Paradoxerweise ist unser Leben verschwindend winzig und gleichzeitig von immenser Wichtigkeit. Angesichts der Unermesslichkeit der Schöpfung macht unser Leben nur einen winzigen Augenblick aus. Wir sind ein Staubkorn im Universum. Der Einfluss, den wir mit den größten Errungenschaften auf die Menschheitsgeschichte haben könnten, gerät schnell in Vergessenheit. Und dennoch, im großen Plan Gottes, des Schöpfers aller Dinge, ist unser Leben so bedeutsam, dass er seinen Sohn auch dann als Opfer für unsere Sünden gesandt hätte, wenn wir die einzige Person gewesen wären, die der Erlösung bedürft hätte. Wir sind so klein und die Ereignisse in unserem Leben sind so trivial, und doch ist unser Leben in den Augen Gottes so großartig, dass es von ewiger Bedeutung ist.
Es ist hilfreich, sich diesen Widerspruch jeden Tag vor Augen zu halten. In den guten Momenten, in denen wir womöglich stolz auf unsere Errungenschaften sind, hilft es, sich bewusst zu machen, dass das, was wir geleistet haben, unbedeutend ist, wenn man es aus der Vogelperspektive betrachtet, um das große Ganze zu sehen. Und noch eindringlicher ist die Erkenntnis, dass alles, was wir erreichen können, nur mit Gottes Hilfe möglich ist. Am anderen Ende des Spektrums—in schwierigen Zeiten, in denen wir mit scheinbar unlösbaren Umständen konfrontiert sind—ist es hilfreich, sich daran zu erinnern, dass unsere Probleme eines Tages vorübergehen werden. Selbst wenn wir mit extremen Situationen konfrontiert sind, wenn unser Leben in Gefahr ist, so hilft es doch zu wissen, dass eben dieses Leben in Gottes großartigem Plan nur eine vorübergehende physische Existenz ist, die schließlich einer ewigen Existenz weichen wird. Die Erkenntnis, dass unser Leben vergleichsweise kurz und unbedeutend ist, hilft dabei, unseren Hochmut zu zügeln und Schwierigkeiten zu überwinden. Aber der Glaube, dass wir für Gott so wichtig sind, dass er seinen einzigen Sohn geopfert hat, damit wir auf ewig mit ihm in Herrlichkeit leben können, ist unendlich belebend!
Es ist eine enorme Erleichterung, wenn wir die Wahrheit über Gottes Plan begreifen und unsere Rolle darin verstehen. Die Erfahrungen, die wir jetzt machen und die uns entweder in Freude schwelgen oder in Trauer versinken lassen, verlieren ihre Macht über uns, weil wir wissen, dass es etwas viel Größeres gibt, auf das wir voller Freude blicken können. Allein der Geist Gottes ermöglicht es uns, die Größe von Gottes Plan zu begreifen. „Sondern wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und was in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen der Gottes“ (1.Korinther 2,9-10; neue Lutherbibel 2009). Die Zukunft, die vor uns liegt, übersteigt die Fähigkeit des physischen Menschen, sie ohne den Geist Gottes zu begreifen. Wenn wir die Wahrheit, die vom heiligen Geist inspiriert ist, in unserem Leben wirken lassen, dann wird sie uns als kraftvoller Wegweiser dienen. Das Wissen um das, was Gott für uns vorbereitet hat, macht unsere Nöte erträglich und belässt unsere materiellen Freuden im angemessenen Rahmen.
Obwohl wir Gottes großartigen Plan verstehen – was uns durch den heiligen Geist ermöglicht wird – ist es umso erstaunlicher, dass wir nur einen flüchtigen Blick auf das werfen können, was die Zukunft bereithält. Wir mögen die Ewigkeit und die Verherrlichung theoretisch verstehen können, aber wir sind nicht in der Lage, sie in diesem Moment zu erleben. Ohne diese Erfahrung ist unsere Erkenntnisfähigkeit nur begrenzt. „Denn wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem undeutlichen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, genau wie auch ich erkannt bin“ (1.Korinther 13,12; neue Lutherbibel 2009). Wenn wir also, solange wir an unsere physische Existenz gebunden sind, nur ansatzweise begreifen können, was Gott für uns bereithält, wie viel größer wird dann dieses herrliche Leben tatsächlich sein? Die Zukunft, die Gott geplant hat, übersteigt jede Vorstellungskraft.
Die Betrachtung der Größe von Gottes Wahrheit muss unsere Betrachtungsweise bestimmen. Jedoch muss die Größe von Gottes Plan die Bedeutung unserer realen Erfahrungen keineswegs schmälern. Wir brauchen nicht unser ganzes Leben lang die Augen verschließen und davon ausgehen, dass unsere Erfahrungen wertlos sind. Im Gegenteil, sowohl die Schwierigkeiten als auch die guten Zeiten sind Erfahrungen, die uns etwas lehren sollen. Um in unserer Berufung zu wachsen, müssen wir durch all dies hindurchgehen. Erinnern wir uns daran, dass Jesus Christus als ein Mensch, wie wir, auf die Erde kam, um das Leben zu erfahren und um zu leiden wie wir. Nur weil wir uns auf das ewige Leben freuen können, bedeutet das keineswegs, dass unser jetziges Leben nicht von Wert ist. Vielmehr verstehen wir, das Leben in der richtigen Perspektive zu sehen. Das Leiden in diesem Leben ist schwierig. Aber im Verhältnis betrachtet, ist unser jetziges Leiden unbedeutend im Vergleich zu unserer großartigen Zukunft. „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll“ (Römer 8,18). Die Erfahrungen, die wir jetzt machen, ermöglichen uns, unsere Beziehung zu Gott zu entwickeln, was uns zu einer so gewaltigen Herrlichkeit führen wird, dass sie das Gewicht all unserer früheren Leiden aufheben wird.
Wir müssen die uns verbleibende Zeit auf dieser Erde nutzen, um Gott näher zu kommen und uns der Vollkommenheit immer mehr anzunähern. Wir haben die Hoffnung auf die Ewigkeit, die uns durch die guten und die schlechten Zeiten leitet, damit wir nicht vom Weg abkommen. Wir können uns auf eine großartige Zukunft freuen und haben heute das Privileg, sie zu verstehen. „Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich’s ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Philipper 3,13-14).
Verfasser: Eric Rank
Ursprüngliche Übersetzung: Daniel Blasinger