normalerweise das ganze Jahr über nicht sehen, neue Energie für das Jahr zu tanken. Es wundert mich daher keineswegs, dass ich die Konferenz so ohne weiteres als „Fest“ bezeichne, wenn man bedenkt, wie sehr das Werk Gottes und die Freude an der Kameradschaft im Mittelpunkt stehen.

Auf dem Nachhauseweg von der diesjährigen Konferenz wurde mir wieder einmal bewusst, wie wertvoll es doch ist, außerhalb des organisierten Rahmens von Konferenzsitzungen oder Sabbatversammlungen Zeit mit Geschwistern zu verbringen. Nur wenn wir Zeit mit einem anderen Menschen verbringen, sind wir auch in der Lage, jene Art von gemeinsamen Erfahrungen zu machen, durch die eine Beziehung aufgebaut werden kann. Ein einfaches Gespräch über das Leben oder auch nur ein stilles Beisammensitzen kann die Macht haben, das Band der Freundschaft zu knüpfen. Die miteinander verbrachte Zeit hilft uns dabei, den Kontext des Lebens anderer auf einer subtilen Ebene zu erfassen, wodurch unser Einfühlungsvermögen gestärkt und unsere Fähigkeit zur Liebe vertieft wird. Als christliche Brüder und Schwestern besitzen wir das außerordentliche Potenzial, eine bedeutsame Beziehung zu Gleichgesinnten aufzubauen, weil wir dasselbe Ziel haben, das uns motiviert.

Die Anweisung in Hebräer 10,24-25 ist von enormer Bedeutung: „Und lasst uns darauf bedacht sein, dass wir einander anspornen zur Liebe und zu guten Taten: Wir wollen die Versammlung der Gemeinde nicht verlassen, wie es bei einigen üblich geworden ist, sondern einander mit Zuspruch beistehen, und dies umso mehr, als ihr den Tag nahen seht“ (Zürcher Bibel 2007). Wenn wir über diese Bibelstelle nachsinnen, dann erkennen wir nicht nur, wie wichtig es ist, sich zu versammeln, sondern wir verstehen auch die Absicht dahinter. Es ist allzu leicht, im Kampf gegen den Einfluss dieser Welt müde zu werden, die der Gerechtigkeit entgegensteht, nach der wir zu leben versuchen. Tag für Tag weiterzumachen, ohne die Unterstützung anderer, kann zu einer zermürbenden Aufgabe werden. Um es klar und deutlich zu sagen: Wir brauchen einander zur Ermutigung, um an der Liebe und der Gerechtigkeit festzuhalten.

Sich am wöchentlichen Sabbat und an den jährlichen Heiligen Tagen zu versammeln, ist der gebotene und ideale Weg, um dringend benötigte Unterstützung zu bieten und zu empfangen. Wir sind jedoch eine Kirche, deren Mitglieder über große Entfernungen verstreut sind, so dass es nicht immer möglich ist, an den wöchentlichen und jährlichen Sabbatversammlungen persönlich teilzunehmen. Ebenfalls sind wir uns der Tatsache bewusst, dass körperliche Gebrechen eine persönliche Teilnahme unmöglich machen können. In Anbetracht etwaiger Einschränkungen sollten wir uns also sehr sorgfältig bemühen, jene Gelegenheiten zu nutzen, bei denen wir zusammen sein können. Wenn wir in unseren physischen Möglichkeiten eingeschränkt sind, uns am wöchentlichen Sabbat und an den jährlichen Heiligen Tagen zu versammeln, so können wir dennoch auf andere Weise in Kontakt bleiben. Eine einfache Nachricht oder ein Anruf, wenn wir gerade an jemanden denken, kann sehr ermutigend sein, und es erfordert nicht viel Aufwand.

Tatsache ist, dass wir alle Ermutigung brauchen, um bis zum Ende durchzuhalten. Das Leben ist hart, und wenn wir die Umstände in der Welt um uns herum betrachten, so scheint es auch nicht wesentlich einfacher zu werden. Wir können neue Kraft schöpfen, wenn wir die Ermutigung des Paulus an die Thessalonicher lesen: „Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut“ (1.Thessalonicher 5,11; revidierte Lutherbibel 2017).

Verfasser: Eric Rank

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger