Nicht wie ich will…

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Christus gab uns in Johannes 14,13-14 dieses kraftvolle Versprechen:

„Und alles, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht wird in dem Sohn. Wenn ihr etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun“ (Schlachterbibel).

In Matthäus 21,22 fügt er hinzu: „Und alles, was ihr glaubend erbittet im Gebet, das werdet ihr empfangen!“ (Schlachterbibel).

Weiter lesen wir in 1.Johannes 3,22: „[U]nd was wir bitten, werden wir von ihm empfangen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm wohlgefällig ist.“

All dies klingt zunächst einmal ziemlich einfach. Bitten wir Gott den Vater darum, etwas für uns zu tun, dann wird er es ausführen, wenn wir in Christi Namen (mit seiner Vollmacht und durch ihn) darum bitten; wenn wir daran glauben, dass Gott es tun wird; und wenn wir seine Gebote halten und das tun, was vor ihm wohlgefällig ist.

Doch auch wenn wir alle diese Voraussetzungen erfüllt haben, so kann es dennoch geschehen, dass wir die gewünschte Antwort auf unser Gebet nicht erhalten. Bedeutet das nun, dass Gott uns nicht erhört hat, dass er seine Zusage gebrochen hat oder dass er gar unzufrieden mit uns ist, weil wir nicht gehorsam und treu genug sind? Oder bedeutet es womöglich, dass es keinerlei Unterschied macht, ob wir glauben und seine Gebote halten?

Wenn es jemals einen Menschen gab, der Gott niemals ungehorsam war, an dem der Vater Wohlgefallen hatte und der vollkommenen, uneingeschränkten und umfassenden Glauben hatte, dann war es Jesus Christus. Er sagte sogar, dass er wusste, dass sein Vater ihn allezeit hören würde. Einmal jedoch erhielt er von Gott dem Vater nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte.

Natürlich war er gekommen, um für die Menschheit zu leiden und zu sterben, aber als er mit der Realität von Folter und Tod konfrontiert wurde, wollte er das doch nicht durchmachen. Er betete zum Vater, ihn vor dieser furchtbaren Prüfung zu bewahren, die ihn erwartete. Er sagte zu seinen Jüngern, die bei ihm waren: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wacht mit mir! Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber…“ (Matthäus 26,38-39).

Wenn er auch hoffte, dass es einen anderen Weg geben könnte, um das Ziel seines Kommens zu erreichen, so wusste er tief in seinem Inneren, dass es in Wirklichkeit keine andere Möglichkeit gab, und so fügte er hinzu: „… doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (Vers 39).

Er unterwarf sich dem Willen Gottes und machte ihn zu seinem eigenen. Als Petrus bereit war, Christus gegen die Soldaten mit dem Schwert zu verteidigen, um dadurch, wenn auch in törichter Weise, seine Verhaftung zu verhindern, da sprach Jesus zu ihm: „Steck dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?“ (Johannes 18,11).

Und so lesen wir in 1.Johannes 5,14-15:

„Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu Gott: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, worum wir auch bitten, so wissen wir, dass wir erhalten, was wir von ihm erbeten haben.“

Aber woher wissen wir, ob unsere Bitten mit Gottes Willen in Einklang stehen? Und wenn wir es nicht wissen, bedeutet das nicht, dass Zweifel aufkommen und unseren Glauben schmälern werden? Die klare Antwort lautet: „Nein, das muss keineswegs der Fall sein.“ Wenn wir zu Gott beten, dann müssen wir das unbedingte und unerschütterliche Vertrauen haben, dass er uns erhört und uns in der Weise antwortet, die wir uns erhoffen. Und dass er es uns unmissverständlich zu verstehen geben wird, wenn unser Wille von seinem abweicht. Manchmal kommt diese Antwort recht schnell. Unmittelbar nachdem Jesus sein Gebet beendet hatte, war ihm bewusst, dass es keinen anderen Weg gab; die Soldaten kamen, um ihn zu verhaften, und es gab kein Entrinnen.

Aber diese Erkenntnis, dass unser Wille dem Willen Gottes zuwiderläuft, stellt sich womöglich nicht sofort ein. Es mag einige Zeit dauern.

Der Apostel Paulus war ein Mann nach Gottes Herzen. Anscheinend litt er an einer unheilbaren Krankheit und bat Gott bei drei Gelegenheiten – offenbar dreimal während der formellen Prozedur der Einsalbung durch andere Prediger – um Heilung von dieser Erkrankung. Erst nach der dritten Einsalbung wusste er, dass Gott ihn nicht heilen würde, da dies nicht sein Wille war. Paulus beschreibt diese Erkenntnis in 2.Korinther 12,7-9:

„Und damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche. Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit…“ (revidierte Lutherbibel 2017).

Paulus akzeptierte den Willen Gottes. Er fuhr fort: „Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne“ (Vers 9).

Es dauerte eine Weile, bis Paulus zu dieser Erkenntnis gelangte. In der Zwischenzeit hatte er Gott kontinuierlich um Heilung gebeten. Wenn wir noch nicht wissen, ob der Wille Gottes unserer Bitte entgegensteht, dann müssen wir weiterhin im Glauben bitten. Vorzeitig aufzugeben ist keine Lösung, wenn es noch nicht offenbar geworden ist, dass unsere Bitte nicht mit Gottes Willen übereinstimmt.  Christus sagte in Lukas 18,1.7:

„Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten… Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?“ [oder, laut Schlachterbibel: „…wenn er auch lange zuwartet mit ihnen?“].

Gott wird uns seinen Willen mit aller Deutlichkeit zu verstehen geben, entweder sofort oder mit der Zeit. Er kann dies zum Beispiel durch die Umstände bewirken. Wir sollten jedoch wissen, dass es niemals Gottes Wille ist, dass wir sündigen, indem wir seine Gebote nicht halten. Selbst wenn die Umstände „andeuten“ mögen, dass wir den Sabbat oder die jährlichen Heiligen Tage nicht halten „können“, so wäre es keineswegs im Einklang mit dem Willen Gottes, wenn wir den Schluss zögen, dass wir es nicht tun müssen.

Wir sind oftmals mit schwierigen und ungewissen Situationen konfrontiert. Gottes Wille läuft womöglich nicht auf das hinaus, was wir gerne sehen würden, und Enttäuschung im Falle von „nicht erhörten“ Gebeten mag das unvermeidbare Resultat sein. Wir alle durchleben diese Emotionen, aber es ist von immenser Wichtigkeit, zu begreifen, dass Gott das Beste für uns alle im Sinn hat. Und mit der Zeit werden wir ganz deutlich erkennen, warum Gottes Entscheidungen immer die richtigen waren.

Verfasser: Norbert Link

Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger